Sie sprechen immer von der Elite. Diese wollen auch wir, aber die Elite braucht ein starkes Fundament, sonst kommt es nicht zur Bildung einer Elite. Dieses Fundament kann nur aufgebaut werden, wenn die Kinder nicht zu früh durch irgendwelche abstrusen Auswahlverfahren oder Berufswegsentscheidungen – oder wie immer Sie das genannt haben – selektiert werden. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald. )
Die PISA-Studie ist wirklich aufschlussreich. Österreich liegt im guten Mittelfeld, aber die Frage ist: Wie lange noch? – Die Freude hier in Österreich war groß, hauptsächlich weil wir einen Punkt vor Deutschland waren. Aber dann frage ich mich: Warum sind wir nicht an der Spitze? Wie können wir an die Spitze kommen? Und vor allem: Was tun Sie dazu, damit wir nicht dorthin gelangen? – Das finde ich sehr bedenklich.
Wenn man sich anschaut, warum zum Beispiel Finnland und Korea weiter vorne als Österreich liegen, dann zeigt sich etwas, was Sie seit Jahren zu verhindern versuchen. Die Antwort ist einfach, dass diese Länder konsequent an der Chancengleichheit weiterarbeiten. (Abg. Dr. Brinek: Ja, Korea ganz besonders!) Das ist ein Punkt, den die Sozialdemokratie immer für einen der wichtigsten gehalten hat: gleicher und freier Zugang zur Bildung für alle! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Amon: ... 50 Schüler in einer Klasse!)
Was wir fordern, sind Reformen, freier Bildungszugang und flexible Kooperationen in den Schulen, in den Schulen der Jugendlichen – also in den Schulen der 10- bis 14-, 16-Jährigen – und auch in den Ganztagsschulen. Dabei geht es um Ganztagsschulen mit Konzepten, nicht um eine bloße Nachmittags-Aufbewahrung mit einer kalten Jause zwischendurch. Das sollen nicht Paukanstalten sein, sondern das soll Lebensraum sein. Raum wird da geboten für methodisch neue, lerndidaktische und erzieherische Chancen. In solchen Ganztagsschulen gibt es, wenn mit guten Konzepten gearbeitet wird, auch die Möglichkeit, soziale Kompetenzen aufzubauen. Das ist übrigens ein Bereich, den die Wirtschaft massiv fordert.
Es gibt deshalb Länder, die besser und innovativer sind als Österreich, weil dort nicht gesiebt und weil dort nicht zu früh selektiert wird: weder nach sozialer Herkunft noch nach momentaner Lernschwäche. Dann kann man auch die Eliten herausbilden, die jedes Land braucht. Die Studien belegen übrigens, dass es dabei einen angenehmen Nebeneffekt gibt: weniger Gewalt, selbstbewusstere Kinder, weniger Abbrecher und mehr Neugierde im Bereich des Lernens.
Zwei Punkte möchte ich noch erwähnen; das Land Kärnten, das derzeit unter Landeshauptmann Haider ver blüht – und nicht blüht, wie er glaubt –, ist davon besonders betroffen. (Ruf bei den Freiheitlichen: ... keine Ahnung!) Schulen, aber auch Universitäten, sind massiv von Kürzungen betroffen. Es gibt eine Reihe von Schulschließungen, Degradierungen zu Exposituren und Zusammenlegungen. Es sind davon auch zweisprachige Schulen betroffen, was eigentlich wiederum ein verfassungswidriger Eingriff ist. Und an der Universität Klagenfurt gibt es minus 25,9 Prozent Studierende und minus 29,7 Prozent Erstinskribierende.
Was besonders traurig ist, ist der Rückgang bei Studierenden von über 40 Jahren: Da gibt es ein Minus von 80 Prozent. Ich habe das der Frau Ministerin schon gesagt: Sie zerstört die Lebensplanung von Frauen, die die Chance gehabt hätten, sich im zweiten Bildungsweg Wissen anzueignen.
Ich habe das Gefühl, dass Bildung für Sie nicht wirklich wichtig ist, sondern dass sich die Worte "lebensbegleitendes Lernen" und "Chancengleichheit" in Rauch und Nebel auflösen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
20.00
Präsident Dr. Werner Fasslabend:
Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Faul. – Bitte.20.00
Abgeordneter Christian Faul
(SPÖ): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Wenn man den Schulsprechern der FPÖ so zugehört hat und den Perspektiven, die sie entwickelt und die sich eigentlich immer nur um die Zahlen des Bildungs-