Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 111. Sitzung / Seite 84

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diesem Mainstream Marktorientierung so wenig nur zutreffen kann. Das ist sehr schade, weil wir damit auch etwas zerstören, etwas an Klasse und an Qualität zerstören, das über Jahre gewachsen ist und wo es nie dieses Kuriendenken und so weiter gegeben hat. Das ist noch ein Bereich, der sehr frei organisiert war und wo Qualitäten produziert worden sind. Das kann man nicht vergleichen mit einer Technischen Universität, mit einer Wirtschaftsuniversität.

Das werfe ich Ihnen vor, das ist unverständlich, und ich glaube, viele Familien – und es gibt viele begabte Kinder in Österreich –, viele begabte Menschen, die vor dem Eintritt in ein Kunststudium stehen, werden es Ihnen auch einmal vorwerfen, dass Sie bei diesem Gesetz so wenig Rücksicht auf diesen Bereich von Bildungspolitik genommen haben. (Beifall bei den Grünen.)

12.50

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, möchte ich eine Delegation des außenpolitischen Ausschusses der italienischen Abgeordnetenkammer unter der Leitung des Vorsitzenden Gustavo Selva begrüßen. (Allgemeiner Beifall. Abg. Dr. Khol: Niente Italiano, Herr Präsident?)

Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Dr. Povysil. – Bitte.

12.51

Abgeordnete Dr. Brigitte Povysil (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Minister! Meine Damen und Herren! Flieg, Vogel, flieg! – So lautete der Zuruf eines Politikers an die Universitäten, die ihre Autonomie jetzt in die Hand nehmen und nützen sollen. Diese Bundesregierung, meine Damen und Herren, verleiht Flügel! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Zwei Reformschritte im Bereich des Medizinstudiums und der Medizin liegen mir als Medizinerin ganz besonders am Herzen: zum einen die Reform des Medizinstudiums selbst, das wesentlich praktikabler und praxisorientierter werden soll, und zum anderen die Ausgliederung der medizinischen Fakultäten.

Diese Ausgliederung beziehungsweise die Entstehung von medizinischen Universitäten aus diesen medizinischen Fakultäten ist die logische Konsequenz der letzten UOG-Novelle, in der die medizinischen Fakultäten ja schon eine Sonderstellung im gesamtuniversitären Bereich hatten.

Meine Damen und Herren! Stunden, Tage und Wochen sind meine Kollegen – allen voran Dr. Graf und Dr. Grollitsch – und ich mit den Rektoren, den Dekanen, den Professoren und den Vertretern aller Universitätsgremien zusammengesessen und haben diskutiert. Es haben sogar die Dekane der drei medizinischen – jetzt – Universitäten, vorher Fakultäten, ganz klar gesagt, sie befürworten ganz eindeutig die Entstehung einer eigenen medizinischen Universität, wenn eine Gesamtlösung innerhalb einer Universität für sie nicht möglich ist.

Was sind denn die Vorteile davon? – Eine operative Unabhängigkeit, eine grundsätzlich bessere Lenkbarkeit, eine einfachere und transparentere Verwaltung des Budgets und – ein sehr wichtiger Ansatz – die Tatsache, dass sich die medizinischen Universitäten den Krankenanstalten nun als wirklich starke Partner präsentieren können. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Sie waren bisher immer eher der schwächere Partner in den Verhandlungen mit den Krankenanstaltenträgern, etwa wenn es um die Finanzierung oder das Dienstrecht der im Gesundheitsbereich Arbeitenden gegangen ist. Nun sind sie als starke Partner konstituiert, haben eine eigene Rechtspersönlichkeit, haben die Möglichkeit und sind in der Lage, Zusammenarbeitsverträge mit den Krankenanstalten selbst zu formulieren und diese ebenso wie Verträge über eigene Betriebsführungsgesellschaften zwischen den Universitäten und den Kliniken abzuschließen.

Meine Damen und Herren! Natürlich besteht Angst, und zwar Angst vor der eigenen Courage! (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Sehr gut!) Natürlich ist es nicht


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