Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 107. Sitzung / Seite 159

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Wir haben kürzlich im Untersuchungsausschuss auch über geförderte Projekte gesprochen. Da ist mir eines besonders in Erinnerung, was es, glaube ich, durchaus wert ist, auch vor einem breiteren Publikum zum Besten gegeben zu werden. Es gab den geförderten Verein "Virginia Woolf", der sich darin ausgezeichnet hat, dass sich die Damen, die dort beschäftigt waren, in völliger Unkenntnis jenes Tatbestandes, der sich einen Tag vorher abgespielt hat, befunden haben. Die haben weder gewusst, wo ihr Verein ist, wie er ist, seit wann er besteht, noch wer verantwortlich war, wer die Bücher geführt hat, wer was getan hat. Es hat allerdings darin gegipfelt, dass die Damen Kinder unterrichtet haben, dafür ordentlich Geld kassiert haben, Pseudoarbeitsplätze geschaffen haben (Abg. Dr.  Glawischnig: 200 000 € im Jahr!) und die Kinder in der Form unterrichtet haben, dass sich die Kinder nach einem Lernjahr selbst beurteilt haben mit den Worten: Ich kann zwar nicht besonders lesen und auch nicht besonders schreiben, aber ich kann gut raufen und mich verteidigen. Wenn ich mich mit meiner Freundin gestritten habe, dann vertöchtern wir uns. – Das war der Tenor dieser Schulausbildung. (Abg. Öllinger: Was ist Ihr Problem dabei?)

Ich finde es fahrlässig, wenn man Kinder in dieser Form ausbildet, denn das sind die, die auf dem Arbeitsplatz nicht bestehen können, Herr Kollege. Qualifizierte Ausbildung ist heute notwendig! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.) Das, was dort gemacht wird, ist ein Unsinn! So kann niemand in der Arbeitswelt bestehen! Dann beklagen Sie, dass die Frauen zu wenig Unterstützung bekommen und dass sie keinen Wiedereinstieg schaffen.

Es ist jetzt natürlich ein Sprung vom Mädchen zur Frau, das ist keine Frage, aber dort wird ja bitte die Wurzel gelegt. Ich muss Ihnen sagen, dass mir die Unterstützung einer Mutter mit zwei oder drei Kindern, die wieder Geld verdienen gehen muss und wenige Möglichkeiten hat, allemal lieber ist als Projekte von Frauen, die in ganz unglaublicher Art nur in Konfrontation mit der restlichen Gesellschaft leben, die sich eigentlich völlig ausgrenzen. (Zwischenruf des Abg. Öllinger. ) – Selbstverständlich, und ich stehe auch nicht an, darüber zu reden. Alle deuten nur an, Frau Prammer deutet nur an. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Ich sage Ihnen klipp und klar, worum es geht: Mir ist es wesentlich wichtiger, Familien und allein stehende Frauen zu unterstützen und zu fördern als Ihre linken oder lesbischen Projekte (Abg. Dr. Glawischnig: Was soll das?), womit Sie die restliche Gesellschaft zwingen, diese als absolute Norm und unterstützenswerte Gesellschaftsform anzusehen. Ich kann das nicht so sehen, es tut mir Leid. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

18.30

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rauch-Kallat. – Bitte.

18.30

Abgeordnete Maria Rauch-Kallat (ÖVP): Herr Präsident! Frau Staatssekretär! Hohes Haus! Frau Abgeordnete Petrovic, ich finde es doch etwas merkwürdig, dass Sie mehr oder minder an sich selbst eine Anfrage gestellt haben. Sie haben sie natürlich offiziell an den Herrn Bundesminister gestellt, aber als Beamtin der Frauengrundsatzabteilung des Wirtschaftsministeriums müssten Sie eigentlich die gesamte Information, was diese Abteilung tut, warum etwas in diesem Bereich geschieht oder nicht geschieht – diese Abteilung trifft ja letztendlich auch die Entscheidungen –, aus erster Hand haben. Aber ich finde es trotzdem gut, dass Sie die Beantwortung dieser Anfrage zum Anlass nehmen, hier eine frauenspezifische Debatte zu führen, denn ich freue mich über jede frauenspezifische Debatte, die in diesem Hohen Haus stattfindet.

Ich gebe Frau Kollegin Glawischnig Recht: Wir haben ein schweres Defizit, was die Unterschiede zwischen Männer- und Frauengehältern betrifft, ein Defizit, das in den Jahren sozialistischer Frauenpolitik leider nicht kleiner, sondern größer geworden ist. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP. – Zwischenruf der Abg. Mag. Prammer. ) Diesen Vorwurf kann man auch Frau Minister Dohnal, Frau Minister Konrad und Frau Minister Prammer leider nicht ersparen. (Beifall bei der ÖVP.)

In der Verantwortung der Frauenministerien zwischen 1978 und 1999 kam es zu einem stärkeren Auseinanderklaffen dieser Einkommensschere. Das ist Tatsache! Ich bedauere das sehr,


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