Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 9. Sitzung / Seite 23

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Landtagssitzung: Roter Antrag zum Thema Lehrlinge, hat inhaltlich auch unsere Meinung getroffen, wir haben selbst sehr oft Initiativen dazu gesetzt. Wir haben gesagt, eigentlich ist das von uns zu unterstützen. Dann haben wir abgezählt und gesagt, schaut, bei den Schwarzen ist schon einer nach Hause gegangen, sensationelle Gelegenheit, man kann einen Antrag durch­bringen.

Sehr geehrter Herr Kollege Wittmann! Wir haben also Ihrer Partei den Vorschlag gemacht, sie zu unterstützen, die Grünen waren auch mit dabei. Und was ist dann passiert? – Die SPÖ hat einen ihrer Leute nach Hause geschickt, damit die ordentliche Verhältnismäßigkeit der nieder­österreichischen Zustände wieder gegeben ist. Sie haben einen Mann nach Hause geschickt, damit Ihr eigener Antrag niedergestimmt werden kann. Meine Damen und Herren! Sie brauchen sich hier nicht großmächtig und wichtig zu machen! Sie müssen in Niederösterreich Mumm und Mut beweisen! Hier ist der falsche Ort. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Noch einmal zur Prioritätensetzung der Grünen. Sie haben selbst befürchtet, dass man sich wundert. Man wird sich wundern. Es gibt genügend andere Dinge, die einer Sondersitzung wert wären (Abg. Öllinger: Die Politikerbezüge vielleicht!), allgemeinpolitisch, aber auch zum Thema Niederösterreich. Sie haben mit dieser Sondersitzung eigentlich nur klar gemacht, dass Sie Ihr politisches Versagen in Niederösterreich noch einmal zu kompensieren versuchen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

15.29


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Abgeordnete Dr. Glawisch­nig. Frau Abgeordnete, Sie haben wunschgemäß 7 Minuten Redezeit. – Bitte.

15.30


Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig (Grüne): Herr Bundeskanzler! Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Damen und Herren vor den Fernsehgeräten! Es geht hier nicht um niederösterreichi­schen Wahlkampf, sollte dieser Eindruck jetzt vielleicht bei den letzten Ausführungen entstan­den sein (ironische Heiterkeit bei der ÖVP und den Freiheitlichen), sondern es geht um verfas­sungsrechtliche Mindeststandards, es geht um demokratiepolitische Spielregeln, es geht um die Frage, wie wird Macht verteilt, und es geht um die Frage der Willkür, wenn mit so großer Macht­mehrheit, wie sie die ÖVP Niederösterreich hat, Willkür gegenüber kleineren Parteien gesetzt wird. Es geht um Demokratiepolitik! (Beifall bei den Grünen.)

Es geht um die Spielregeln, wie wo Macht verteilt wird. Dass die ÖVP in vielen Bundesländern einen deutlichen Machtüberhang hat – und das schon sehr lange – und dass dieses Spiel, näm­lich kleineren Gruppierungen, insbesondere den Grünen, immer wieder Prügel vor die Füße zu werfen, bereits seit 1986 nachweisbar ist, muss einmal gesagt werden. (Abg. Mag. Molterer: Wir haben nur jene Macht, die uns die Wähler gegeben haben!) Wir haben lange genug dazu geschwiegen. Jetzt ist der Zeitpunkt, zu dem man solch einen Missbrauch einmal aufzeigen muss! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

1986, ÖVP-Wahlhelfer bestätigen es (die Rednerin hält die Kopie einer Zeitungsseite in die Höhe): Zwei grüne Listen! – Wenn man diesen Medienberichten Glauben schenken darf, dann ist damals sogar Geld dafür bezahlt worden, dass diese Gruppierungen als „grüne Listen“ kleine grüne Parteien in den Bundesländern schädigen. (Abg. Öllinger: Gekaufte Listen!) Das ist schon etwas, was den Bundesverfassungsgesetzgeber interessieren sollte.

Da Herr Stummvoll heute gemeint hat, das sei ein „Politspektakel“, muss ich einmal mehr sagen, was tatsächlich ein Politspektakel ist, nämlich etwas völlig anderes: Diskussionen, ob sich jetzt fünf Mandatare abspalten, ob sie mit dem Bezügegesetz ein Problem haben, ob man mit dem Kärntner Landeshauptmann über die Bundesregierung verhandeln muss, et cetera. Das ist meiner Ansicht nach ein Politikspektakel! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

In Anbetracht der Tatsache, dass die führenden Verfassungsrechtler dieser Republik sagen, das Vorgehen der Wahlbehörde sei verfassungsrechtlich extrem bedenklich, eine Wahlanfech-


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