(Die Sitzung wird um 11.36 Uhr unterbrochen und um 11.47 Uhr wieder aufgenommen.)
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Meine Damen und Herren! Ich darf die
unterbrochene Sitzung wieder aufnehmen und Ihnen das Wahlergebnis wie folgt
bekannt geben:
Es wurden 183 Stimmen abgegeben; von diesen
183 Stimmen waren 23 ungültig und daher 160 Stimmen gültig. Die
absolute Mehrheit der gültigen Stimmen beträgt somit 81.
Es entfielen auf Herrn Abgeordneten Dr. Khol
130 Stimmen, die restlichen Stimmen auf andere Abgeordnete.
(Die restlichen Stimmen entfielen
auf die Abgeordneten: Amon, MBA: 1, Dr. Fasslabend: 3,
Mag. Dr. Fekter: 1, Dr. Fischer: 9, Mag. Frieser: 1,
Rauch-Kallat: 11, Scheibner: 1, Dr. Schüssel: 1, Mag. Stoisits: 1,
Dkfm. Dr. Stummvoll: 1.)
Ich stelle daher fest, dass Herr Abgeordneter
Dr. Khol
zum Präsidenten des Nationalrates gewählt wurde. (Lang anhaltender Beifall bei der ÖVP,
der SPÖ, den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der Grünen. – Die
Abgeordneten von ÖVP und Freiheitlichen erheben sich von ihren Sitzen. –
Einige Abgeordnete, allen voran Abg. Dr. Schüssel, begeben sich zu
Abg. Dr. Khol und gratulieren diesem. – Abg. Dr. Khol
nimmt die auf dem Revers seines Sakkos angesteckte weiße Rose ab und reicht sie
Abg. Dr. Schüssel.)
Ich frage den Gewählten, ob er die soeben bekannt
gegebene Wahl annimmt.
Abgeordneter
Dr. Andreas Khol: Ich nehme diese Wahl in Demut und
mit Freude an.
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Ich gratuliere dem neuen Herrn
Präsidenten zu seiner Wahl. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP, der SPÖ, den
Freiheitlichen und bei Abgeordneten der Grünen.)
Abschiedsansprache
des Präsidenten
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Meine sehr geehrten Damen und
Herren! Bevor ich den neu gewählten Präsidenten, dem ich soeben gratuliert
habe, bitte, den Vorsitz zu übernehmen und in der Erledigung der Tagesordnung
fortzufahren, darf ich mich, einer alten parlamentarischen Gepflogenheit
folgend, als scheidender Präsident mit einigen Worten an das Hohe Haus wenden.
Vor allem möchte ich natürlich meinen Dank dafür aussprechen, dass ich mehr als
zwölf Jahre Präsident dieses Nationalrates sein durfte.
Sie werden es irgendwie verstehen können, hoffe ich,
dass das für mich ein bewegender Augenblick ist, dass ich mit einer gewissen
Unsicherheit, mit gemischten Gefühlen aus diesem Amt scheide, und zwar deshalb,
weil ich mich einerseits dieser Funktion wirklich verbunden gefühlt habe und
wirklich keinen Tag der parlamentarischen Arbeit missen möchte, auch nicht die
Zusammenarbeit mit Parlamentariern, die Freundschaften, die man in einer
solchen Zeit schließen kann, und weil ich andererseits wirklich stolz und
glücklich bin, in einem Land zu leben, wo sich dieser demokratische Wechsel mit
einer solchen Selbstverständlichkeit, in einer Art abspielt – wie wir
alle beobachten können und wie auch die österreichische Öffentlichkeit beobachten
kann –, die auf hohe Reife unserer Demokratie,
jedenfalls in wichtigen Momenten, schließen lässt. Das macht mich glücklich,
und darüber freue ich mich.
Meine Damen und Herren! Ich habe in diesem Haus vor
fast 41 Jahren zu arbeiten begonnen, genau genommen am 2. Jänner
1962, als juristischer Berater im Parlamentsklub der SPÖ. Damals gab es ein
Parlament, in dem Leopold Figl Präsident war – noch für einige Monate; er
wurde dann von Alfred Maleta abgelöst –, ein Parlament, in dem man Raab
und Gorbach, Withalm und Kreisky, Rosa Jochmann und Karl Kummer und viele
andere Persönlichkeiten wie Willfried Gredler, Jörg Kandutsch, Emil van Tongel
et cetera kennen lernen durfte. Diese Persönlichkeiten und viele andere auch
sind mir in bleibender Erinnerung.