Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 200

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Liebe Freunde! Ich glaube, dass es in dieser Regierung ganz andere Probleme geben wird. Bereits vor der Regierungserklärung ist Minister Gorbach dadurch aufgefallen, dass er die Veto­drohung gegen den Beitritt der Kandidatenländer sehr gelassen ausspricht, dass er diese Veto­keule, über die man eigentlich hinwegkommen wollte, sehr wohl wieder weiterschwingt.

Scheibner regt sich im letzten „Kurier“ darüber auf, dass die Heeresreform mit ihm nicht abge­sprochen sei. – Das heißt also, in Wirklichkeit regiert man nebeneinander, nicht miteinander. Man will auch miteinander nicht viel zu tun haben, und man ist einander nicht grün, denn sonst würde man ja keinen Entschließungsantrag brauchen, in dem man alle Abgeordneten dazu ver­pflichtet, dieses Regierungsprogramm mitzutragen. (Abg. Scheibner: Grün ist man nicht, wir sind schwarz-blau!)

Es gibt nur zwei mögliche Gründe dafür: Entweder ist man misstrauisch den eigenen Abgeord­neten gegenüber, oder es sind die schwarzen Abgeordneten gegenüber den FPÖ-Abgeordne­ten misstrauisch beziehungsweise umgekehrt. Das Selbstbewusstsein der Abgeordneten sollte jedoch so groß sein, um so etwas nicht zu unterstützen: einen Blankoscheck für eine Regie­rung, eine Selbstknebelung, damit man ja nicht gegen etwas stimmen kann, das vielleicht unbe­quem wird (Abg. Scheibner: Haben Sie den Antrag gelesen?), damit ja jede eigenständige Initiative in diesem Parlament abgewürgt wird und hier nur mehr versucht wird, den Regierern nach dem Mund zu reden. (Abg. Scheibner: Wir sind ja nicht bei der SPÖ!)

Inhaltlich ist also nicht viel da, aber es wird viele interessante persönliche Auseinandersetzun­gen geben – das hat sich schon angekündigt und gezeigt –, und ich bin sehr neugierig, wie lange diese Regierung das aushalten wird. Ich glaube nicht, dass es eine sehr konsequente Umsetzung von Programmen geben wird, wenn man schon jetzt im Vorfeld der Regierungs­erklärung diese Zwistigkeiten an den Tag legt.

Aber Kennzeichen dieser Regierung ist ja, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Kennzeichen ist, dass man die Regelung der Ladenschlusszeiten an die Landeshauptleute abschiebt, die Ab­fangjäger-Finanzierung an die nächste Regierung, die Pensionsvorsorge an den Einzelnen, die Selbstbehalte bei den Arztbesuchen an die Krankenversicherungsträger.

Ich glaube also nicht, dass es ein verantwortungsvoller oder überzeugender Beginn der Tätig­keit dieser Regierung ist. Allein die Körpersprache der anwesenden Regierungsmitglieder zeigt, dass sie resignativ sind, dass sie eigentlich ihr eigenes Programm schon aufgegeben haben, bevor sie begonnen haben, es umzusetzen. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP und den Freiheit­lichen. – Abg. Scheibner: Du gehst uns ab in der Regierung!)

Warum der Finanzminister nicht anwesend ist, ist für mich auch klar: Von den Schwarzen be­kommt er noch keinen Applaus, von den Blauen nicht mehr. – Ich bin ja überhaupt neu­gierig, wie er sich etablieren wird. Er hat die Regierungsbank fast fluchtartig verlassen, weil er von niemandem richtig anerkannt wird. Er ist schon sehr lange abwesend, das ist auch ein interessantes Zeichen für diese Regierung. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist ein Glück für ihn, weil er sich Ihre Rede nicht anhören muss!)

Aber ich glaube, besser bezeichnen kann man diese Regierungspolitik und dieses Programm nicht, als es Frau Bundesministerin Rauch-Kallat getan hat. Sie hat gesagt, diese Regierung arbeite unter dem Motto „Frust statt Lust“, und dem ist nichts hinzuzufügen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Schlecht wie immer!)

19.53


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner erhält Herr Abgeordneter Walch das Wort. – Bitte.

19.53


Abgeordneter Maximilian Walch (Freiheitliche): Werter Herr Präsident! Werte Regierungsmit­glieder! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Zu Kollegem Wittmann möchte ich nur sagen: Das Klima hat sich verändert, und der Staatssekretärsposten ist weg. – Ich habe das Gefühl, das muss dir ganz schön wehtun. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite