Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 72

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Ich mache mir als ÖVP-Arbeitnehmer Sorgen darüber, wohin Sie mit Ihrer Linie steuern, Herr Präsident Verzetnitsch. Sie tragen die Verantwortung dafür! Sie treiben den ÖGB in eine Rich­tung, wo ihn die Mitglieder dieses ÖGB, von denen es in Österreich sehr viele gibt, eigentlich nicht haben wollen. Aus vielen Gesprächen und Nachrichten, die mir zukommen, weiß ich, dass es Sorgen bezüglich Einzelregelungen gibt, und da müssen wir auch etwas tun, gar keine Frage, aber den ÖGB in eine Richtung zu treiben, wo er dann mit Streiks, mit einer Bewegung von der Straße versucht, sich in eine neue Dimension aufzuschwingen (Abg. Dr. Gusenbauer: Was sagt der Kollege Neugebauer dazu?), das ist nicht Österreich, und das ist auch nicht der Gewerkschaftsbund, wie wir ihn kennen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Wurm: War das ein einstimmiger Beschluss?)

Herrn Präsidenten Verzetnitsch möchte ich abschließend noch Folgendes mit auf den Weg geben: Der ÖGB vertritt alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (Abg. Mag. Wurm: Das war ein ein­stim­miger Beschluss!), also nicht nur diejenigen, die über 55 Jahre alt sind, sondern alle, meine Damen und Herren! (Abg. Dr. Fischer: Im Unterschied zu der Regierung!) Es gibt viele junge Bür­ger in diesem Land, die sich darüber Sorgen machen, dass Sie mit Ihrer Politik nur versu­chen, hinauszuschieben und für die Zukunft nicht vorzusorgen. Dafür stehen wir nicht zur Verfü­gung! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

13.53


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Matz­netter zu Wort gemeldet. – Bitte. (Oje-Rufe bei der ÖVP.)

13.53


Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Herr Präsident! Meine Damen auf der Regierungsbank – damit es einmal umgekehrt ist! Ich möchte ganz kurz etwas zu Kollegin Fekter sagen: Sofern ich richtig informiert bin, war es so, dass es ein Gespräch mit Ihrem Gatten gegeben hat, der die Reform selbst als ungerecht empfindet und zur Demonstration kommen will. Ich glaube, man sollte bei der Realität bleiben! (Heiterkeit, Bei­fall und Bravorufe bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen. – Abg. Dr. Fekter: ... damit der Schaden minimiert wird! Drehen Sie das doch um!) – Frau Kollegin, bitte!

Wenn Sie am Dienstag auf Ihrem Weg zur Nationalratssitzung, die am Mittwoch begonnen hat, behindert wurden, dann ist das natürlich zu verfolgen. (Abg. Dr. Fekter: Wirtschaftlicher Druck wird auf mich ausgeübt!) Wenn Sie hier öffentlich behaupten, dass das bestimmte Personen ge­tan haben, dann müssen Sie damit rechnen, dass diese Personen sich dagegen wehren. (Abg. Dr. Fekter: Ich bin Geschäftsführerin dieses Unternehmens, und ich habe Schaden von diesem Unternehmen abzuwenden!) Ich war nicht dort, Frau Kollegin, Sie auch nicht! Daher würde ich vor­schlagen, dass wir zum eigentlichen Thema kommen. Danke! (Beifall bei der SPÖ und bei Ab­geordneten der Grünen.)

Ich möchte diese Gelegenheit dazu nützen – da unter den Regierungsparteien noch etwas Auf­re­gung herrscht, wahrscheinlich mehr wegen der Ereignisse im Rathauskeller oder woanders –, hier ein paar banale Punkte anzusprechen, Punkte, die jedoch von großer Wichtigkeit sind.

Der erste Punkt ist: Sie haben der großen Koalition mit sozialdemokratischen Kanzlern und Fi­nanzministern vorgeworfen, die große Schuldenpolitik betrieben zu haben. Abgesehen davon, dass die daran beteiligten Regierungsmitglieder natürlich auch der ÖVP angehört haben, war der damalige Schuldenkaiser der heutige, jetzt nicht mehr anwesende Bundeskanzler, denn er war das längstdienende Mitglied dieser Regierungen mit dem höchsten Zuwachs an Schulden, mei­ne Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ. – Bundesminister Mag. Grasser: Besonders „glaub­würdig“!)

Sie sprechen von der Wende, die im Jahre 2000 eingetreten sei. Na dann sagen wir einmal, wann die Wende war – unter Rudi Edlinger und vor Viktor Klima. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Rufe bei der ÖVP: Schulden-Rudi!) Sie lachen bei der Erwäh­nung einer Reduktion des Budgetdefizits? Das ist typisch! Er, Edlinger, hat das Defizit von 5 auf 2 Prozent reduziert – und er (auf Bundesminister Mag. Grasser weisend) erhöht von null Pro­zent und ist bereits bei einem Defizit von 3,9 Milliarden €. Das ist die Wahrheit, meine Damen


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