Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 141

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Als Steirerin ist mir natürlich der Mindestlohn ein wichtiges Anliegen – diese Forderung ist in der Steiermark geboren worden. Ein Mindestlohn von 1 000 € – das ist die Zukunft! Angesichts dessen, dass auch heute wieder in einer Tageszeitung zu lesen ist, dass noch über 300 000 Menschen in Österreich unter dieser Einkommensgrenze leben, ist es an der Zeit, diese Forderung, die die Sozialpartner in Kollektivverträgen zu verwirklichen nicht geschafft haben, auch wirklich umzusetzen.

Wichtig ist auch, noch einmal zu erwähnen – und man kann es nicht oft genug tun –, dass nun­mehr nicht mehr nur 18, sondern 24 Monate Kinderbetreuungszeit als pensionsbegründend – also nicht nur als Ersatzzeiten – angerechnet werden. Es muss auch über eine eventuelle An­hebung der Zuverdienstgrenze beim Kinderbetreuungsgeld diskutiert werden. Weiters brauchen wir – was wir oft verdrängen – noch strengere Maßnahmen gegen den Missbrauch von Kindern sowie auch Sucht- und Drogenprävention für unsere Jugend. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Einhergehend damit muss es aber eine verstärkte Partner- und Elternbildung geben, denn Eltern wird in dieser Gesellschaft oft viel zu viel abverlangt.

Abschließend möchte ich betonen: Eine moderne Frauen- und Familienpolitik ist eine politische Querschnittmaterie, die alle Lebensbereiche umfassen muss. Und die Generationen- und Ge­schlechtergerechtigkeit ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Gesellschaftspolitik. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

15.55


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Mag. Lunacek. Wunschgemäß stelle ich die Uhr auf 5 Minuten ein. – Bitte.

15.55


Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Meine Damen und Herren des Hohen Hauses! Herr Bundeskanzler, Sie haben ganz zu Beginn Ihrer Regierungserklärung etwas Wichtiges gesagt, nämlich dass diese Regierung einen Blick über die eigenen Grenzen hinaus wagen wolle. – Na ja! Ein Blick auf die Regierungserklärung und auf das Regierungsprogramm hat dann aber gezeigt, dass sich dieser Blick gerade noch ein bisschen nach Europa richtet, aber über Europas Grenzen hinaus in die Welt geht er so gut wie gar nicht. Diese Regierung hat, was die Außenpolitik betrifft, der Mut verlassen, meine Damen und Herren! (Beifall bei Abgeord­neten der Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: „Spärlicher Applaus“ wird im Protokoll stehen!)

Das zeigt sich ganz deutlich daran, dass Sie zwar, wie Kollege Van der Bellen bereits erwähnt hat, das Bekenntnis zum Friedensprojekt der Europäischen Union ablegen – dem stimme ich zu –, aber danach kommen schon Südtirol und die altösterreichischen Minderheiten. (Zwischen­bemerkung von Bundeskanzler Dr. Schüssel.) Als ich das gelesen habe, fiel mir ein, dass auch wir Grüne das bei den Verhandlungen mit der ÖVP hatten, nämlich im ersten Textentwurf der ÖVP. Wahrscheinlich haben Sie damals die Papiere für die Verhandlungen mit den Freiheit­lichen mit jenen für die Verhandlungen mit uns verwechselt. Bei unseren Verhandlungen kam der zweite Punkt dann im zweiten Entwurf nicht mehr vor, denn das kann doch nicht wirklich ein Schwerpunkt der österreichischen EU-Politik sein.

Der Konvent und die EU-Erweiterung kommen erst als Punkt drei und vier des Regierungspro­gramms. Über den Konvent, Frau Außenministerin, ist, wie schon andere vor mir bereits ange­prangert haben, inhaltlich nicht viel enthalten. Wie ist denn das nun? Will Österreich die Grund­rechtscharta in der EU-Verfassung verankern? (Bundesministerin Dr. Ferrero-Waldner: Das wissen Sie doch!) – Dann hätten Sie das auch in das Regierungsprogramm schreiben sollen! Sie sagen, ich wüsste doch, dass Sie das wollen. Vielleicht weiß ich das – das mag schon sein –, aber dann soll es doch im Programm dieser Regierung stehen, Frau Ministerin! Wer kann das denn sonst wissen? Vielleicht die Abgeordneten, die hin und wieder mit Ihnen disku­tieren, aber das ist doch wohl auch für die breitere Bevölkerung gedacht. Woher soll die das denn wissen?

 


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