Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 91

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haben sogar sehr viele junge, begabte Sportler – nur werden diesen einfach zu wenige Perspekti­ven geboten, den Profisport auszuüben.

Unter anderem soll mit diesem Gesetz die Möglichkeit geschaffen werden, einen Sportlehrling zu installieren, was ich für eine sehr gute Idee halte, denn das wird die Leute erstens leichter zum Sport bringen, diese haben eine berufliche Ausbildung und bleiben dann dem Sport letztendlich auch erhalten. Sehr viele Familien würden ihre Kinder ja gern in einem Sportberuf sehen, nur: Die meisten stehen mit 16 oder spätestens mit 18 Jahren vor der beruflichen Entscheidung beziehungsweise vor einer Ausbildungsentscheidung. Nur wenige haben die finanziellen Möglichkeiten, ihre Kinder weiter zu fördern beziehungsweise das finan­zielle Risiko des Leistungssportes zu tragen, denn wenn ein Jugendlicher zum Sport kommt, kann niemand wissen, ob er da auch bleiben beziehungsweise ob er damit auch Geld verdienen kann.

Ein anderes Problem ist, dass man fertig ausgebildete Sportler sozusagen günstig aus dem Ausland nach Österreich holen kann und so vielen unserer Jugendlichen die Chance ver­masselt, sich im Leistungssport zu etablieren. Ein bis jetzt fehlendes Berufssportgesetz ist meines Erachten auch eines der größten Hindernisse dafür, dass der Leistungssport in Österreich bei den Jugendlichen nicht gerade attraktiv ist.

Glauben Sie, meine Damen und Herren, dass zum Beispiel in Tschechien um so viel bessere Fuß­baller geboren werden, sodass diese unsere Nationalmannschaft mit einem 5 : 1 „panieren“?! So ist es doch nicht! Da steht ein System, eine Struktur dahinter, die sehr profes­sionell ist – und so etwas fehlt eben in Österreich. Das alles weiß ich aus eigener Erfahrung ganz ge­nau; ich könnte davon ein Lied singen. Wenn man da als Individuum keine Eigen­initiativen ergreift, kommt man bei uns im Sport zu nichts. Sinn des Sports ist doch auch, gewisse Strukturen zu schaffen, um für Menschen aus verschiedensten gesellschaftlichen Schichten gleiche Möglichkeiten und gleiche Rahmenbedingungen zu schaffen.

Was aus sportlich-unternehmerischer Sicht alles möglich ist, zeigt uns ja der Österreichische Skiverband, dem es immer wieder gelingt, neue Topstars hervorzubringen. – Solche positiven Rahmenbedingungen sollten eben auf die ganze Breite des österreichischen Sports ausge­weitet werden, damit allen solche Möglichkeiten geboten werden können.

Ich sehe die Sportler auch als Aushängeschilder, als Botschafter und ein bisschen auch – das getraue ich mich hier zu sagen – als Staatsdiener, denn jeder freut sich, wenn ein öster­reichischer Sportler sozusagen die Konkurrenz in Schach hält und Medaillen gewinnt; jeder entwickelt da eine gewisse Art von Patriotismus. Und viele sehen sportliche Leistung auch als Inspiration für eigene Aktivitäten. Daher freut es mich wirklich sehr, dass wir einer großen Bandbreite des österreichischen Sports hiermit neue Perspektiven bieten können.

Was mich am meisten freut, ist, dass wir uns gemeinsam der Sache annehmen und damit für den Sport wirklich etwas Gutes schaffen. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

14.19


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Brosz. – Bitte.

14.19


Abgeordneter Dieter Brosz (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Die Notwendigkeit, den Berufssport in Österreich in gewissen Bereichen zu normieren, ist eigentlich unbestritten. Ich glaube, dass momentan vieles in einem Graubereich abläuft, sodass es durchaus Sinn hat, sich zu überlegen, ob man dort nicht auch zu forma­lisierten Regelungen kommen soll.

Ein Beispiel dafür hat sich für mich in folgender Beobachtung gezeigt. Da ich eine Zeit lang in Kottingbrunn wohnte und dort den – mittlerweile nicht mehr stattfindenden – Aufstieg des örtlichen Fußballvereins miterleben durfte, habe ich gesehen, dass es eine skurrile Trennung gibt zwischen den Vereinen, die in der Regionalliga, sozusagen im Amateurbereich, spielen, und dem, was danach kommt und was auf einmal zum Profisport wird. Das hat dazu geführt,


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