Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 129

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich darf darum bitten, in der Verordnung darauf zu achten, dass in einem Gesetz nicht einer Be­rufsgruppe sozusagen eine Monopolstellung eingeräumt wird. Sieht man diese Problematik im Zusammenhang mit dem geplanten Kostenersatz im Außerstreitgesetz, so erhebt sich, wenn ich das jetzt polemisch ausdrücke, überhaupt die Frage, ob Mediation gesetzlich geregelt wer­den soll. Denn wenn man bei Ehescheidungen im Vergleichswege die Grundlage für die Media­tion beseitigt, stellt sich die Frage, welche Ehepartner dann überhaupt noch den Mediationsweg beschreiten sollen, der teuer ist und Geld kostet. Wenn sie sich dann einvernehmlich scheiden lassen, müssen sie auch noch beim Scheidungsvergleich einen Anwalt hinzuziehen. Das ergibt eine Kostenbelastung, die sich durchschnittliche Ehepaare wahrscheinlich kaum leisten können.

Ich appelliere daher an Sie, Herr Minister, die geplante Novelle im Außerstreitverfahren in Bezug auf den Kostenersatz für den gegnerischen Anwalt zu überdenken.

Mediation ist also einerseits sicher ein positives Regelungsinstrument bei Konflikten, es erhält die gesetzliche Grundlage, ist aber teuer, weil es ja nicht gratis angeboten wird. Andererseits soll das 150 Jahre alte und bewährte Außerstreitgesetz, das in seiner Schlichtungsfunktion einen sehr unkomplizierten und kostengünstigen Rechtszugang bietet, ausgehöhlt werden, weil plötzlich ein doch unabschätzbares Kostenrisiko vorhanden ist.

Das Mediations-Gesetz als solches ist zu begrüßen. Es bietet zwei sehr fortschrittliche Möglich­keiten: erstens dort, wo es sinnvoll ist, Mediation einzusetzen, in Anspruch zu nehmen, und zweitens kann man gleichzeitig auch sein Recht im Außerstreitverfahren durchsetzen, ohne ein Kostenrisiko einzugehen.

Die geplanten Einschnitte im Außerstreitgesetz wie zum Beispiel die Anwaltspflicht oder die Kostenersatzpflicht für den gegnerischen Anwalt sind kontraproduktiv und daher auch abzuleh­nen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie der Abg. Mag. Stoisits.)

17.51


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Mag. Mainoni. Redezeit: ebenfalls 5 Minuten. – Bitte.

17.51


Abgeordneter Mag. Eduard Mainoni (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Man sollte tatsächlich keine Vorurteile haben, diese Gesetzesnovelle ist der beste Beweis dafür. Man darf nicht sagen, dass alles schlecht ist, was aus den Vereinigten Staaten kommt. Man darf das hier wirklich nicht tun, denn gerade die Mediation, die sich bei uns in Österreich sehr bewährt, hat ihre Ursprünge in den Vereinigten Staaten. Sie ist eine aner­kannte und erfolgreiche Methode der außergerichtlichen Konfliktlösung. Die Schlagworte von „Kooperation statt Konfrontation“, die immer wieder gebraucht werden, sind in diesem Zusam­menhang absolut zutreffend. Statt Verlust-Gewinn-Denken soll eine so genannte Win-win-Situation entstehen, die eben zu diesem Erfolg führt und nunmehr in diesem Gesetz mündet.

Die Mediation ist gegenwarts- und zukunftsorientiert, und sie spart – das sollte man natürlich auch nicht verhehlen – vor allem Zeit und Geld. Bisherige Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Erfolgsquote von rund 75 Prozent gegeben ist. Das allein ist Anlass genug, dieses Gesetz zu begrüßen.

So erfreulich diese Entwicklung ist, so unerfreulich ist eine andere Entwicklung in einem ande­ren Bereich, die ich in diesem Zusammenhang auch erwähnen möchte, nämlich die Entwicklung der Haftzahlen in Österreich. Im Ausschuss haben wir ja bereits darüber diskutiert. Es ist vor kurzem eine Studie an die Öffentlichkeit gelangt, warum denn diese Entwicklung der Haftzahlen eigentlich so negativ ist. Diese Studie – die Dinge sollte man auch offen aussprechen –, diese wissenschaftliche Untersuchung ergibt ganz eindeutig, dass erstens vor allem im Raum Wien und in Ostösterreich ein markanter Anstieg der Haftneuzugänge zu verzeichnen ist und dass zweitens der Anteil der Fremden an den Haftneuzugängen nunmehr beinahe 50 Prozent beträgt.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite