Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 14

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gab eine Reihe von Selbstbehalten, und diese gibt es noch! – Soviel zur „Redlichkeit“ der Dis­kus­sion. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Grundsätzlich ist allerdings schon zu sagen, dass das Mittel des Selbstbehalts, wenn es nicht zur reinen Geldbeschaffung und vernünftig und koordiniert eingesetzt wird, sehr wohl auch gute Effekte haben kann, denn es zwingt – nicht nur den Patienten, sondern vor allem auch jene, die im Gesundheitsbereich tätig sind – zu einem sorgsamen Umgang mit den vorhandenen Mitteln. Dinge wie Doppelbehandlungen und Dreifach-Röntgenaufnahmen werden dann, weil sich ja auch der Kunde – Klammer: Patient – wundern muss, dass er schon wieder zum Röntgen muss, an dem er kostenmäßig beteiligt sein wird, ein wenig hintangehalten werden. Ich sehe das also nicht so negativ.

Das Zweite, was mir unangenehm auffällt: Sie beklagen in anderen Bereichen der Politik, so wie gestern, dass drübergefahren wird, dass man keine Diskussion führt. Hier gibt man der Selbst­verwaltung die Möglichkeit, einen Vorschlag zu machen. Was also jetzt? Das ist nun wieder schlecht? – Ich halte es für ausgezeichnet, dass die Selbstverwaltung aufgefordert ist, einen Vor­schlag zu machen, und damit natürlich auch angehalten ist, vorher bei sich selber das Ein­spa­rungspotential auszunützen und dann eben einen vernünftigen Vorschlag darüber zu ma­chen, was noch offen ist.

Es gibt ja auch Vorbilder, von denen Sie mir nicht sagen können, dass sie unsozial sind. Ich den­­ke da zum Beispiel an die Eisenbahner-Krankenkasse. Dort funktioniert das seit 30 Jahren, und ich hoffe, dass Sie nicht die Stirn haben, das jetzt zu kritisieren.

Wir werden über die Reform der Gesundheitspolitik reden müssen. Sie können von uns mit Sicherheit annehmen, dass wir uns bewusst sind, dass das wichtigste Ziel sein muss, dass es nicht zu einer Zwei-Klassen-Medizin kommt. Darum muss es zu einer Reform kommen! Es wird notwendig sein, diese Reform auch sozial gerecht zu machen, das heißt, chronisch Kranke, Kinder und Menschen mit sehr niedrigem Einkommen werden entsprechend berücksichtigt wer­den müssen. Ich bin überzeugt davon, dass wir, wenn Sie von Polemik Abstand nehmen, hier eine Einigung finden werden.

Ich appelliere an Sie: Ein Politiker, der seine Verantwortung ernst nimmt, ist nicht aufgerufen, jeweils das zu sagen, was sich am ehesten anbietet, sondern er ist aufgerufen, das Notwendige zu erkennen und die Bürger davon zu überzeugen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

9.40


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Abgeordneter Öllinger. – Bitte.

9.40


Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Ich möchte nicht den Fehler machen und Sie, Frau Bundesministerin, jetzt für die Versäumnisse in der Gesundheitspolitik und auch die Erfah­run­gen mit der Gesundheitspolitik der letzten Jahre verantwortlich machen. Sie schlagen jetzt ein neues Kapitel auf und können auch noch manches anders machen. Aber dazu ist eine Voraus­setzung notwendig, Frau Bundesministerin: Sie sollten bitte aus den letzten Jahren lernen!

Ich möchte damit beginnen, dass im Jahr 2000 von der Bundesregierung im Koalitions­abkom­men eine Formulierung zu den Selbstbehalten gefunden wurde, wie sie auch jetzt wieder drin­nen steht; da hat sich nichts geändert, das ist faktisch wort-identisch: Die Koalitionsparteien wollen den Hauptverband ermächtigen, Selbstbehaltregelungen auszuarbeiten.

2000 – 2003: Dazwischen liegen drei entsetzliche Jahre der Gesundheitspolitik, Frau Bundes­mi­niste­rin. Dafür sind nicht Sie verantwortlich, und man merkt es ja auch am Resultat: Die Ge­sundheitspolitik hat eher von der FPÖ zur ÖVP gewechselt. Aber ich sage Ihnen schon eines: 2001, also nach dieser ersten Erklärung, war Ihr erstes Vorhaben, das Sie tatsächlich umge­setzt haben, den Hauptverband umzufärben. Eine katastrophale Politik! 2002 haben Sie das Chaos in der Ambulanzgebühr geerntet. Und es war tatsächlich Chaos, was Sie da verursacht


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