Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 64

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Das Ergebnis war an sich schon sehr mager, und wir haben Ihnen immer gesagt, dass es mit diesem Pakt zu keinen Sicherheitsaufrüstungen kommen wird, aber wenn wir uns das jetzt an­schau­en, dann müssen wir feststellen, dass von diesen drei zentralen Punkten, die Sie uns ver­spro­chen haben, nicht ein einziger umgesetzt worden ist. Kein einziger dieser Punkte ist umge­setzt worden! Das ist wirklich mehr als blamabel für die Bundesregierung, und ich wundere mich eigentlich, dass Sie sich heute hier herstellen und das auch noch in einem Dringlichen Antrag behandeln und hier so offen zugeben. Das ist mehr als blamabel. Bei Temelín haben Sie abso­lut nichts erreicht – leider! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Frau Außenministerin! Sie haben gemeint, dass es ein großer Erfolg war, dass zumindest die­ses bilaterale Abkommen mit einem Satz in Kopenhagen erwähnt wurde. Aber Sie wissen doch genauso gut wie wir, dass die Wahrscheinlichkeit, dass von diesem Melker Abkommen noch irgend­etwas umgesetzt wird, gleich null ist. Das war höchst blamabel, was in Kopenhagen pas­siert ist: Österreich hat offensichtlich sehr spät versucht, da noch etwas hineinzureklamie­ren. Die Fronten waren auf Grund der vorher angesprochenen vielen Veto-Drohungen sehr verfah­ren. Das Verhandlungsklima war im Wesentlichen zerstört. Mir ist es ein Rätsel, wie Sie jetzt noch an den Melker Prozess glauben können. Der Melker Prozess hat sich in Luft aufgelöst, den gibt es nicht mehr, und ich befürchte, es wird auch keine einzige Sicherheitsaufrüstung in Te­melín mehr geben. Das ist deswegen sehr bitter, weil das sehr, sehr vielen Menschen ein Anliegen ist, weil viele Menschen davon betroffen sind, weil es lange Diskussionen darüber gegeben hat und weil ich glaube, dass man es der österreichischen Bevölkerung schuldig ist, in diesem Punkt etwas zu erreichen. Es tut mir Leid, aber Sie haben hier wirklich kläglich versagt! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Ich möchte jetzt noch auf einen mir sehr wichtigen Punkt zu sprechen kommen, der durchaus auch eine Nagelprobe für die Antiatompolitik dieser Bundesregierung ist, Stichwort EURATOM-Kreditvergabe. Es gab in den letzten Wochen eine medial-öffentliche Diskussion zu diesem The­ma. Es ist, glaube ich, bekannt: Die EU-Kommission hat vor, den Kreditrahmen für EURATOM-Kredite um 2 Milliarden € zu erhöhen. Diese sollen für Neubauten, für Fertig­stel­lun­gen, aber auch für Sicherheitsaufrüstungen verwendet werden. Nur ein kleines Beispiel: In der Vergangenheit wurden 680 Millionen € für die Fertigstellung von K2/R4, dem Ersatzreaktor von Tschernobyl, verwendet.

Jetzt meine ganz klare Frage an Sie: Haben Sie mit Ihrem Finanzminister Grasser vor, dieser Auf­rüstung zuzustimmen, ja oder nein? Von der ÖVP hat es bisher keine einzige wirklich klare Aussage zu diesem Thema gegeben, und ich glaube, dass das eine wichtige Nagelprobe für die Zukunft ist und auch dafür, wie ernst Sie das mit diesem Appell an uns meinen, denn hier sind wir gerne zu einem gemeinsamen Vorgehen bereit, weil wir EURATOM für den Schlüssel eines ge­samteuropäischen Atomausstieges halten. Bekennen Sie endlich einmal Farbe und sagen Sie, was Sie da machen werden! Ich halte das für ein wichtiges Thema, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie wirklich guten Herzens zustimmen können, dass 2 Milliarden € künftig in die Aufrüstung und in die Fertigstellung von Ost-AKWs fließen, die wir dann in den nationalen Parlamenten bekämpfen werden. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

15.23


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Mo­ser zu Wort gemeldet. – Bitte.

15.24


Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrte Bundesminister! Zweifellos ist am 13. Dezember in Europa durch die Beitrittsbeschlüsse nicht nur ein historischer Meilenstein gesetzt worden, sondern es wurde meines Erachtens wirklich ein Jahrtausendwerk geschaffen. Ich glaube, das muss man hier ein­deutig und über alle Parteigrenzen hinweg festhalten. Es ist ein Jahrtausendwerk in sicherheits­po­litischer Hinsicht, in wirtschaftspolitischer Hinsicht, vielleicht auch in sozialpolitischer Hinsicht, und ich hoffe, auch in umweltpolitischer Hinsicht. Und gerade vor diesem Hintergrund der histo­ri­schen Tragweite dieses Ereignisses ist für mich das Versagen der österreichischen Ver­hand-


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