Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 103. Sitzung / Seite 61

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

kulturellen Beteiligung weit bessere Chancen im österreichischen Bildungssystem haben, und dass das im internationalen Vergleich eine klare Abweichung ist.

Alle neun Länder, die bei der zentralen Kompetenz – nämlich der Lesekompetenz – vor Österreich gelegen sind, haben Unterschiede in diesem Ausmaß zwischen den Schulen nicht. Deshalb klar die Aufforderung von PISA: Österreich und Deutschland sind Länder, in denen vom durchschnittlichen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Status der Schulen ein erheblicher Einfluss auf die Schülerleistungen ausgeht. Der Abbau der sozioökonomischen Segregation zwischen den Schulen stellt eine mögliche Strategie dar, um diesem Problem beizukommen.

Es ist also relativ einfach: PISA empfiehlt, von dieser frühen Trennung in Hauptschulen und Gymnasien und den daraus folgenden sozialen Auswirkungen abzugehen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich habe mich im Ausschuss besonders gefreut, als mehrere ÖVP-Politiker ganz stolz darauf hingewiesen haben, dass es in den ländlichen Gebieten hervorragende Hauptschulen gibt. – Das ist auch so, keine Frage. Sie haben dann gesagt: Super! Ihre Kinder gingen in die Hauptschule, und dort sei es überhaupt ganz anders, weil dort gingen eben alle Kinder in die Hauptschule. – Worauf ich gesagt habe: Wunderbar! Wenn alle Kinder in eine Schule gehen, wie würden Sie dieses System dann nennen? Ich hätte gemeint, so etwas wäre eine Gesamtschule.  – Die ÖVP hat das bis dahin grandios verteidigt, aber in dem Moment kam der große Umstieg. Dann hieß es sofort: Keinesfalls, das geht nur auf dem Land, in den Städten geht das nicht!

Man möge mir bitte erklären, warum ein ländliches System von der ÖVP verteidigt wird und alle meinen, dort soll es so sein, aber anderswo geht das nicht!

Bei der Schulkooperation ist unser Ansatz: Wir wollen in Richtung einer gemeinsamen Schule gehen. Wir wollen auf Basis auch der Ergebnisse der PISA-Studie zu einer Gesamtschule kommen. Aber was jetzt der Fall ist, ist etwas anderes. In Graz ist der Schulverband Mittelschule gefährdet. Er wird vermutlich aufgelöst werden, weil die gesetzlichen Bedingungen fehlen, weil die Zuteilungen über den Landesschulrat im nächsten Jahr nicht mehr erfolgen werden. Es war das ein Modell, in dem Hauptschullehrer und Gymnasiallehrer an beiden Schultypen unterrichten konnten. Aber der Landesschulrat hat festgestellt, diese Zuteilung wird es nicht mehr geben.

In Wien stehen wir vor der Situation, dass auch die Kooperative Mittelschule – ein Ansatzpunkt zumindest – wieder in Frage gestellt wird und es keine gesetzlichen Lösungen gibt. In der Praxis wird selbst das abgebaut, was bis jetzt erreicht wurde. Das ist der zentrale Punkt. Man kann über die Zielperspektive diskutieren, aber Sie stellen auf Grund ideologischer Vorbehalte auch ein System in Frage, das in Wien offenbar funktioniert hat.

Sie werden sich schwer tun! Sie werden die Eltern nicht dazu bringen, ein System der Selektion, der Segregation mitzutragen und davon begeistert zu sein. Wenn Sie sich nicht auch an den Vorgaben und Wünschen der Betroffenen orientieren, dann wird dieses System zum Scheitern verurteilt sein.

Ich komme zum nächsten Punkt, bei dem ich etwas kürzer verweilen werde, und zwar zu den Klassenschülerhöchstzahlen. Da gebe ich dem Kollegen Amon durchaus Recht: Es ist nicht von einem Tag auf den anderen möglich, die Klassenschülerzahlen zu senken. Nur: Es ist nicht uninteressant, dass Sie sagen, die Schülerzahlen sinken. – Das ist korrekt. Das wird in nächster Zeit auf Grund der demographischen Entwicklung so sein. Daher könnte man sagen: Versuchen wir, auch auf Grund der sinkenden Schülerzahlen die Klassenschülerzahlen sukzessive zu senken.

Aber was machen Sie? – Wir haben seit zwei, drei Jahren steigende Klassenschülerzahlen. Es geht Ihnen nicht darum, diesen Effekt des Sinkens auszunutzen, sondern darum, dass es durch geringere Zuteilungen zum Steigen der Klassenschülerzahlen kommt. Sie machen genau das Gegenteil. Sie werden weniger Schüler haben – und trotzdem steigen die Klassenschülerzah


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite