Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 175

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geworden ist! (Zwischenruf des Abg. Hornek.) Nein, meine Damen und Herren, den, der von der Kommission eindeutig als der unfähigste eingestuft wurde, nämlich den Einzigen, von dem man gesagt hat, er soll es nicht werden, den hat Herr Bundesminister Strasser zum General-Nachfolger gemacht. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Glaubt noch irgendjemand in diesem Land, dass es in diesem Ministerium auch nur einigermaßen objektiv zugeht, dass auch nur irgendjemand an Sachpolitik interessiert ist?! Glaubt in Zukunft noch irgendjemand tatsächlich, dass kein Einfluss genommen wird?!

Ich meine daher, das, was Sie nach Ihrer Tradition – ich würde sagen, es ist die niederöster­reichische ÖVP, die hier im Hintergrund ist – mit dem UBAS machen werden, ist er­schreckend. Sie haben hier im Grund genommen auch der Demokratie keinen guten Dienst ge­leistet, und ich lade Sie zu etwas mehr Redlichkeit ein, meine Damen und Herren. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

20.48


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn (das Glockenzeichen gebend): Meine Damen und Herren! Ich darf Sie um Ihre besondere Aufmerksamkeit bitten. Nach über zwölf­jähriger Tätigkeit als Nationalrätin wird Frau Abgeordnete Dr. Petrovic nun ihre Abschiedsrede halten. – Bitte. (Rufe bei den Freiheitlichen: Sie kommt ja wieder! Sie kommt ja wieder am Montag!)

20.48


Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Ja, ich halte jetzt meine letzte Rede hier im Nationalrat. Ich habe Gott sei Dank im Moment so viel zu tun, dass das bisschen Wehmut, das hier sicher auch mitschwingen wird, jedenfalls jetzt noch nicht sehr hochkommt. Natürlich hoffe ich für mich, dass ich auch nach dem nächsten Sonntag viel Anlass zur Freude haben werde und dass das dann die möglicherweise auch auftretende Wehmut beim Zimmerräumen und so weiter überlagern wird.

Mir ist wichtig, hier zu betonen – und ich denke, das haben Sie in all den Aus­einan­der­setzungen, die es auch gab und an denen ich beteiligt war, auch bemerkt –, dass ich diesem Haus mit sehr viel Leidenschaft und Begeisterung angehört habe. Ich habe meine Redebeiträge hier nie als eine Pflichtübung verstanden, sondern sie waren mir schon wichtig. Dass das für Sie wahrscheinlich gelegentlich zu häufig, zu lang oder sonst etwas war, das gehört eben auch dazu. Ich habe hier mein oppositionelles Bewusstsein durchaus einigermaßen ausgelebt.

Ich habe das heute in der Früh bereits gesagt, und es ist vielleicht eine merkwürdige historische Koinzidenz: Ich erinnere mich noch an eine meiner ersten Reden im Parlament – ich weiß noch, es war in den späten Abend- oder Nachtstunden, und wir von den Grünen haben damals ver­sucht, die Beschlussfassung zu einem Gesetz hinauszuzögern, aufzuhalten. (Abg. Dr. Stumm­voll: Das war eine lange Rede! – Abg. Mag. Molterer: Neun Stunden hat das gedauert!) Ja, das gab es manchmal, und das ist eine gute parlamentarische Tradition, die ein Haus wie dieses meiner Meinung nach gelegentlich schon auch aushält und aushalten kann. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Damals hat es auch Krieg im Nahen Osten gegeben, und das Bombardement von Bagdad hatte begonnen. Die Stimmung hier war insgesamt beklemmend. Jetzt ist es so, dass seit einigen Tagen wieder eine solche Situation herrscht. Die Welt insgesamt ist seither nicht friedlicher geworden.

Ich nehme aber zumindest mit, dass es bei all diesen Konflikten auch sehr, sehr viel Hilfsbereit­schaft gegeben hat, der Bevölkerung sowieso, aber auch dieses Hauses, und dass der große Unterschied zu damals der ist, dass offenbar gerade die sehr jungen Menschen ihre Stimme für den Frieden erheben und auch ihre Person in den Dienst des Friedens stellen. Das werte ich angesichts all dieser schrecklichen Ereignisse doch als ein gewisses Zeichen der Hoffnung. (Beifall bei den Grünen, der ÖVP und der SPÖ.)

 


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