Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 84

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send –, es geht also doch! (Abg. Wittauer: Das war aber mit Ihrem Regierungspartner nicht abgesprochen!)

Aber spätestens ab diesem Zeitpunkt bis wenige Tage vor der Wahl 2002 war es einzig und allein die ÖVP, die einem Bundestierschutzgesetz nicht zustimmen wollte. (Abg. Wittauer: Die ÖVP war damals Ihr Regierungspartner!) Darüber hinaus versuchten Vertreter der ÖVP in den Jahren 1996 bis 2002 unentwegt, Gespräche und die Zusammenarbeit mit anderen Fraktionen zu erschweren, zu verhindern, um so eine Entscheidung für die Anliegen des Tierschutz-Volksbegehrens zu hintertreiben. (Abg. Wittauer: Das ist jetzt eine Wiederholung!) Umso größer war daher dann die Überraschung für alle Tierfreundinnen und Tierfreunde in unserem Land, dass ausgerechnet der Bundeskanzler der ÖVP wenige Tage vor der Wahl mit dem Versprechen, einem Bundestierschutzgesetz zuzustimmen, an die Öffentlichkeit gegangen ist – das freilich mediengerecht dekoriert mit Hunderl und Katzerl.

Die Überraschung, meine Damen und Herren, dauerte allerdings nicht sehr lange. Wer gemeint hat, dass das Hohe Haus nun mit einem Entwurf für ein Bundestierschutzgesetz befasst wird, der seitens der Regierungsfraktionen eingebracht wurde, wird wiederum enttäuscht. (Zwi­schenruf des Abg. Wittauer.) Stattdessen fängt die Bundesregierung unter Führung der Öster­reichischen Volkspartei wieder beim Jahr 1996 an. Am 10. April dieses Jahres wurde eine Enquete-Kommission im österreichischen Nationalrat eingesetzt (neuerlicher Zwischenruf des Abg. Wittauer), bei der wir – auch Sie, Herr Kollege – zahlreiche, hoch qualifizierte und enga­gierte Referate gehört haben. Nur die ÖVP/FPÖ-Regierung ... (Abg. Wittauer: Das wissen wir ja alle! ... 2003, Gesetz 2004!) – Sie waren ohnehin schon am Wort, ein bissel Geduld noch, ja? (Beifall bei der SPÖ.)

Die ÖVP/FPÖ-Regierung tritt aber nach wie vor auf der Stelle und denkt in Wirklichkeit gar nicht daran, diesen Zustand über Lippenbekenntnisse hinaus zu verändern. Also gestehen Sie das doch endlich einmal ein! Ich bin der festen Überzeugung, dass die ÖVP-Bauernbund­funktio­näre, die sich gerade sehr gut unterhalten (Abg. Grillitsch: Beim Reden kommen die Leut’ zusammen!), ihrer Klientel bei Gott nichts Gutes tun mit ihrer Hinhaltetaktik und ihrer Verweigerung. Viele Bauern haben von sich aus bereitwillig ihre Stalltüren geöffnet, und zwar nicht nur für Touristen, sondern auch für die Konsumentinnen und Konsumenten, und treten selbst ebenfalls für eine strengere und tierfreundlichere Tierschutzgesetzgebung ein. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.) – Das ist wirklich einen Applaus wert.

Auch in meiner Heimat Weststeiermark kann ich stolz auf einige solcher Beispiele verweisen. Wir dürfen einfach nicht vergessen oder übersehen, dass durch die Haltung von Nutztieren Lebensmittel produziert werden, die auch von uns Menschen verzehrt werden. Tierschutz ist damit aktiver Konsumentenschutz. (Abg. Wittauer: Das steht drin im Entschließungsantrag! Das kann man drin nachlesen!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Tierschutz ist für uns im Wesentlichen eine ethische, moralische Verpflichtung. In der Gesellschaft gibt es einen breiten Konsens über den Wert des Tierschutzes, und es wäre sehr schön, würde sich dieser Konsens auch in diesem Hohen Hause widerspiegeln. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

13.52


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner hat sich Herr Abgeordneter Gradwohl zu Wort gemeldet. – Bitte. (Abg. Mag. Mainoni: 10 Minuten ist ein bisschen viel! – Abg. Wittauer: Verschone uns bitte mit Wiederholungen!)

13.53


Abgeordneter Heinz Gradwohl (SPÖ): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! Kollege Wittauer, ich verschone dich mit Wiederholungen, aber ich kann dich nicht verschonen mit einem Vorwurf, nämlich dem, dass auch du zur Kenntnis nehmen musst (Abg. Dr. Partik-Pablé: Jetzt wird er gleich weinen!), dass sechsjähriges Erleben seine Narben und Wunden hinterlässt, und die kann man nicht einfach beiseite schieben und vergessen.

 


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