Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 28

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Špidla hat es so formuliert: Wir spüren wieder, dass wir ein geographisches und geradezu physikalisches Schicksal gemeinsam haben!

Es war mehr als eine Geste, dass etwa eine tschechische Berufsfeuerwehrgruppe – wirklich bis zum Umfallen! – in Gars am Kamp mit uns gegen das Hochwasser gekämpft hat und jetzt etwa Josef Pühringer einen oberösterreichischen Feuerwehrzug nach Südböhmen entsandt und Kontakt mit seinem südböhmischen Landeshauptmann-Kollegen aufgenommen hat.

Das ist gelebte mitteleuropäische Solidargemeinschaft – und das ist wichtig, meine Damen und Herren! Herzlich danke ich allen, die daran mitgewirkt haben! (Allgemeiner Beifall.)

Meiner Überzeugung nach ist es wesentlich, dass es auch in diesem Zusammenhang eine funktionierende Koordination gibt, und die Bundesregierung wird daher, gemeinsam mit den drei hauptbetroffenen Landeshauptleuten, ab sofort in Permanenz tagen. Die Spenden werden zentral koordiniert, die Hilfe wird zentral koordiniert und ausgezahlt.

Wir werden so lange nicht zur Tagesordnung übergehen, als nicht aus den Fluten wieder Wohnungen und Felder, Betriebe und Dörfer entstanden sind.

Österreich wird sich dieser Aufgabe mit ganzer Entschlossenheit, Energie und Optimismus widmen. Wir werden uns dabei nicht ablenken lassen, wir werden nicht nachlassen, alle Hebel in Bewegung setzen – und hoffentlich nicht in parteipolitischem, kleinem Tagesstreit hängen bleiben.

Und wenn wir das tun, meine Damen und Herren, dann werden wir gemeinsam auch gegen diese Fluten gewinnen! (Anhaltender Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen sowie Beifall des Abg. Dr. Van der Bellen. )

12.26

Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gehen nunmehr in die verlangte und daher durchzuführende Debatte ein.

Zu Wort gelangt die Frau Vizekanzlerin. Die festgelegte Redezeit beträgt 10 Minuten. – Bitte, Frau Vizekanzlerin.

12.27

Bundesministerin für öffentliche Leistung und Sport Vizekanzler Dr. Susanne Riess-Passer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Es fällt sehr schwer, in Worten das Ausmaß der Zerstörung und dessen, was sich in den letzten zwei Wochen hier bei uns in Österreich abgespielt hat, zu beschreiben. Wir alle haben viele Fernsehbilder gesehen, viele Fotos in den Zeitungen – was aber wirklich an Einzelschicksalen dahinter steckt, wie viele Familien, wie viele Menschen von dieser Katastrophe betroffen sind und was das für jeden Einzelnen bedeutet, kann man erst ermessen, wenn man vor Ort die Situation in den betroffenen Regionen und Gebieten gesehen hat.

Sieben Menschen haben in diesen Tagen in Österreich – manche in selbstlosem Rettungseinsatz – in den Fluten ihr Leben verloren. Deren Familien möchten wir unsere tief empfundene Anteilnahme sowie die Bereitschaft zu jeder möglichen Hilfe aussprechen.

Viele andere haben im gefährlichen Rettungseinsatz ihr Leben für ihre Nachbarn und Mitbürger riskiert. Manche von ihnen kennen wir aus den Medienberichten, viele werden wir gar nie kennen lernen, die sich wirklich unter persönlicher Gefährdung und unter ganz großem Risiko für andere eingesetzt haben. (Allgemeiner Beifall.)

Tausende Menschen haben ihr Heim und ihr ganzes Hab und Gut verloren und konnten buchstäblich nichts aus den Fluten retten als das, was sie am Leib getragen haben. Ich habe in Gars am Kamp eine Familie mit zwei Kindern getroffen, die ihr Haus verloren hat. Das Haus ist völlig zerstört und kann nicht wieder aufgebaut werden. Es war auf Grund der Schnelligkeit, mit der


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