Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 114

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Die allgemeine Annahme in diesem Budget ist: Es gibt nur ein Modell, es gibt nur eine Form von Auswirkung – das ist das, was meine Kollegin Sburny heute schon treffend als „mittelalterlich“ und männlich bezeichnet hat –, und für die Frauen kann ich daher nur sagen, um in der Diktion des Herrn Finanzministers zu bleiben: Dieses Budget ist ein großes Wasser – ganz ohne Fi­sche! (Beifall bei den Grünen.)

16.46


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Neugebauer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

16.46


Abgeordneter Fritz Neugebauer (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Finanz­mi­nister! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte nicht ins Detail gehen, son­dern Grundsätzliches sagen: Ich denke, dass wir alle der Auffassung sein können, dass dauerhafte Defizite nicht nur schädlich für den Wirtschaftsstandort Österreich sind, sondern dass auch die öffentlich Bediensteten als Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Österreich an einem ausgewogenen Budget Interesse haben, denn sie haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten unter dem budgetären Druck nicht den angemessenen Kuchen anschneiden können.

Der Herr Finanzminister hat in seinem Bericht auch dem Kapitel „Verwaltungsreform“ wichtige Passa­gen gewidmet. Eine Verwaltungsreform stellt einen permanenten Prozess dar. Ich erin­nere an die inhaltliche Verknüpfung, die auch der Herr Präsident des Rechnungshofes vorge­nommen hat, nämlich, dass Verwaltungsreform zunächst Aufgabenreform bedeutet. Ich wün­sche dem Konvent alles Gute. Ich glaube, dass er einmal gut starten kann, weil er über­parteilich eingerichtet ist, mit dem Ziel, Mehrgleisigkeiten zu verhindern.

Nachdem die Bundesregierung nicht zufällig auch Arbeitgeber ist und wir in der Sozialpartner­schaft mit der Gewerkschaft öffentlicher Dienst die Verhandlungen führen, dränge ich darauf, Herr Bundeskanzler, Herr Finanzminister, dass die Fragen der Verwaltungsreform in den einzel­nen Ressorts in Abstimmung, im Gedankenaustausch mit den zuständigen Personalvertretun­gen behandelt werden.

Sie haben darauf hingewiesen, dass beabsichtigt ist, 10 000 Bundesbedienstete einzusparen. Als gelernter Österreicher weiß ich, wie das am Ende des Tages aussieht. (Abg. Dr. Nieder­wieser: Frühpension!) Ich möchte aber, meine Damen und Herren, die Aufmerksamkeit darauf hin­lenken, dass wir heute in vielen Bereichen am Ende der Fahnenstange der personellen Ressourcen angelangt sind. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Sie, Herr Finanzminister, wissen selbst aus Ihrem Haus, wie notwendig es wäre, qualifizierte Mit­arbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzlich gewinnen zu können. Auch die Kollegen aus dem Justizbereich, ob sie in der Verwaltung, im Bereich der Wache oder im richterlichen Dienst tätig sind, sind am Ende der Belastbarkeit. Es muss zu denken geben, wenn man etwa hört, dass heu­te der Verwaltungsgerichtshof einen Aufarbeitungsstand des Jahres 1997 hat, weil die per­so­nellen Ressourcen nicht ausreichend gegeben sind. Das ist nicht allein die Schuld der Bun­desregierung. Wir alle, liebe Kolleginnen und Kollegen hier im Hohen Haus und in den Land­tagen, produzieren Gesetze in einer Flut, die in Wirklichkeit nicht mehr oder nur noch schwer be­wältigbar ist. Wir haben eine Regelungsdichte erreicht, die dem Rechtsstaat den Atem aus­gehen lässt.

Ich bitte, sich all das auch dann bewusst zu machen, wenn wir zwar sagen, wir müssen groß­zü­gi­ger sein, aber dann noch ein Thema entdecken, das wir gesetzlich abgedeckt haben wollen. Da braucht es eine andere Kultur, die wir gemeinsam angehen sollten! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich bin ein leidenschaftlicher Sozialpartner, und das schließt aus, dass ich Sozialgegner bin. – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben in der Sozialpartnerschaft in dieser Zweiten Re­pu­blik, wenn auch von unterschiedlichen Positionen ausgehend, immer die schwierigsten The­men ge­s­chafft, und ich bin einigermaßen betroffen, dass die Bundesregierung das Angebot der gro­ßen Sozialpartnerschaft in der Causa prima nicht angenommen hat. Aber ich denke, jeder Tag


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