Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 12. Sitzung / Seite 183

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Vertrauen in den österreichischen Finanzplatz, das durch eine glasklare Regelung gestärkt und weiter verbessert wird. Wir haben uns im Ausschuss darauf geeinigt, dass das höherwertige In­teresse das zweite ist und daher die etwas strenger als in der derzeitigen EU-Richtlinie gehalte­ne Identifikationsbestimmung in Kauf genommen wird.

Zweitens – auch das war Thema im Ausschuss – hat es, wie es ab und zu die Tendenz von Mi­nisterialentwürfen ist, ursprünglich eine Regelung gegeben, die uns wieder einmal päpstlicher als der Papst hätte sein lassen oder eine Art von Musterschülerrolle in vorauseilendem Gehor­sam hätte einneh­men lassen. Es bezog sich auf den Zahlungsverkehr, also etwas, was jeden betrifft, weil je­der Geld bewegt. Im Entwurf hat es noch eine völlig überbordende Regelung gegeben, was derjenige, der Geld überwiesen hätte, beziehungsweise die Bank, wo das geschehen wäre, an Kundendaten hätte aufnehmen und bereitstellen sollen. Das hätte massive Konsequenzen für die EDV-Systeme und damit für die Kosten gehabt, die sich dann ja letztlich im Preis für den Kun­den wiederfinden. Noch dazu steht für kommendes Jahr eine EU-Richtlinie bevor, die das regelt.

Meinung im Ausschuss war, dass wir zuwarten sollen, bis diese EU-Richtlinie nächstes Jahr eine wirklich stabile Regelungsgrundlage auch für den nationalen Gesetzgeber, also für uns, bil­det. In diesem Zusammenhang verweise ich darauf, dass im Abänderungsantrag, der jetzt auf Kri­­tik der SPÖ gestoßen ist, in Ziffer 2 genau diese Regelung beinhaltet ist, die, so meine ich, nicht nur sehr positiv und sehr klug ist, sondern auch von allen mitzutragen sein sollte. – Danke. (Bei­fall bei der ÖVP.)

21.17


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abge­ordneter Mag. Hoscher. – Bitte.

21.17


Abgeordneter Mag. Dietmar Hoscher (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundes­mi­nis­ter! Meine Damen und Herren! Einige kurze Bemerkungen zu einer Novelle beziehungs­wei­se einer Teilumsetzung einer EU-Richtlinie, zu der es sehr viel zu sagen gäbe. Es wurde schon erwähnt – auch ich bin dafür –, dass es nicht darum geht, bei der Umsetzung immer Vor­zugs­schüler zu sein. Es ist allerdings so, dass Österreich und Geldwäsche immer ein sehr sen­sibles The­ma war, dass aus dem Ausland immer sehr viele Angriffe erfolgt sind, zum Teil deut­lich unter der Gürtellinie. Ich darf nur daran erinnern, dass etwa der Vizepräsident der Anti-Mafia-Kom­mission des italienischen Parlamentes, Maurizio Calvi, dereinst sogar meinte, Österreich sei das „Zentrum“ der internationalen Geldwäscherei. – Das war sicherlich ein Angriff deutlich un­ter der Gürtellinie.

Es wurde bereits mehrfach der 11. September erwähnt; darauf möchte ich auch noch kurz ein­gehen. Auch in der Begründung für diese Novellen wird der 11. September angeführt. Diese schreckli­chen Ereignisse in New York beziehungsweise die Finanzierung dieser Ereignisse wären jedoch auch mit dieser Geldwäsche-Richtlinie nicht verhinderbar gewesen – selbst dann nicht, wenn sie weltweit angewendet werden würde, denn nach derzeitigem Wissensstand ist die Finanzierung aus originär sauberen Quellen erfolgt und nicht aus vorher gewaschenem Geld. Auch daran kann man wieder sehen, dass die Geldwäsche-Richtlinie nicht als Allheilmittel in der Terrorismusbekämpfung und in der Bekämpfung sonstiger krimineller Aktivitäten gesehen werden darf.

Nicht nur rechtlich, vor allem nicht nur strafrechtlich, sondern vor allem auch ökonomisch ist die Geld­wäschebekämpfung ein wesentlicher Punkt. Es gibt zwar noch kaum theoretisch-wirt­schafts­wissenschaftliche Literatur dazu, aber genügend empirische Evidenz für das Zusammen­spiel zwischen organisierter Kriminalität, Geldwäsche und Schattenwirtschaft. Ich darf nur daran erin­nern, dass beispielsweise der Internationale Währungsfonds der Meinung ist, dass Geld­wäsche in der Lage ist, kontraintuitive Kapitalbewegungen zu induzieren, damit auch Wechsel­kurse und Zinse zu beeinflussen und damit auch die Stabilität von Finanzmärkten, sodass auch dieses wesentliche Thema zu berücksichtigen ist. In Wien findet gerade eine Konferenz zum


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