Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 14. Sitzung / Seite 151

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kratieverständnis hat, dass er einerseits Veranstaltungen auf Grund befürchteter Demonstra­tionen absagt und andererseits – so wie andere Personen hier in diesem Haus – Angst davor hat, dass es fachlich kompetente Persönlichkeiten an den Universitäten gibt, die nicht ihrer linkslinken Ideologie entsprechen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

18.05


Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Broukal. Gleiche Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

18.05


Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Nicht nur, wer laut spricht, hat Unrecht, man kann auch leise reden und nicht sehr Recht haben. Ich jedenfalls habe Frau Dr. Brinek einmal auf der Straße vor dem parla­mentarischen Haus in der Schenkenstraße getroffen und sie gebeten, doch nicht auf jede meiner Aussendungen die Wahl einiger Universitätsräte betreffend mit inhaltsarmen Pflicht­aussendungen zu antworten. Sie sagte: Wären Sie mit uns in einer Regierung, dann gäbe es andere Uni-Räte! – Da muss ich sagen: Es wäre es fast wert gewesen, wenn ich mir einige der Uni-Räte anschaue, die Sie bestellt haben! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Wir haben Frau Bundesminister Gehrer schon vor Monaten auf schwere Fehler bei der Bestellung der Universitätsräte, einiger Universitätsräte, hingewiesen, aber Frau Gehrer hat es vorgezogen, auf diese berechtigten Einwände nicht zu achten.

Unser erster Einwand betraf Herrn Dr. Friedrich Stefan, einen bekennenden Burschenschafter, der heute noch uns Österreicher zum deutschen Volk zählt. Ich persönlich habe da angesichts meines Familiennamens die gleichen Probleme wie etwa eine Million anderer Österreicher.

Herr Dr. Stefan schwärmt auch noch Jahrzehnte nach 1945 – ich lese es Ihnen kurz vor – wörtlich von einer „eindrucksvollen Feier im Konzerthaus anlässlich der Überführung der waffenstudentischen Korporationen“ – einer gehört er an, nämlich der heute schon mehrmals zitierten „Olympia“ – „in die Gliederungen der NSDAP“. (Ruf bei der SPÖ: Ein Skandal!)

Herr Dr. Stefan spricht auch Jahrzehnte nach 1945 immer noch davon, dass wir alle uns „in der Gewalt der Siegermächte“ befänden, und er spricht von „Umerziehern und ihren deutschen Helfern“.

Ich, Frau Bundesminister, fühle mich nicht umerzogen, wenn mir die Verbrechen des Natio­nalsozialismus als Verbrechen dargestellt werden. Und ich will nicht glauben, dass wir hier im Parlament mit zweierlei Maß messen: dass wir an einem Tag applaudieren, wenn der Vor­sitzende des Bundesrates, Herr Hösele, sagt: „Wehret den Anfängen!“, und zwei Tage später zusehen sollen, wie die Bundesregierung Menschen in öffentliche Ämter bringt, die die Anfänge des Nationalsozialismus in Österreich als „eindrucksvoll“ empfinden, auch heute noch. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Aber was, Frau Bundesminister, haben Sie dazu gesagt? – Sie haben gemeint, Herr Stefan sei unbescholten und das genüge.

Zufriedenheit ist bekanntlich eine Frage des Anspruches. Unser Anspruch, Frau Bun­desminister, greift tiefer: Wir wollen nicht, dass Menschen, die im Alter von mehr als 60 Jahren immer noch haarscharf am NS-Verbotsgesetz vorbeischrammen, von Ihnen in öffentliche Ämter an den Universitäten geholt werden, in denen sie an der Ausbildung der Jugend mitwirken. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Aber ich gehe davon aus und ich konzediere Ihnen, dass Herr Stefan nicht Ihr Wunschkandidat war, sondern der Ihres FPÖ-Gesprächspartners in dieser Frage, Martin Graf. Dieser hat Ihnen freilich mehr als ein Kuckucksei gelegt: Er hat Ihnen zum Beispiel für die Linzer Kunstuniversität


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