Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 13

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Verantwortung in den Vordergrund stellt. Ein Beitrag zur Lösung von strukturellen Problemen im Gesundheitswesen wird damit aber nicht geleistet. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren von den Regierungsparteien! Es ist gestern von Ihnen sehr viel von Glaubwürdigkeit und Vertrauen gesprochen worden. Wie würden Sie nunmehr die Aussage des Bundeskanzlers vom 9. Juli 2002 in Anbetracht der gewaltigen Belastungen für kranke und so­zial schwache Menschen in diesem Lande bewerten? – Ich kann die Antwort gerne vorweg­neh­men: Das ist, und daran gibt es nichts zu rütteln, ein massiver Vertrauensbruch des Bundes­kanzlers gegenüber den Menschen in diesem Lande, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Auch die gestrige Ankündigung des Finanzministers, dass es möglicherweise Entlastungen für die Menschen in diesem Lande geben könnte, ist in Anbetracht der Belastungen allein im Be­reich des Gesundheitswesens wohl nur als hohle Rhetorik zu bewerten.

Geschätzte Damen und Herren! Nicht Reformen im Gesundheitsbereich sind die Leitmotive Ihres politischen Handelns, sondern der Griff in die Brieftaschen kranker und sozial schwacher Men­schen. Dies wird von uns verurteilt, und diesen Weg wird man mit uns sicher nicht gehen können! – Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

9.35


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Frau Abgeordnete Rosenkranz. – Bitte.

9.35


Abgeordnete Barbara Rosenkranz (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Minister! Herr Staats­se­kretär! Hohes Haus! Herr Abgeordneter Grünewald, Sie haben Ihre Rede damit begonnen, dass man sich darauf einigen können sollte, dass dieses Politikfeld ein besonders sensibles ist. Selbstverständlich! Wir werden uns auch weiter darauf einigen können, dass der hohe Stand un­seres Gesundheitswesens ein Ergebnis gesamtgesellschaftlicher Anstrengungen ist und dass deshalb auch die Leistungen von allen abgerufen werden können müssen; dass es un­denkbar ist, dass es zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommt, wie wir es in anderen europäischen Ländern sehen. Auch darauf werden wir uns selbstverständlich einigen können.

Daraus folgere ich jetzt: Eine Reform muss es geben, denn wenn nichts geschieht, wenn nicht aktiv gehandelt wird, dann wird etwas passieren. Dann wird das Niveau des öffentlichen Ge­sund­heitssystems schleichend sinken. Manche werden es bemerken, manchen wird es gar nicht so bewusst werden, und nur jene, die über genügend Kapital verfügen, die sich Privat­leistungen zukaufen können, werden dann alles ausnützen können, was zu guter Letzt alle finanzieren. Und das darf nicht passieren! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es besteht zusätzlicher Finanzierungsbedarf; davor kann man nicht die Augen verschließen. Es ist schon zwei Mal gesagt worden – und es ist ja an sich erfreulich –: Die hohe Lebenser­war­tung, der hohe Stand der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten erfordern mehr Geld. Das muss man zur Kenntnis nehmen.

So hat auch zum Beispiel gestern der Chef der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse in einer Aussendung festgehalten, dass bis 2005 ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf von 900 Millionen € auszumachen ist. Das muss kommen. Die Frage ist also nun: wie?

Da bin ich nun überrascht, dass man gleich zu Beginn einer Debatte das Mittel des Selbst­be­halts gänzlich ausschließt, denn ich kann mich daran erinnern, dass es in den neunziger Jahren unter ausschließlich sozialdemokratischen Gesundheitsministern eine Reihe von Selbstbehalten gegeben hat, aber damals wirklich nur zur reinen Geldbeschaffung. Es war eine Art Wildwuchs: manchmal die Krankenscheingebühr, die Rezeptgebühr, die hohen Selbstbehalte bei Heil­mittel­behelfen wie Brillen, Prothesen; wer Kinder hat, kennt die Geschichte mit den Zahnspangen. Es


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite