Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 23

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Entgegen Ihren Aussagen, meine Damen und Herren, wollten wir niemals, dass mit Steuergel­dern spekuliert wird. Im Gegenteil! Wir brauchen – und da sind Sie gefordert, Herr Staats­sekretär, der Herr Finanzminister ist ja leider nicht hier, ich hoffe, er ist nicht schon wieder auf Urlaub –, wir brauchen einheitliche Veranlagungsbestimmungen, und wir brauchen diese im Finanzausgleichsgesetz – und das ist Bundessache! –, um zu verhindern, dass ein niederöster­reichischer ÖVP-Landesrat im Alleingang derartige Dinge, die jetzt passiert sind, anrichten kann.

Aber Schluss damit. Diese Aktuelle Stunde hat ein wirklich brisantes Thema, und Sie, Herr Abgeordneter Stummvoll, sind nicht darauf eingegangen. Es ist einfach ein Skandal, dass der niederösterreichische ÖVP-Landesfinanzrat Sobotka massive Verluste verspekuliert hat (Abg. Dr. Stummvoll: Er hat Verluste verspekuliert?!), massive Verluste in der Höhe von 272 Millio­nen € eingefahren hat. Das ist Steuergeld der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Als Niederösterreicherin schäme ich mich dafür, dass so jemand noch im Amt ist. Das möchte ich Ihnen auch sagen! (Beifall bei der SPÖ.)

Was Herr Sobotka als Privatperson mit dem Geld macht, ist seine Sache. Er kann es sprich­wörtlich aus dem Fenster werfen, er kann es auch ins Casino tragen und verspielen. Aber der Politiker Sobotka, der ÖVP-Finanzlandesrat in Niederösterreich, der auf die Republik vereidigt ist, so wie wir alle, darf nicht einmal daran denken, mit dem Steuergeld der Niederösterreiche­rinnen und Niederösterreicher zu spielen und zu gambeln. Das ist Tatsache, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich darf ein kurzes Zitat aus dem Landtagsbeschluss darbringen, damit hier einmal klargestellt wird – auch für jene Leute, die jetzt fernsehen und zuhören –, dass nie von Aktienspekulationen die Rede war. (Abg. Dr. Stummvoll: Das Parlament als Fernsehshow!) Ich darf zitieren, meine Damen und Herren:

„Mit Qualität von hervorragender bis guter Finanzkraft sollen diese Gelder veranlagt werden.“ – Hier steht kein Wort von Aktienspekulationen. Keine Rede davon! Das Geld sollte sicher, also risikoarm veranlagt werden und nicht risikoreich, weil es ja schließlich wiederum der Bevölke­rung zugute kommen soll.

Aber unglaubliche 40 Prozent von diesem Geld wurden höchst unsicher und risikoreich ange­legt und – Tatsache! – verspielt. Wissen Sie, was das gewesen wäre? Das wären 15 000 Woh­nungen gewesen, das wären 1 000 Einfamilienhäuser gewesen. Wie viele – das frage ich Sie – Lehrstellen wären das für die niederösterreichischen Jugendlichen gewesen? (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Stummvoll: Warum haben Sie zugestimmt? Sie haben zugestimmt!)

Zur Erinnerung, Herr Kollege Stummvoll: 800 junge Leute haben im Moment keine Lehrstelle, 8 000 junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren in Niederösterreich haben keine Arbeit. Seit 1998 steht im ÖVP-Wahlprogramm immer wieder: Jedem Jugendlichen eine Lehrstelle! Nie­mand soll auf der Straße stehen! – Wir schreiben das Jahr 2003, in vier Tagen ist Wahl, und es werden von Monat zu Monat mehr, die ohne Arbeit dastehen, und das haben Sie zu verantwor­ten! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Stummvoll: Sie reden wider besseres Wissen!)

Wieso haben Sie den Lehrlingspaketen, die die niederösterreichischen Sozialdemokraten ein­gebracht haben, nie zugestimmt? Sie hätten Möglichkeiten dazu gehabt. Die 8 000 jungen NiederösterreicherInnen werden sich bei Ihnen bedanken.

Ich sage Ihnen noch etwas zur Jugend: Wir brauchen in diesem Wahlkampf kein giftiges Spiel­zeugmaxerl, das ausschaut wie der „Lowlander“ Pröll, wir brauchen Arbeitsplätze für unsere jungen Leute! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)


Präsident Dr. Andreas Khol: Schlusssatz, Frau Abgeordnete.


 


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