beginnt neu (demonstrativer
Beifall bei der SPÖ und den Grünen), und man kann mit jedem Tag die
Diskussion neu eröffnen.
Ich bin auch
Gewerkschafter aus Leidenschaft, und Leidenschaft impliziert, dass man seine
Sache deutlich artikuliert und auch deutlich vertritt. Gewerkschaftliche
Maßnahmen, wenn sie als notwendig erachtet werden – und die Geschichte der
Gewerkschaftsbewegung, da im Speziellen die gemessenen Streiksekunden in den
letzten Jahren, beweist, dass wir sehr verantwortungsbewusst damit umgegangen
sind –, können nicht im keimfreien Raum passieren. Das ist doch wohl
selbstverständlich.
Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Ich pflege eine Sprache, in der die Formulierung „Österreich
brennt“ nicht vorkommt. (Beifall bei der ÖVP und den
Freiheitlichen.)
Ich weiß auch,
liebe Freunde, dass es grundsätzlich nicht die Sprachkultur meines Kollegen
Fritz – Fritz zu Fritz – ist, was ihm heute hier „ausgekommen“ ist.
Er hätte eigentlich die Korrektur etwas rascher durchführen sollen. Aber
betroffen hat mich gemacht, dass Kollege Heinzl nach der sehr maßvollen
Korrektur des Vorsitz führenden Präsidenten Dr. Heinz Fischer am Schluss
gemeint hat: Aber eigentlich hat Verzetnitsch Recht gehabt! – Das habe ich
mit Bedauern registriert. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)
16.51
Präsident
Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist als Nächste
Frau Abgeordnete Bures. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.
16.51
Abgeordnete
Doris Bures (SPÖ): Herr Präsident! Herr
Bundeskanzler! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr
Bundesminister Grasser, gestern nach Ihrer Budgetrede habe ich einen Anruf
bekommen, und da hat ein Herr, der ursprünglich einmal auch Ihr Wähler war, zu
mir gesagt: Herr Stronach hat sich sicher etwas dabei gedacht, als er KHG für
Marketing angestellt und ihm nicht die Konzernfinanzen anvertraut hat. –
Ich glaube auch, es ist gestern bei Ihrer Budgetrede deutlich geworden: Herr
Stronach hat Recht gehabt! Geld kann man Ihnen nicht anvertrauen. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesminister
Mag. Grasser: Das glaube ich nicht!)
Sie haben nämlich
gestern kein Zukunftsbudget präsentiert – darüber haben wir heute schon
sehr viel diskutiert –, Sie haben hier ein unsoziales Schröpfbudget
präsentiert. Sie haben das mit sehr viel Schmäh vorgebracht – Sie sind ja
für Marketing zuständig –, aber ich kann Ihnen sagen: Von Ihrem Schmäh
können die Leute in Österreich leider nicht leben, davon haben sie nichts. (Beifall bei der SPÖ.)
Sie haben, wie bei
Ihrer letzten Budgetrede, zwar ein Budget vorgelegt, das wir jetzt in Händen
halten, aber in Ihrer Rede haben Sie von ganz anderen Dingen gesprochen, und
darin sind Sie ja Experte: Ihre Rede hat überhaupt nichts mit dem zu tun, was
wir an „kalten“ Zahlen und Fakten erhalten haben.
Schwarz auf weiß
steht, dass von 2004 bis 2007 rund 2 Milliarden € an Mehrbelastungen
auf die Menschen zukommen werden. Faktum ist, dass Sie zwar davon gesprochen
haben, dass Sie die größte Steuerreform der Zweiten Republik – wieder mit
sehr wohlgesetzten Worten formuliert – machen werden, eine Steuersenkung
für 2,4 Millionen Menschen erreichen werden, dass Sie aber verschwiegen
haben, dass Sie mehr als der Hälfte, nämlich weit mehr als einer Million
Menschen, „großzügig“ eine Steuerentlastung von weniger als 4 € pro Jahr
zubilligen. Das haben Sie verschwiegen!
Sie haben diesen
Menschen gegenüber auch verschwiegen, dass sie jetzt nicht einmal 40 Cent
im Monat – und das soll großzügig sein? – von Ihnen bekommen,
gleichzeitig aber höhere Benzinpreise und höhere Energieabgaben haben,
während gleichzeitig auch die Wohnkosten täglich steigen. Angesichts dessen
stellen Sie sich her und sagen: Steuersenkung: 4 € im Jahr! – Das ist
schäbig, Herr Bundesminister! (Beifall
bei der SPÖ. – Bundesminister Mag. Grasser: Ich habe nicht
gesagt 4 € pro Jahr!)