Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 7. Sitzung / Seite 211

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Das Bundestierschutzgesetz soll kommen. Ich merke nur an: Die Vollziehung sollten allerdings die Agrarier in den Bundesländern übernehmen. Ich wünsche dem Tierschutz viel Glück. Insbe­sondere habe ich arge Bedenken, wenn in Bundesländern wie Salzburg dieser Tierschutz dann an EU-Standards herabgeführt werden soll.

Kurzum, meine sehr verehrten Damen und Herren: Sie reden von der Zukunft, aber ich meine, dieses Regierungsprogramm kann keine Zukunft haben. (Beifall bei der SPÖ.)

20.36


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Mag. Moser. – Bitte.

20.36


Abgeordneter Mag. Hans Moser (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! „Beginnt euch zu sorgen – Details folgen.“ – Diesen Titel verwendet Reinhard Göweil in seiner jüngsten Ausgabe der „Finanznachrichten“, wo er auf das Koalitionsabkommen eingeht. Und ich glaube, in der Tat besteht Anlass zur Sorge, wie die heutige Regierungserklä­rung und die Beiträge der Regierungsmitglieder zutage brachten.

Es ist ein hehres Ziel von Bundesminister Bartenstein, wenn er den Wirtschaftsstandort Öster­reich unter die Top 3 bringen möchte. Das ist ein Ziel. Wir unterstützen dieses Ziel, aber die Wege, die wir einschlagen würden, sind andere.

Was ist die Ausgangslage? – Wir haben in der letzten Plenarsitzung vom Herrn Bundeskanzler gehört, dass sich Österreich in der Wirtschaftsstandortplatzierung um elf Ränge verbessert hätte. Ich habe nachrecherchiert. Ich konnte von dieser Verbesserung in keiner einzigen Zeit­schrift, in keinem einzigen internationalen Bericht lesen. Vielmehr ist wahr, dass im Global Competitiveness Report 2001 und 2002 Österreich in den letzten drei Jahren konstant an der 18. Stelle lag. Ein ähnlicher Befund von European Innovation Scoreboard 2002 bringt Öster­reich einen Verlust in der Rangierung, und wir haben das ja voriges Jahr auch in der Industriel­lenvereinigung diskutiert. Also der angestrebte dritte Platz in diesem Bereich konnte in dieser Regierungsperiode nicht erreicht werden, sondern Österreich ist auf den 10. Platz zurückge­fallen.

Eine weitere Korrektur zu Aussagen von Minister Bartenstein heute. Er hat gesagt, Österreich hat seit langem erstmals einen Handelsbilanzüberschuss. Das ist richtig, aber dieser Handels­bilanzüberschuss ist nicht nur auf Grund der starken Exportwirtschaft zustande gekommen, sondern insbesondere deshalb, weil die Importe drastisch zurückgegangen sind. Die Österrei­cherinnen und Österreicher hatten in den letzten drei Jahren weniger Geld in den Taschen, konnten sich daher weniger leisten, weniger wegfahren, und das hat dazu geführt, dass wir erstmals einen Handelsbilanzüberschuss haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Stummvoll: Soll unsere Kaufkraft ins Ausland gehen? – Abg. Dr. Fekter: Wollen Sie das?)

Insbesondere ist anzumerken, dass es die osteuropäischen Nachbarstaaten sind, die eigentlich die österreichische Wirtschaft stützen beziehungsweise davor schützen, dass wir nicht weiter in die Kriechspur zurückfallen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe heute auch drei Zauberwörter gehört: Flexi­bilisierung, Liberalisierung, Deregulierung. Das sind keine wirtschaftspolitischen Konzeptionen, mit denen man Österreich auf die Überholspur bringen könnte. Göweil hat in seiner Analyse – und ich habe das auch nachvollzogen – festgestellt, dass dieses Wirtschaftskonzept, das hier zugrunde liegt, keinerlei Vernetzung aufweist, sondern es ist eine beliebige Aneinanderreihung von Einzelmaßnahmen.

Ich möchte dazu ein Beispiel bringen, das Beispiel der Forschungs- und Entwicklungsförderung. Das Ziel ist unbestritten: Wir wollen hier von 1 auf 2,5 Prozent kommen. Dieser Prozentsatz er­fordert viel Geld, dessen Aufbringung unsicher ist, dieser Prozentsatz erfordert aber auch viele Wissenschafter. Gleichzeitig beginnt man, bei den Restbetrieben der Verstaatlichten, aber auch in der neuen Infrastrukturholding einen Verschleuderungs- und Zerschlagungsprozess einzulei-


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