Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 3. Sitzung / Seite 78

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

bitte, wirklich nicht argumentieren, wenn Sie immer betonen, es ginge auch um die Leistungen der Universität, die diese zu erbringen habe.

Die Studiengebühren sind aber nur ein Teil und ein Punkt von all dem, was im Universitäts­bereich derzeit Schwächen zeigt. Auch das Universitätsgesetz 2002 zeigt schon seine ersten Schwächen, bevor noch die Implementierung richtig begonnen hat. Wir haben immer davor gewarnt, der Gruppe der ordentlichen Professoren eine absolute Mehrheit in den Gremien zu geben. Eine Wissensorganisation kann so nicht geführt werden! Die Professoren sind es – ich sage deswegen so ungern „Professorinnen und Professoren“, weil die Herren Professoren nahezu 97 Prozent aller Professoren-Posten innehaben –, die mit ihrer Mehrheit über die neuen Stärken im Gründungskonvent entscheiden. Sie entscheiden auch darüber, wie die neuen Leitungsorgane der Universität, nämlich die Universitätsräte, ausschauen.

Bei dieser Entscheidungsstruktur ist es kein Wunder, dass die Universitätsräte in der Mehrzahl männlich sind. Es gibt Ausnahmen wie die Uni Wien und die Uni Salzburg, aber sonst sieht es ziemlich triste aus. In Wien sind es bei vier Räten zwei Frauen und zwei Männer, in Salzburg sind es bei drei Räten ein Mann und zwei Frauen, an der Medizinischen Fakultät Wien sind es bei zwei Räten ein Mann und eine Frau, an der Technischen Universität sind es bei zwei Räten zwei Männer, an der Uni Graz sind es bei vier Räten vier Männer, an der Medizin Graz sind es bei vier Räten vier Männer, an der Kunstuni Graz sind es bei drei Räten drei Männer, und an der Uni Klagenfurt sind es bei drei Räten drei Männer.

Frau Bundesministerin! Wenn Sie behaupten, dass Ihnen das nicht auch Unbehagen bereitet, dann würde ich mich sehr in Ihnen täuschen. Wir von der SPÖ können nur von dieser Stelle aus all jene in den Gründungskonventen, die damit zu tun haben, auffordern, bei den restlichen Bestellungen diesen Zustand schleunigst zu ändern.

Es ist aber auch die fehlende Finanzausstattung der Universitäten zu kritisieren – und da sind wir wieder bei den Einnahmen aus den Studiengebühren – sowie das verkorkste Dienstrecht und die Abschaffung der Mitbestimmung.

Wir alle haben in den letzten Tagen einen wissenschaftspolitischen Appell der Bundeskonfe­renz der Universitätsprofessorinnen und Universitätsprofessoren zugeschickt bekommen, einer Einrichtung, die an sich diesem Universitätsgesetz positiv gegenüber gestanden ist, die diese Reform unterstützt hat, und darin heißt es:

„Beim Universitätsgesetz 2002 besteht darüber hinaus in manchen und zum Teil wesentlichen Punkten ein dringender Novellierungsbedarf.“

Das schreiben die Professoren, die diese Reform immer begrüßt haben! Daher kann man nicht einfach sagen, es sei alles in Ordnung, es bestehe kein Reformbedarf. Ich glaube, dass man sich das in der Frühphase wirklich noch einmal genau wird ansehen müssen, ehe die Schienen falsch gelegt werden.

Es geht uns um die Funktionsfähigkeit der Universitäten. Wir wollen eine Organisationsform, die die Universitäten befähigt, auch in Zukunft zu bestehen. Darum geht es! Dazu gehört der freie Zugang zu den Universitäten, dazu gehört eine Organisation, die der Wissensgesellschaft ange­passt ist, und dazu gehört Partizipation. An diesen unseren Grundsätzen werden wir festhalten. Wir werden unsere Grundsätze bildungspolitisch einzubringen versuchen. Ob wir das in Zukunft in der Rolle der Opposition oder als Regierung tun werden, das werden die nächsten 14 Tage oder drei Wochen oder möglicherweise drei Monate zeigen. – Ich danke. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Dr. Grünewald.)

14.05


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Bleckmann. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

14.05


Abgeordnete Mag. Dr. Magda Bleckmann (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident!
Sehr geehrte Damen und Herren! Zu der Zeit, als ich studiert habe – das ist noch nicht so lange


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite