Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 199

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schule besuchen, und der Bund finanziert die Mittelschule. Auch das sollte man in die Überlegung miteinbeziehen, wenn man hinterfragt, was Sie hier planen. (Abg. Amon: Dann ist aber der Umkehrschluss auch zulässig!) Der Umkehrschluss? – Über Bildungsverläufe und die Durchlässigkeit, Kollege Amon, reden wir später, reden wir wirklich später. Jetzt nicht, Herr Kollege Amon! (Abg. Mag. Schweitzer: Es könnte ja sein, dass der Häupl gerne die Bundesschulen hätte!)

Für mich ist aber eines klar: Wenn wir wollen, dass wir möglichst viele bestausgebildete junge Österreicherinnen und Österreicher haben, wenn wir wollen, dass Chancengleichheit und -gerechtigkeit in der Bildung in diesem Land auch weiterhin für alle zugänglich bleibt, dann ist das Prognoseverfahren mit Sicherheit nicht das geeignete Mittel, da in irgendeiner Form etwas Essentielles zu verändern. Verändern müssen wir die Schule der 10- bis 14-Jährigen.

Wenn Sie, Frau Bildungsministerin, uns das Beispiel Alpbach bringen, dann kann ich dazu nur gratulieren. Das ist eine, wie Sie sagen, 100-prozentig von allen Schülerinnen und Schülern besuchte Schule, also eine gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen, die bestens funktioniert, und das ist durchaus ein sehr herzeigbares Modell. Ja was heißt das? – Das ist ein regional bestens funktionierendes Modell. (Abg. Amon: Frau Kollegin Schasching! Dort gibt es Leistungsgruppen!) Das ist ein gutes Beispiel, und das könnten wir uns auch für unsere bildungspolitische Arbeit durchaus als Ziel vornehmen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

20.51

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Brinek. – Bitte.

20.51

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Geschätzte Vorrednerin! Natürlich ist die Frage des Kollegen Amon berechtigt. Wenn Sie jetzt dem Bund das Motiv unterstellen, abschieben zu wollen, damit Lasten abgeschoben werden, könnten man genauso fragen: Wollten andere Länder, das heißt Bundesländer, das auch schon dem Bund als Last in die Schuhe schieben? – Lassen wir Zuordnungen dieser Art, sie führen vom pädagogischen Weg weg!

Was ist die pädagogische Frage? – Sie haben gefragt: Wer braucht das? Oder die Vorredner haben gesagt: Das ist überhaupt nicht notwendig! – Jeder, der die heutige Ausgabe des "Kurier" gelesen hat, hat darin nur Beispiele und Belege dafür gefunden, dass es zumindest eine Nachdenkpflicht dazu gibt. Ob das dann – wie haben Sie so schön gesagt, Frau Ministerin? – Bildungswegorientierungsverfahren heißt oder Prognoseverfahren, darüber soll Professor Dr. Posch mit dem Institut streiten; daran werden wir uns sicher nicht festklammern.

Tatsache ist auch: Wenn man sich die AHS und die Hauptschule mit den jeweiligen Bildungszielen und die Schüler, die dort hingehen, ansieht, dann kommt man zu dem Schluss: Aus der gegenwärtigen Perspektive würde das heißen, dass es in Wien in hohem Maße geeignetere Schülerinnen und Schüler gibt, die schon die besseren Ausgangssituationen für Studierfähigkeit, Studienreife besitzen oder die Absicht haben, diese am Ende der AHS zu erreichen, was aber heißen würde, dass das aber für Landkinder nicht in dem Maße zutrifft. Da würde ich als Psychologin schon sagen: Das möchte ich mir gerne ansehen!

Dieses intendierte Untersuchen und Entwickeln eines solchen Verfahrens geht nämlich von einem sehr dynamischen Begabungsbegriff aus, wie das so schön heißt, und unterstützt nicht die These, dass es so laufen sollte, wie es jetzt ist. Wie sagt die Professorin da in der zitierten Tageszeitung? – Die Eltern sagen: Probieren wir es aus, es wird schon irgendetwas herauskommen! – Das ist nicht das, was ich mir als optimal vorstelle, sondern ich wünsche mir die geeignetste Förderung, damit es so etwas wie ein "Sich-begaben", ein "Begabt-werden", ein Hilfe- bekommen in der Selbstbegabung gibt. Und da kann es nur Beratung, mehr Aufklärung, mehr Hilfe darin geben, damit man schon die bessere, die geeignetere, die einem in diesem Alter nahe liegende Schule wählt – mit der absoluten Durchlässigkeit für weitere Bildungsentscheidungen.


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