Ich frage mich
überhaupt, womit sich die SPÖ-Justizpolitik ernsthaft beschäftigt. Wem, meine
Damen und Herren von der SPÖ, reden Sie da das Wort? Welche Interessen
vertreten Sie dabei?
Wenn man die
Jugendlichen fragt – ich habe damals die Fernsehsendung gesehen –,
worum es ihnen eigentlich geht, was sie gerne möchten, dann erfährt man, die
Jugendlichen nehmen zum Beispiel im Jugendstrafvollzug längere Außenzeiten sehr
gerne an. Sie wollen länger Fußball spielen, länger kicken, das heißt, sie
wollen nicht so früh hinter Schloss und Riegel sein, Frau Kollegin Wurm. (Abg.
Mag. Wurm: Genau das ist in der
Josefstadt nicht der Fall!)
Ich würde Ihnen
wirklich empfehlen, gehen Sie mit mir in Graz in den Häfen und schauen wir uns
die Zustände dort an! Dort gibt es wirklich viel zu tun, vieles zu verbessern,
aber nicht in der Art und Weise, dass man sich mit den Strukturen und mit der
Präsidentschaft beschäftigt. Damit kann man in Wirklichkeit nichts erreichen,
meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
Sehr viele der
jugendlichen Straftäter sind der deutschen Sprache nicht mächtig, weil sie
keine Österreicher sind, nämlich rund ein Drittel. (Abg. Mag. Stoisits: Nur weil viele keine Österreicher
sind, heißt das nicht, dass sie der deutschen Sprache nicht mächtig sind!)
Was man bewirken kann, wenn den Menschen heute im Häfen die deutsche Sprache
gelehrt wird, wenn ihnen möglicherweise auch ein Beruf beigebracht wird, dass
man das ausbauen könnte und wie viel Geld wir uns damit im Grunde ersparen
könnten, das hätte ich von der SPÖ auch gerne gehört. Damit hätten Sie nämlich
jene vertreten, die zu vertreten sind, meine Damen und Herren!
Ich sage Ihnen:
Wir haben große Probleme. Wir haben aber nicht nur mit jugendlichen Straftätern
ein Problem, sondern auch mit Jugendlichen, die noch gar nicht strafmündig
sind. Ich fürchte, damit werden wir uns früher oder später (Abg. Mag. Wurm: Besser früher!) auch in
diesem Gremium viel intensiver zu befassen haben. Dort anzusetzen, das wäre
höchst lohnend.
Meine Damen und
Herren von der SPÖ! Ich sage Ihnen noch etwas: Ich glaube, dass die Familienpolitik
des Wolfgang Schüssel beziehungsweise die Familienpolitik der Regierung die
viel bessere Prophylaxe ist als sehr viele Projekte und Versuche von Ihnen. Und
ich werde Ihnen auch erklären, warum.
Das, was den
Jugendlichen heute so abgeht, ist eine liebevolle Aufnahme, eine Beziehung, ist
ein Elternhaus (Abg. Mandak:
Fehlende Väter! – Abg. Rest-Hinterseer:
Fehlende Väter! – Weitere lebhafte Rufe bei der SPÖ und den Grünen:
Fehlende Väter!), sind Grenzen, Frau Kollegin! Jugendliche haben ein Recht
auf Grenzen (Ruf: Ein Recht auf Väter!), und ich sage Ihnen, dass das
prägsamer ist als die von Ihnen proklamierte und als so gut empfundene Justizpolitik
in diesem Bereich. (Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ und den Grünen.)
Ich würde mich
gerne mit Ihnen darüber auseinander setzen, weil ich Ihre Modelle gerne kennen
lernen würde. Ich habe viel mit Jugendlichen zu tun, die straffällig geworden
sind. Manches Mal habe ich den Eindruck, Sie, meine Damen und Herren von der
Opposition, wissen nicht, wovon Sie reden, und das tut mir Leid, nämlich im
Interesse der Jugendlichen, die wir hier zu vertreten haben. (Beifall bei
der ÖVP und den Freiheitlichen. – Widerspruch bei der SPÖ und den Grünen.)
18.35
Präsident
Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau
Abgeordnete Mag. Stoisits. – Bitte.
18.35
Abgeordnete
Mag. Terezija Stoisits (Grüne): Sehr geehrter Herr
Präsident! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Kollege
Miedl, keine Argumente haben Sie bis jetzt gehört? – Ja, weil es keine
gibt für die Abschaffung des Jugendgerichtshofes! Weil es keine gibt, deshalb
können wir auch keine vorbringen! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)