Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 187

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Parlament darüber einig – und auch im Ausschuss war das so –, dass wir alle schlimmen Formen von Kinderarbeit ächten. Da scheint man sich leicht zu tun, weil man – und das war auch dem Debattenbeitrag des Kollegen Brugger zu entnehmen – dieses Thema irgendwo anders vermutet. Das stimmt auch zum größten Teil. Millionen von Kindern werden nicht nur gezwungen zu arbeiten, sondern auch gezwungen, Krieg zu führen. Die Orte, an denen das geschieht, sind hauptsächlich nicht in Europa, sondern in anderen Ländern.

Ich gebe Ihnen dazu nur zwei Beispiele, und zwar aus der heutigen "Neuen Zürcher Zeitung", damit man nicht glaubt, es sei so selten und gehöre der Vergangenheit an. Die eine dieser zwei Meldungen lautet: "Kakao soll ohne Kinderarbeit produziert werden – Abkommen in Washington unterzeichnet". Die großen Verbände der Schokoladenindustrie haben gemeinsam mit der Internationalen Arbeitsorganisation, der amerikanischen Entwicklungshilfebehörde und etlichen Nichtregierungsorganisationen sowie Vertretern der Regierung der Elfenbeinküste ein Abkommen unterzeichnet. Es ist ein wichtiger Schritt, dass amerikanische Verbände in diesem Fall ein Land dazu bringen, der Kinderarbeit – Elfenbeinküste ist dafür bekannt – zu entsagen. Das ist ein wichtiger Schritt.

Aber gleichzeitig sehen wir – und das ist die zweite Meldung, auch aus der "Neuen Zürcher Zeitung" von heute –: "Ohne Wachstum keine Armutsbekämpfung"; kleines Unterkapitel: "Sanktionen und Kinderarbeit". Der Punkt ist der: Überall dort, wo es extreme Armut gibt, ist Kinderarbeit ganz selbstverständlich. Den direkten Zusammenhang zwischen Armut und Kinderarbeit gibt es.

Wenn wir Kinderarbeit ächten wollen, dann müssen wir zuerst Armut ächten, sonst funktioniert das nicht. Man kann nicht nur die Kinderarbeit ächten und so tun, als ob es keine anderen Rahmenbedingungen gäbe. Das ist der Punkt, meine Damen und Herren, den ich Ihnen auch für Österreich mitgeben möchte.

Es ist ja nicht so, dass wir uns immer, zu allen Zeiten und auch bis in jüngste Zeit, mit der Kinderarbeit so leicht getan hätten. Selbstverständlich war das auch in Österreich ein Thema, selbstverständlich gab und gibt es hier Formen der Kinderarbeit, wenn auch nicht die schlimmsten Formen der Kinderarbeit. Ich kenne auch noch die Zeiten, als bei uns auf dem Land selbstverständlich Kinder nach der Schule nicht nur auf dem Feld gearbeitet haben und arbeiten mussten, oder manchmal auch statt der Schule arbeiten mussten, sondern auch an Formen der Heimarbeit teilnehmen mussten, weil die Familie Geld aufbringen musste. Das heißt, der Zusammenhang zwischen Kinderarbeit und Armut gehört in diesem Kontext thematisiert.

Wir können froh sein, dass wir in einem einigermaßen reichen Land leben und diese Probleme nicht mehr haben. Aber wenn wir das Thema ernsthaft betrachten wollen, dann lässt sich das wohl nicht machen, ohne das Thema Armut und die Ächtung der Armut auch in diesem Kontext darzustellen. (Beifall bei den Grünen.)

21.54

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Staffaneller. – Bitte.

21.54

Abgeordneter Norbert Staffaneller (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Ich freue mich auch darüber, dass wir, die Fraktionen hier im Hause, einer Meinung sind, was die Kinderarbeit betrifft.

Zu meinem Vorredner möchte ich sagen: Ja, in Österreich hat es vor nicht so langer Zeit noch Kinderarbeit gegeben. Wenn ich etwa an die Nachkriegszeit denke, stelle ich fest, dass viele von uns betroffen waren. Wir müssen auf der Hut sein, dass es nie mehr so kommen wird. Wir müssen hier zusammenarbeiten und auf der Hut sein.

Sehr geehrte Damen und Herren! Der bessere Schutz der Kinder, die Notwendigkeit der freien Entwicklung und Entfaltung der Kinder und Jugendlichen war schon immer ein großes Anliegen


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