Ich habe jede
Bereitschaft vermisst, hier wirklich einmal etwas zu bewegen. Das wird schwer
werden, und ich gebe schon zu, dass das kein kleiner Wurf ist, aber wenn man nie
damit anfängt, dann wird man auch nie zur dringend notwendigen Grundsicherung
im Alter kommen.
Ein Allerletztes,
ein Wort zum Neo-Kollegen Neugebauer. – Herr Neugebauer! Wenige Tage vor
der Wahl hat der öffentliche Dienst, haben die Bediensteten im Staatsdienst
einen Brief von Ihnen bekommen, erstaunlicherweise auf dem Papier der gesamten
Gewerkschaft öffentlicher Dienst, an die „liebe Kollegin“ und den „lieben
Kollegen“ gerichtet, von Fritz Neugebauer unterschrieben. Und Fritz Neugebauer
hat in diesem Brief auf GÖD-Papier geschrieben – ich zitiere –:
„Die ÖVP legt als
einzige Partei in ihrem Programm ein nachhaltiges Bekenntnis zum Öffentlichen
Dienst ab. Im Gegensatz dazu stehen unausgereifte rot-grüne Vorstellungen, wie
z.B. die Absenkung der Bürokratiekosten um 25 %, wovon jeder
4. öffentlich Bedienstete betroffen wäre!! Ich sage aus Überzeugung, dass
jede Stimme für die ÖVP im Sinne moderner öffentlicher Dienste und
zukunftssicherer Arbeitsplätze ist.“ – Zitatende.
Herr Kollege
Neugebauer! Sagen Sie das vielleicht den 35 000 Kolleginnen und
Kollegen, die jetzt abgebaut werden sollen! (Beifall bei den Grünen.)
11.54
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Krainer. Redezeit:
5 Minuten. – Bitte.
11.55
Abgeordneter
Kai Jan Krainer (SPÖ): Herr Präsident! Herr
Staatssekretär! Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da wir
vorhin über Deutschland diskutiert haben, muss man der Ehrlichkeit halber
hinzufügen: Wenn Deutschland ebenso ungeniert, wie das die derzeitige
österreichische Bundesregierung tut, in die Geldbörsen seiner Staatsbürger greifen
würde, dann gäbe es in Deutschland kein Defizit, nicht einmal ein
einprozentiges, sondern ein großes Plus. Dort gibt es nämlich eine Steuerquote
von weit unter 40 Prozent, im Gegensatz zu dem, was wir hier in Österreich
haben, nämlich über 44 Prozent. (Beifall bei der SPÖ.)
Vor etwa vier
Wochen haben wir hier die Ausgleichszulagenrichtsätze für verheiratete Bezieher
auf das Eineinhalbfache von unverheirateten Beziehern angehoben. Damals hat man
offensichtlich auf die Beamten vergessen. Das reparieren wir heute, und es
ist gut so, dass wir das reparieren. Und es ist auch gut, wenn die
unterschiedlichen Pensionssysteme harmonisiert werden. Doch das Problem ist,
dass die Unterschiede zwischen diesen Pensionssystemen weiterhin gravierend
groß sind. Gerade bei jungen Menschen ist das Vertrauen in das Pensionssystem
erschüttert – nicht zuletzt dank der Politik, die die Bundesregierung in
den letzten drei Jahren gemacht hat.
Aktuellen Umfragen
zufolge glaubt nur noch zirka jeder fünfte junge Mensch in diesem Land, dass er
selbst einmal eine Pension bekommen wird. Mich wundert das nicht rasend, denn vor einer Nationalratswahl ist das
Pensionssystem kaum ein Thema – es ist alles gesichert, es muss nicht viel
verändert werden.
Unmittelbar nach einer Wahl stellt sich dann
allerdings für die ÖVP und die FPÖ die Unfinanzierbarkeit des Systems heraus.
Es werden Kommissionen einberufen, Arbeitsgruppen tagen, Papiere werden
geschrieben, und dann treten der Finanzminister und der Bundeskanzler vor den
Vorhang und verkünden eine Jahrhundertreform und beruhigen wieder alle. Alle
Pensionisten, alle alten Menschen können wieder ruhig schlafen, aber nicht nur
sie, sondern auch die jungen Menschen können wieder gut und ruhig schlafen,
denn es ist ja eine Jahrhundertreform beschlossen worden, und die Pensionen
sind auf die nächsten Jahrzehnte hinaus gesichert.
Und nach der
nächsten Wahl beginnt das Ganze wieder von vorne. Es sind wieder die Pensionen
nicht gesichert, und es werden wiederum einschneidende Maßnahmen verlangt.