Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 200

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Ich glaube, ich verstehe das richtig, dass das auch durch einen Antrag der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter zur Bundesarbeiterkammer-Hauptversammlung für den 23. November unterstützt wird, wenn ich hier lese: "Antrag FSG: Die Hauptversammlung fordert, dass die Rate der Jugendlichen, die einen Hauptschulabschluss erlangen, erhöht werden soll." – Ja, das ist ein Motiv, das hier auch mit in Diskussion steht, aber wenn am Ende herauskommt, dass es nur geeignetere, treffendere und kindgemäßere Schulentscheidungen gibt, bin ich auch schon zufrieden.

Um dieses Nachdenken, dieses Entwickeln zu beginnen, haben wir diesen Antrag gestellt, und ich hoffe, dass sehr viele diesem Antrag zustimmen werden. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

20.54

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Faul. – Bitte.

20.54

Abgeordneter Christian Faul (SPÖ): Herr Präsident! Sehr verehrte Frau Ministerin! Frau Ministerin, ich bin ein bisschen enttäuscht von Ihnen, wenn Sie immer die Kinder so vor sich herschieben oder sich hinter den Kindern verschanzen, wenn es Ihnen darum geht, Ihre eigene Bildungsideologie durchzusetzen.

So war es auch letzte Woche im Unterrichtsauschuss. Ich muss sagen, da fand ein erbittertes oder ver bittertes Ringen der Bildungssprecher der beiden Regierungsparteien nach den Argumentationen für dieses Prognoseverfahren statt, das in letzter Konsequenz nur zu einem einzigen Ergebnis führen soll, und zwar zu einer Bildungsselektion nach einem FPÖ- und ÖVP-Muster – Kollege Grollitsch, wir haben es heute schon gehört, war ja so ungeschickt und hat es auch gesagt –, zur Wiedereinführung der Aufnahmeprüfungen in der AHS für alle Schüler. Das war selbst Ihnen, Frau Minister, ein bisschen zu viel, wie ich Ihrer Mimik entnehmen konnte. Und das ist auch uns zu viel: diese permanenten Versuche, die österreichische Bildungspolitik durch Maßnahmen wie die Studiengebühren, den Rohrstaberlerlass und dieses unsinnige Prognoseverfahren wieder zu reaktionieren (Abg. Amon: Darum geht es ja nicht!) und gute Bildung und Ausbildung nur denen zukommen zu lassen, Kollege Amon, die aus gutem Hause sind und deren Eltern es sich leisten können, diese Bildung für ihre Söhne und Töchter zu finanzieren. Das ist das, was wir nicht wollen! (Abg. Amon: Kollege Faul, darum geht es überhaupt nicht!)

Bezüglich dieser angestrebten Bildungsselektion im Volksschulalter, Frau Ministerin, ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass diese Bildungs- und Ausbildungsentscheidung auf alle Fälle zu früh getroffen würde. Dies hat wiederum auch nur eine Ursache, Kollege Amon: dass Sie die Urangst in sich tragen (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Amon )  – hören Sie mir zu, Herr Kollege Amon! –, dass über die Schülerströme in die AHS, wie Sie es gesagt haben, die Gesamtschule über die Hintertür eingeführt werden könnte. Das ist das Einzige, was Sie beschäftigt! Um dagegen anzutreten, ist Ihnen wirklich nahezu jedes Mittel recht: Sie desavouieren die Volksschullehrer, die sich wirklich gewissenhaft Gedanken über die Einstufung ihrer Schüler gemacht haben, sie ignorieren deren Zeugnisse, die sie gewissenhaft ausgestellt haben, und mit gleicher Hochnäsigkeit ignorieren Sie auch deren Bemühungen, gemeinsam mit den Eltern einen Bildungsweg, den besten Bildungsweg für die Schüler, für die Kinder vorzubereiten.

Folgendes, Herr Kollege Amon, haben Sie bei Ihrem Prognoseverfahren, von dem Sie erstens einmal nicht wissen, wie es aussehen soll – das haben wir heute gehört –, von dem Sie auch nicht wissen, was es letztlich prognostizieren soll, und bei dem Sie auch nicht wissen, wer prognostizieren soll, sicherlich nicht bedacht: dass es die Eltern sein werden, die sich mit ihren Kindern und in der Sorge um ihre Kinder keinen Deut um Ihr Prognoseverfahren scheren und ihre Kinder dort unterbringen werden, wo sie sie auch bisher schon untergebracht haben.

Herr Kollege Amon! Das hat ja auch Ihre Mutter gemacht. Entgegen dem Rat der Lehrerin hat Ihre Mutter Sie in eine weiterbildende Schule geschickt. Sie sind heute der Nutznießer davon, und gerade weil Sie der Nutznießer sind, verstehe ich überhaupt nicht, dass Sie für die jetzige Generation die Schranken in einem System aufbauen, das Sie sehr wohl selbst ausgenützt


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