Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 91

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Wer angesichts dieser Fakten noch immer von einer Schlechterstellung der Frauen und der Familien spricht, wer in letzter Minute mit unausgegorenen Konzepten kommt, wie Kollege Gusenbauer und seine Genossinnen und Genossen, und nicht einmal weiß – er hat heute in seiner Rede nicht darauf hingewiesen –, dass die Familienbeihilfe ab 2003 um 1 200 S erhöht wird, will offensichtlich eine gute Sache für alle Familien in diesem Land mit Gewalt schlechtreden. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Mertel: Ab wann?)  – Ab 2003.

Aber die SPÖ kann ja in Wien ruhig zeigen, was sie alles für die Familien tut! Wenn ich mir allerdings den Vergleich mit den von der ÖVP regierten Ländern anschaue, dann stelle ich fest, die Situation in Wien sieht eher traurig aus. Nur ein Beispiel: Die Eltern in Niederösterreich zahlen keinen Kindergartenbeitrag – im Gegensatz zu den Eltern im sozialistischen Wien. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von SPÖ und ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Eine gute Familienpolitik muss darauf abzielen, dass die Eltern nicht durch ihre Unterhaltspflicht gegenüber ihren Kindern im eigenen Lebensstandard nachhaltig absinken. Zirka 150 000 Kinder leben derzeit in Österreich an der Armutsgrenze. Es muss gelingen, diese Kinder und ihre Familien aus dieser Situation herauszuführen. Das Kinderbetreuungsgeld ist ein wichtiger Schritt dazu. Österreich wird damit zum familienfreundlichsten Land in Europa. (Ruf: Der Welt!)

Die Familie ist die Keimzelle des Staates, das zentrale Element unserer Gesellschaft. Ihr Wohlergehen sollte uns allen ein Anliegen sein – fernab von jeder kleinkarierten Parteipolitik und Schlechtrederei, wie die Linke sie derzeit so oft betreibt. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Prinz: Ein wirklich wahrer Schlusssatz!)

14.03

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Parfuss. – Bitte.

14.03

Abgeordnete Ludmilla Parfuss (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Da ich schon die achte Rednerin meiner Fraktion zu diesem Thema bin, liegt unsere Position natürlich bereits klar auf dem Tisch. Ich fasse daher zusammen: Ich denke, dass jeder in diesem Haus der Meinung ist, dass Kinder zu bekommen und Kinder zu erziehen eine schöne, erfüllende Aufgabe ist.

Ich möchte zu dieser Diskussion meine ganz persönlichen Erfahrungen beitragen. Ich habe das Glück, zwei Söhne zu haben. Es ist sehr wichtig, auch ihr Alter zu erwähnen: Der eine ist 31, der andere ist 26, das heißt, sie sind wirklich aus dem Gröbsten heraus. Ich habe gemeinsam mit meinem Mann die Kinder auf dem Weg ins Erwachsenenalter begleitet, geführt (Abg. Gaugg: Und das trotz SPÖ!), und ich kann sie auch jetzt noch unterstützen und beraten. Ich bin stolz auf sie, sie sind für mich ganz wichtige Partner geworden, und wir nehmen gegenseitig sehr starken Anteil am Leben des jeweils anderen.

Aber so schön es war und ist, meine Damen und Herren, über weite Strecken war die Aufgabe der Kinderbetreuung und der Erziehung eine sehr schwierige Aufgabe (Abg. Gaugg: Trotz SPÖ!)  – schwierig, obwohl ich Unterstützung durch meinen Mann und meine Familie erhalten habe. Und die Schwierigkeiten – das weiß ich aus eigener Erfahrung – haben sich potenziert, je mehr ich mich auf meine Weiterbildung und auf meine Berufstätigkeit konzentriert habe.

Es hat vor ein paar Jahrzehnten sehr wenig Hilfestellung für Mütter gegeben, die wieder berufstätig werden oder sich weiterbilden wollten. Ich hatte das Glück, dass es in spezifischen Bereichen bereits erste Möglichkeiten gab, und ich habe sie gerne in Anspruch genommen.

Die Kinderbetreuung habe ich allerdings in meinem Bekanntenkreis einholen müssen, und zwar auf Grund des mangelnden Angebotes von der öffentlichen Seite. (Abg. Gaugg: Jetzt bekommen sie dafür Geld und können das bezahlen!) Und ich erinnere mich, dass es oft sehr unangenehm war (Abg. Gaugg: Ich habe gedacht, es war alles so super! Wer war damals Sozialminister?!)  – hören Sie mir zu! –, es war oft sehr unangenehm, diese Hilfe in Anspruch nehmen zu


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite