Liebe Freunde! Ich
glaube, dass es in dieser Regierung ganz andere Probleme geben wird. Bereits
vor der Regierungserklärung ist Minister Gorbach dadurch aufgefallen, dass er
die Vetodrohung gegen den Beitritt der Kandidatenländer sehr gelassen
ausspricht, dass er diese Vetokeule, über die man eigentlich hinwegkommen
wollte, sehr wohl wieder weiterschwingt.
Scheibner regt
sich im letzten „Kurier“ darüber auf, dass die Heeresreform mit ihm nicht abgesprochen
sei. – Das heißt also, in Wirklichkeit regiert man nebeneinander, nicht
miteinander. Man will auch miteinander nicht viel zu tun haben, und man ist
einander nicht grün, denn sonst würde man ja keinen Entschließungsantrag
brauchen, in dem man alle Abgeordneten dazu verpflichtet, dieses
Regierungsprogramm mitzutragen. (Abg. Scheibner:
Grün ist man nicht, wir sind schwarz-blau!)
Es gibt nur zwei
mögliche Gründe dafür: Entweder ist man misstrauisch den eigenen Abgeordneten
gegenüber, oder es sind die schwarzen Abgeordneten gegenüber den FPÖ-Abgeordneten
misstrauisch beziehungsweise umgekehrt. Das Selbstbewusstsein der Abgeordneten
sollte jedoch so groß sein, um so etwas nicht zu unterstützen: einen
Blankoscheck für eine Regierung, eine Selbstknebelung, damit man ja nicht
gegen etwas stimmen kann, das vielleicht unbequem wird (Abg. Scheibner: Haben Sie den Antrag
gelesen?), damit ja jede eigenständige Initiative in diesem Parlament
abgewürgt wird und hier nur mehr versucht wird, den Regierern nach dem Mund zu
reden. (Abg. Scheibner: Wir sind
ja nicht bei der SPÖ!)
Inhaltlich ist
also nicht viel da, aber es wird viele interessante persönliche
Auseinandersetzungen geben – das hat sich schon angekündigt und
gezeigt –, und ich bin sehr neugierig, wie lange diese Regierung das
aushalten wird. Ich glaube nicht, dass es eine sehr konsequente Umsetzung von
Programmen geben wird, wenn man schon jetzt im Vorfeld der Regierungserklärung
diese Zwistigkeiten an den Tag legt.
Aber Kennzeichen
dieser Regierung ist ja, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Kennzeichen ist,
dass man die Regelung der Ladenschlusszeiten an die Landeshauptleute abschiebt,
die Abfangjäger-Finanzierung an die nächste Regierung, die Pensionsvorsorge an
den Einzelnen, die Selbstbehalte bei den Arztbesuchen an die
Krankenversicherungsträger.
Ich glaube also
nicht, dass es ein verantwortungsvoller oder überzeugender Beginn der Tätigkeit
dieser Regierung ist. Allein die Körpersprache der anwesenden
Regierungsmitglieder zeigt, dass sie resignativ sind, dass sie eigentlich ihr
eigenes Programm schon aufgegeben haben, bevor sie begonnen haben, es
umzusetzen. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP und den Freiheitlichen. –
Abg. Scheibner: Du gehst uns ab in
der Regierung!)
Warum der
Finanzminister nicht anwesend ist, ist für mich auch klar: Von den Schwarzen bekommt
er noch keinen Applaus, von
den Blauen nicht mehr. –
Ich bin ja überhaupt neugierig, wie er sich etablieren wird. Er hat die
Regierungsbank fast fluchtartig verlassen, weil er von niemandem richtig
anerkannt wird. Er ist schon sehr lange abwesend, das ist auch ein
interessantes Zeichen für diese Regierung. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist ein Glück für
ihn, weil er sich Ihre Rede nicht anhören muss!)
Aber ich glaube,
besser bezeichnen kann man diese Regierungspolitik und dieses Programm nicht, als
es Frau Bundesministerin Rauch-Kallat getan hat. Sie hat gesagt, diese
Regierung arbeite unter dem Motto „Frust statt Lust“, und dem ist nichts
hinzuzufügen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und den Grünen. –
Abg. Dr. Partik-Pablé: Schlecht
wie immer!)
19.53
Präsident
Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner erhält Herr
Abgeordneter Walch das Wort. – Bitte.
19.53
Abgeordneter
Maximilian Walch (Freiheitliche): Werter Herr
Präsident! Werte Regierungsmitglieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu
Kollegem Wittmann möchte ich nur sagen: Das Klima hat sich verändert, und der
Staatssekretärsposten ist weg. – Ich habe das Gefühl, das muss dir ganz
schön wehtun. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)