Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 121

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Die deutsche Wirtschaft ist im abgelaufenen Jahr nur um 0,75 Prozent gewachsen. Ein Null­defizit will Deutschland erst 2006 erreichen. Nun kam der „blaue Brief“ der EU, und dass seitens der EU diese Maßnahme gerade gegen das rezessionsgeschüttelte Deutschland der Ära Gerhard Schröder ergriffen wird, zeigt wieder einmal, dass Sozialdemokraten vieles können mögen, aber wirtschaften ganz sicherlich nicht. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir wollen, dass Österreich diese Rüge erspart bleibt. Daher ist es unabdingbar, eine dauer­hafte Budgetdisziplin gemäß dem innerstaatlichen Stabilitätspakt einzuhalten. Um diese Situa­tion zu verdeutlichen, meine sehr verehrten Damen und Herren, erlaube ich mir, einen Leitarti­kel der „Salzburger Nachrichten“ vom 8./9. März vorzulesen:

„Wenn Österreich heute mit Deutschland verglichen wird, geschieht dies vor allem zur Stärkung des österreichischen Selbstwertgefühls. Das Resultat des Vergleiches wird gerne so dargestellt: Im Gegensatz zum kranken Riesen steht der agile Zwerg Österreich glänzend da.“

Und weiters: „Was die Wirtschaft betrifft, hat diese Botschaft einiges für sich. Österreich ist zur Zeit dem großen Nachbarn in vielen Belangen überlegen. Das Wirtschaftswachstum ist stärker. Die Arbeitslosigkeit ist geringer. Österreich hat seinen Staatshaushalt im Griff.“ – Zitatende. (Beifall bei der ÖVP.)

Dazu noch ein paar Zahlen: Arbeitslosenquote in Österreich: 4,1 Prozent, Jugendarbeitslosig­keit: 6,9 Prozent, in Deutschland 15,5 Prozent.

Es gibt Ziele, die dazu da sind, um die vorgegebenen Budgets zu erreichen. Das sind: ein aus­geglichener Haushalt über den Konjunkturzyklus, eine nachhaltige und deutliche Senkung der Abgabenquote, die Sicherung des Pensions- und Gesundheitssystems, die Fortsetzung der Verwaltungs- und Bundesstaatsreform, die Fortsetzung des Privatisierungskurses, die Unter­stützung der Anliegen der Klein- und Mittelbetriebe, die Erhöhung des Rankings des Wirt­schaftsstandorts, eine Strukturreform am Arbeitsmarkt und am Kapitalmarkt und ein klares und deutliches Ja zur EU-Erweiterung. – Danke sehr. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

17.01


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort hat sich noch Herr Abgeordneter Öllinger gemeldet. 6 Minuten Redezeit. – Bitte, Herr Abgeordneter.

17.01


Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Staatssekre­tär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mein Redebeitrag war unabhängig von jenem des Kollegen Riepl geplant, aber da Kollege Riepl einen Entschließungsantrag eingebracht hat, neu eingebracht hat, den wir erst jetzt zur Kenntnis bekommen haben, gestatten Sie mir, dass ich noch kurz darauf eingehe.

Wir haben kein Problem, Herr Kollege Riepl, mit Punkt 1 und Punkt 3 Ihres Antrages. Das Pro­blem beginnt dort, wo Sie im Punkt 2 die Schaffung eines Straftatbestandes Sozialbetrug und strafrechtliche Verfolgung von Betrügereien gegenüber dem Steuer- und Sozialversicherungs­system in wirkungsvoller, abschreckender Weise fordern.

Sozialbetrug: Wer? – Der Justizminister meint, die Sozialbetrüger, das seien die kleinen Leute, jene, die manchmal zu viel beziehen. Das schließen Sie leider nicht eindeutig dabei aus. – Das ist der erste Punkt. Man müsste das klarer fassen.

Der zweite Punkt: die wirkungsvolle, abschreckende Weise, egal wen es betrifft, ob Arbeitneh­mer oder Arbeitgeber. Was ist ein Straftatbestand, der in wirkungsvoller, abschreckender Weise vor Betrügereien schützt, oder eine Strafe, die in wirkungsvoller, abschreckender Weise schützt? Sollen wir die Leute fünf oder zehn Jahre lang einsperren? – Das kann es ja wohl nicht sein!

Der Bundesminister kann sich so etwas Ähnliches vorstellen – immer nur bezogen auf Arbeits­lose, auf die „kleinen Leute“, um im Jargon der Freiheitlichen zu bleiben. Wir Grüne meinen,


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