Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 197

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Fortgeführt wird auch die Musealisierung der österreichischen Kunst und Kultur – ein Bereich, der in der letzten Gesetzgebungsperiode durchaus budgetäre Zuwächse erfahren hat.

Aber es gibt, meine Damen und Herren, kein einziges Wort zum Thema „soziale Situation der Kunstschaffenden“. Offensichtlich besteht für das konservative Kulturverständnis Kunst und Kultur hauptsächlich aus Denkmälern und Gebäuden. Das bestätigte auch der für Kunst und Kultur zuständige Bundeskanzler Schüssel, als er heute in seiner Regierungserklärung in sehr knappen Worten von einer „finanziell großzügig dotierten ‚Nationalstiftung Österreich“ sprach und sagte: Damit „sichern wir künftig den Erhalt historisch bedeutender Gebäude und Denk­mäler“, aber das Innovative, das Neue, das Kreative, das Zeitgenössische eigentlich überhaupt nicht erwähnte.

Der Faktor „Mensch“, konkret die Arbeits- und Existenzbedingungen der Künstler und Künstle­rinnen finden darin keine Erwähnung. Mit keiner Silbe wird die Künstlersozialversicherung ange­sprochen, und zwar eine solche, die diesen Namen auch verdient.

Es ist keine Rede davon, dass eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Künstlern und Künstlerinnen, von WissensarbeiterInnen ein Modell für die Arbeitswelt von morgen sein könnte.

Keine Rede ist von der Anpassung der steuerlichen Regelungen an die Eigenheiten künstleri­scher Berufe und auch keine Rede von den Nachbesserungen des österreichischen Urheber­rechtes.

Meine Damen und Herren! Es steht außer Frage, dass eine ausreichende Dotierung der Bun­desmuseen und der Bundestheater wichtig ist, aber wir dürfen – und das gerade in Zeiten von knappen Budgets – die Gleichwertigkeit der anderen Kulturbereiche nicht aus den Augen verlie­ren. Meine Damen und Herren von der Bundesregierung! Genau das befürchte ich: dass Sie noch weniger Mittel für diese anderen Kulturbereiche, für die Bereiche zeitgenössischer Kunst und Kultur, für die zahlreichen Kulturinitiativen zur Verfügung stellen werden.

Ganz interessant finde ich, dass am Anfang des Kulturteiles im Regierungsprogramm die Ab­sicht kundgetan wird, die zeitgenössische Kunst verstärkt zu fördern. Das finde ich deshalb so interessant, weil im vorigen Regierungsabkommen der Begriff „zeitgenössische Kunst“ nicht ein­mal erwähnt wurde. Die Förderung der zeitgenössischen Kunst jetzt als oberste Priorität an die Spitze Ihres Maßnahmenkataloges zu setzen, halte ich geradezu für provokant, weil Sie genau dort den Sparstift besonders angesetzt hatten. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenbemerkung von Bundesminister Dr. Bartenstein.)

Herr Staatssekretär! Sie werden nicht müde, zu sagen, dass das Kulturbudget erhöht worden ist. – Das stimmt nicht. Das Budget ist gesenkt worden. Es hat wohl eine kleine Erhöhung gege­ben, aber diese wurde hauptsächlich in Prestigeobjekte wie zum Beispiel den Umbau des Kleinen Festspielhauses oder in den Wiener Musikverein investiert. Gespart wurde – wie schon gesagt – beim Innovativen.

Zusätzlich hat der Finanzminister ein Budgetprovisorium für 2003 angekündigt, das ein Minus von 5 Prozent für die Ermessensausgaben vorsieht. Ich hoffe, Sie werden sich da für die Kunstschaffenden und für das Kunstbudget entsprechend einsetzen.

Von „kultureller Grundversorgung“ kann man bei Schwarz-Blau nicht mehr sprechen, eher von einer „Notversorgung“. Meine Damen und Herren! Ich bin in Sorge, dass die konservative Kulturpolitik eine Verödung der österreichischen Kulturlandschaft zu verantworten haben wird. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

19.43


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Großruck. – Bitte.

19.43


Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Unser Herr


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