Es gilt aber auch,
so etwas wie anti-amerikanische Stimmungen zu bekämpfen. Diese Stimmung ist
falsch, denn in Washington, in New York, in San Francisco und in vielen anderen
Städten demonstrieren Hunderttausende gegen diesen Krieg. Es ist
auch ein Unterschied festzustellen im Umgang mit der UNO, im Umgang mit
Konflikten, im Umgang mit Konfliktherden, mit der Europäischen Union, wenn man
die Administration Bush mit der Administration des Bill Clinton vergleicht. Da
ist ein Unterschied festzustellen, und daher ist es richtig, wenn man Kritik an
der Administration übt und nicht sagt: die Amerikaner, die USA.
Es ist nach wie
vor wichtig, dass es gute Beziehungen mit den Vereinigten Staaten gibt. Es ist
aber auch wichtig, zu sehen, dass es diese Unterschiede gegeben hat. Bill
Clinton hat sich bemüht, sich in Form vielfältigster Diplomatie, durch Reisen
et cetera, im Nahostkrieg zu engagieren, um dort Frieden herbeizuführen. Bill
Clinton ist auch mit Nordkorea viel effizienter und wirksamer umgegangen. Bill
Clinton und seine Administration haben sich wirklich bemüht, die
internationalen Spielregeln, das Völkerrecht auch wirklich zu respektieren. Das
muss man feststellen, wenn man über diese Frage hier diskutiert, und es ist
berechtigt, jetzt auch entsprechende Kritik anzubringen. (Beifall bei der
SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)
Ich möchte
abschließend meine Hoffnung zum Ausdruck bringen, auch gegenüber denjenigen,
die hier zusehen und zuhören, dass es zu keiner Verbreitung des Terrors kommt,
dass dieser Krieg möglichst bald zu Ende ist, dass wir künftig wieder
Konfliktregelungsmechanismen haben, die Kriege vermeiden, im
Sicherheitsinteresse von uns allen, auch hier in Österreich. Wir sollen nicht
glauben, dass wir auf einer Insel der Seligen leben. Auch wir sind Teil dieser
internationalen Gemeinschaft, und auch wir müssen durch eine offensive
Außenpolitik unseren Beitrag dazu leisten, wieder Frieden zu ermöglichen und
gegen diese Entwicklung aufzutreten, die sich im Moment abzeichnet. (Beifall
bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP, der Freiheitlichen und der Grünen.)
12.25
Präsident Dr. Heinz Fischer:
Nächster Redner ist
Herr Abgeordneter Dr. Spindelegger. Redezeit: 8 Minuten. –
Bitte sehr.
12.25
Abgeordneter Dr. Michael Spindelegger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Mitglieder der
Bundesregierung! Hohes Haus! Ich möchte, bevor ich einen Vier-Parteien-Antrag
einbringe, zunächst doch feststellen: Ich halte es schon für bemerkenswert,
dass alle Fraktionen des Hohen Hauses einen gemeinsamen Antrag betreffend Krieg
im Irak vorlegen, einen Antrag der so umfangreich ist, das ich den Herrn
Präsidenten bitte, diesen Antrag vervielfältigen zu lassen. Ich werde ihn aber
in seinen Grundzügen erläutern.
Meine Damen und
Herren! Wir haben uns hier schon mehrmals mit diesem Thema auseinander gesetzt,
und viele Redner haben heute zu Recht auf den Krieg als etwas Besonderes, das
heute durch Bilder in jedem Wohnzimmer präsent ist, hingewiesen. Und völlig zu
Recht – da teile ich alle Auffassungen – ist es für uns in Österreich
eigentlich keine Denkkategorie mehr. Ein Krieg im Sinne einer militärischen
Auseinandersetzung, im Sinne von rollenden Panzern, im Sinne von Tod,
Zerstörung, im Sinne einer permanenten Gefahr für Leib und Leben, ist etwas,
das – Gott sei Dank! – für uns Österreicher eigentlich weit weg ist.
Viele Österreicher
glauben fast, wenn sie diese Bilder sehen, dass diese aus einer anderen Welt
kommen. Diese Bilder machen aber auch deutlich, dass wir eben in dieser Welt
nicht so weit sind, einen Krieg kategorisch ausschließen zu können. Ich halte
das für sehr bedenklich.
Wir
Österreicher – und das darf ich bewusst auch stolz sagen: wir Österreicher
im Sinne von Nationalrat, im Sinne von Bundesregierung, im Sinne des Nationalen
Sicherheitsrates und der Meinung vieler Österreicherinnen und
Österreicher – sind gegen diesen Krieg, sind immer gegen einen Krieg als
Mittel der Auseinandersetzung gewesen, beteiligen uns in keiner Weise an
militärischen Operationen und räumen auch keinerlei Überflugsrechte im Sinne
von Unterstützungsmaßnahmen ein. Das wollen wir nicht! (Beifall bei der
ÖVP.) Das halte ich einmal als gemeinsame Linie fest. Und wir alle
gemeinsam hoffen, dass es, so wie es viele Österreicher auch wollen, möglichst
rasch zu einem Ende dieses Krieges kommt.