Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 126

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Herr Bundeskanzler! Ich habe immer mehr den Eindruck, dass Sie Verhandlungen mit der SPÖ und den Grünen persönlich gebraucht haben, um öffentlich erklären zu können, Sie mussten zum Schluss wieder zu den Freiheitlichen zurück, denn sonst hätten Sie uns am Schluss der Koalitionsverhandlungen nicht mit unerfüllbaren Forderungen konfrontiert. (Abg. Dr. Strasser: Das ist eine böse Unterstellung!) Wenn es stimmt, dass für Sie – nicht für viele Verhandlerinnen und Verhandler der ÖVP, die ich in diesen Wochen schätzen gelernt habe – vieles davon ein politisches Spiel war (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen) und Sie die großen Themen der Republik wie Jetons behandeln, dann ersuche ich Sie, Herr Bundeskanzler, möglichst bald die Ebene des Spiels zu verlassen. Die Regierung, die Sie jetzt bilden wollen ...


Präsident Dr. Andreas Khol: Bitte kommen Sie zum Schlusssatz, Herr Abgeordneter!


Abgeordneter Dr. Peter Pilz (fortsetzend): Ich komme zum Schlusssatz. Diese Regierung, die Sie jetzt mit den Freiheitlichen bilden wollen, die alles andere als regierungsfähig sind, von denen Sie wissen, dass sie mit einer Instabilität beginnen, die ungefähr jener von Knittelfeld gleicht, Herr Bundeskanzler, hat keine Zukunft. Und Sie werden ...

16.32


Präsident Dr. Andreas Khol: Ihre Redezeit ist zu Ende, Herr Abgeordneter Pilz. Der Schluss­satz war sehr lange.

(Beifall bei den Grünen für den das Rednerpult verlassenden Abg. Dr. Pilz.)

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesminister Scheibner. Er hat ebenfalls eine Rede­zeit von 10 Minuten. – Bitte.

16.32


Bundesminister für Landesverteidigung Herbert Scheibner: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe hier in den letzten drei Jahren schon eine ganze Reihe – man könnte fast sagen, eine Menge – von Abfangjägerdiskussionen miterlebt, auch eine ganze Reihe von Dring­lichen Anfragen und Dringlichen Anträgen zu diesem Thema, aber noch nie eine Dringliche Anfrage zur Abfangjägerbeschaffung, in der so wenig über die Abfangjäger diskutiert und ge­sprochen worden ist.

Diese Debatte und dieses sicherlich wichtige Projekt wurden heute als Aufhänger für eine ganz andere Debatte genommen. Das ist, so glaube ich, ein wenig symptomatisch dafür, wie hier in Österreich auf der politischen Ebene über ein so wichtiges Projekt diskutiert wird, wie damit umgegangen wird, nämlich wenn es darum geht, ob Österreich auch in Zukunft in der Lage sein wird, dem verfassungsrechtlichen Auftrag nachzukommen, die Souveränität des Landes nicht nur zu Lande, sondern auch in der Luft zu schützen.

Da Herr Klubobmann Gusenbauer gefragt hat, was das Hohe Haus verdient, und da er die Regierung kritisiert hat, frage ich mich schon: Was verdient, ja, was braucht Österreich? – Ich glaube, wir sollten uns einig darüber sein, dass Österreich Politiker braucht, die sich vorbe­haltlos zur Sicherheit dieses Landes und seiner Bevölkerung bekennen, und zwar mit allen Facetten, auch dann, wenn es vielleicht vordergründig unpopulär ist. Wir sollten uns davor hüten, und zwar Politiker aller Fraktionen, dass wir auf dem Rücken der Sicherheit dieses Lan­des Parteipolitik machen.

Meine Damen und Herren von der SPÖ! Das aber haben Sie in den letzten drei Jahren mit der Thematik Abfangjäger gemacht. Ich bedauere das, weil Sie damit diesen nationalen Konsens in der Sicherheitspolitik auch in dieser Frage nicht zugelassen haben. Ich weiß, dass es in allen Fraktionen – auch bei Ihnen, bei den Sozialdemokraten – eine ganze Reihe von Politikern, vor allem Wehrpolitiker gibt, die das auch so sehen wie ich, die diesen nationalen Konsens gerne hätten, weil sie wissen, wie die Realität ist. Diese müssen sich aber leider diesem partei­politischen Diktat auch in ihren eigenen Fraktionen beugen. Schade, meine Damen und Herren, wirklich schade! Sie erweisen unserem Land, der Sicherheit unseres Landes wirklich einen schlechten Dienst.

 


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