Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 1. Sitzung / Seite 66

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Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Reheis zu Wort gemeldet. – Bitte.

15.29


Abgeordneter Gerhard Reheis (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin! Meine Herren Bundesminister! Ich möchte zuerst auf Kollegen Klaus Wittauer Bezug nehmen, der hier von Unterstützen und Nicht-Polemisieren die Transitfrage be­treffend gesprochen hat. Der Herr Verkehrsminister brauche die Unterstützung von jedem, hat er gesagt.

Herr Kollege Wittauer! Ich habe hier eine APA-Meldung der Tiroler FPÖ, in der Folgendes steht:

„Die Tiroler Freiheitlichen haben in der Transitfrage am Freitag Bundeskanzler Wolfgang Schüs­sel (V) heftig kritisiert. Dieser habe von Anfang an eine absolut schädliche Transitpolitik verfolgt. Schüssel habe Tirol im Regen stehen gelassen und versuche, dies auch noch als Erfolg zu verkaufen, erklärte FP-Landesobmann, LAbg. Willi Tilg.“

Dies zum Unterstützen und Nicht-Polemisieren. Bundeskanzler Schüssel ist Chef der Re­gie­rung, in der auch Ihr Verkehrsminister seine Arbeit leistet, mehr oder weniger.

Sehr geehrte Damen und Herren! Nach Kopenhagen und den Transitverhandlungen in Brüssel sind die von der österreichischen Bundesregierung immer sehr lautstark geführten Transit­ge­sprä­che leider gescheitert. Die EU macht sich daran, den Transitvertrag zu Grabe zu tragen, und die österreichische Bundesregierung stimmt hier mit. Wir stehen heute leider vor einem ver­kehrspolitischen Scherbenhaufen.

Meine Damen und Herren! In einer APA-Meldung von heute ist zu lesen, was der italienische Ver­kehrsminister Lunardi zur Transitfrage zu sagen hat. Im Folgenden ein Zitat daraus:

„,Italien wird bei Ökopunkten nicht nachgeben’. Verkehrsminister: Italienische Unternehmen kön­nen weitere Benachteiligungen nicht mehr akzeptieren. ... ,Im Gegenteil, wir erwarten uns eine Prämie als Kompensation für die Benachteiligungen, die wir bis heute hinnehmen muss­ten.’“ – Das sagt der italienische Außenminister Lunardi, meine Damen und Herren.

Jetzt muss man fragen: Was ist wichtiger in diesem Land, Transitgüter oder die österreichische Be­völkerung? – Die österreichische Bevölkerung wird das auch nicht mehr hinnehmen, was italienische Unternehmer und Transportunternehmer nicht mehr akzeptieren können! (Beifall bei der SPÖ.)

Gesundheitliche Benachteiligungen durch Lärm, durch Abgase, durch den Anstieg der NOX-Emissionen, das ist nicht mehr zu akzeptieren, meine Damen und Herren! Es reicht! Es reicht der Verkehr durch Tirol! Man muss sich jetzt endlich einmal entscheiden: Was wollen wir? Wollen wir die LKW-Lobby unterstützen, oder unterstützen wir die Menschen in diesem Land, die entlang dieser Transitrouten wohnen? Im Zweifel, meine Damen und Herren, muss man sich für die Menschen entscheiden und nicht für die Güter auf der Straße! (Beifall bei der SPÖ.)

Nur damit Sie sehen, was das bedeutet: Eine Studie des VCÖ berichtet, dass eine LKW-Lawine über Österreich hereinbrechen wird, dass in Ostösterreich bis 2010 eine Verdreifachung des LKW-Verkehrs zu erwarten ist und die LKW-Belastung am Brenner um 16 Prozent steigen wird. Demnach würden im Jahre 2010 am Brenner an einem durchschnittlichen Werktag 6 600 LKW durch das Tal rollen und am Semmering 6 400 LKW, das sind plus 248 Prozent, in Bruck an der Leitha 7 700 LKW, ein Plus von 235 Prozent, und über den A1-Knoten St. Pölten sogar 14 500 LKW, ein Plus von 73 Prozent, fahren.

Diese Belastung, meine Damen und Herren, lässt sich nicht aufrechnen, ob die Belastung in Wien auf der Tangente oder in Tirol über den Brenner läuft. Die Belastung ist zu groß, und es reicht, und es bedarf tatsächlich eines Zusammenschlusses aller österreichischen politischen Kräfte, um hier entgegenzuwirken, und da braucht es natürlich auch die Partnerländer, mit


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