Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 201

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haben. Das ist für mich unverständlich, Herr Kollege Amon! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Amon: Man muss nicht alles glauben, was Sie sagen!)

Herr Kollege Amon! Sie haben auch nicht genau nach den Ursachen der, wie Sie meinen, verfehlten Schülerströme in den Ballungsräumen geforscht. Reden Sie einmal mit den AHS-Lehrern, mit den Direktoren, die vor dem Hintergrund der Beschäftigungspolitik für Ihre Lehrerinnen und Lehrer die Eingangsstufen in die AHS erleichtert haben, die alle Unterrichtsformen der Hauptschulen übernommen haben und damit letztendlich den Hauptschulen das Wasser abgegraben haben! Im Unterschied zu Ihnen, Herr Kollege Amon, kenne ich die Praktiken der AHS-Lehrer – ich sehe sie jeden Tag –, um den Hauptschulen Schüler wegzunehmen.

Sehr verehrte Frau Bundesminister! Sie sind immer für einen freien Bildungszugang gestanden. Sprechen Sie sich gegen diesen unsinnigen Antrag der Bildungssprecher der Regierungsfraktionen aus und setzen Sie damit ein Zeichen gegen eine so frühe Bildungszensur und gegen eine Bildungszensur im Allgemeinen! (Beifall bei der SPÖ.)

20.58

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. – Bitte. (Abg. Dr. Khol: Jetzt kommt ein vernünftiger Mensch! – Abg. Dr. Grollitsch  – auf dem Weg zum Rednerpult –: Ein ungeschickter!)

20.58

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Es hat geheißen, die Nebel lichten sich, weil man bei diesem Prognoseverfahren etwas konkreter wird. Es haben sich am Ende der Ausschussarbeit auch die Nebel bei der Sozialdemokratie gelichtet: Die "Einheitsschule" – zwei Ihrer Genossen haben das Wort ja in den Mund genommen – ist also das ausgegrabene alte, neue Ziel der Sozialdemokratie. Und wenn man in einem Prognoseverfahren oder – wie ich mich ausgedrückt habe – in einem Aufnahmeverfahren – und auch das ist kein Schimpfwort – die Antwort sucht, dann sind das alles hehre Motive und sonst gar nichts.

Es ist sehr ungebührlich, Herr Kollege Faul, wenn Sie der Frau Bundesministerin unterstellen, sie schiebe die Kinde vor sich her. Das ist zumindest ungebührlich für eine engagierte Lehrerin, die sie war und im Herzen auch noch ist. Das habe jedenfalls ich in den Jahren der Zusammenarbeit, auch von der Oppositionsseite her, erleben dürfen. (Abg. Faul: Die Frau Bundesminister kann sich selber wehren!)  – Ob sich nun die Frau Bundesministerin selbst wehren kann oder nicht, ist ihre Sache, aber ich habe es als ungebührlich empfunden, und das wollte ich Ihnen auch sagen. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ob Sie mich nun ungeschickt nennen oder nicht, das halte ich beides aus, wahr ist, dass hier zum Wohle der Schüler, zum Wohle ihrer Eltern ein Verfahren erstrebt wird, das inhaltlich in keiner Weise ausgeformt ist. Kollege Brosz schimpft tatsächlich gegen etwas, was gar nicht gegeben ist. Es ist nur eine Willenserklärung. Der Ausschuss ist zwar etwas weiter ins Detail gegangen, aber trotzdem ist es ein Projekt geblieben, das wir mit dieser Willenserklärung anstreben.

Wir Freiheitlichen stehen also wirklich voll dazu. Wir meinen, dass man überforderten Kindern – und deren gibt es leider immer mehr – zumindest so wehtut wie jenen, die Sie im Auge haben, die möglicherweise durch den Rost fallen. Aber auch da habe ich keine besonderen Sorgen: Nennen Sie mir einen einsehbaren Grund, warum auf dem Land bei den 10-Jährigen nur eine Minderheit geeignet sein soll, in die AHS zu gehen, und in der Großstadt mehr als die Hälfte! Die Lehrer der AHS gehen ja mit Werbetrommeln herum, um die Schüler zu sich zu holen – die Gründe dafür kennen wir auch –, und das ist nicht gut. (Präsident Dr. Fischer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Es gibt neue gesellschaftliche Situationen, es gibt andere Ansprüche an die Schüler, es gibt, wie wir aus der Arbeitszeitstudie der Lehrer erfahren haben, auch bei den Lehrern ganz andere Probleme. Frau Kollegin, Sie kennen sie ja selbst. Es sind soziale Probleme, nicht das Problem der Wissensvermittlung. Wir brauchen eine neue Didaktik in den Schulen, wir brauchen aber


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