Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 18. Sitzung / Seite 96

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Als dann die SPÖ gefragt worden ist, wo das Pensionskonzept der SPÖ ist – drei Wo­chen später! –, hat Gusenbauer gesagt: Wir legen kein Modell vor – wortwörtliches Zitat, „Mittagsjournal“ vom 10. April –, denn wir wollen die Bevölkerung nicht weiter ver­wirren mit neuen Details und neuen Modellen.

Als man dann dem Druck nicht standhalten konnte – wieder zehn Tage später –, legt Gusenbauer am 28. April sein Fairness-Modell vor. Ein Modell, das eines von vielen ist, wie der hier sitzende Abgeordnete und ÖGB-Präsident Verzetnitsch dieses Modell bewertet hat. Eines von vielen. OTS, „sozialistische korrespondenz“: Was be­wirkt die­ses Modell? – Pensionen, die um 10 bis 15 Prozent absinken. Auf die Frage eines Journalisten, was der SPÖ-Vorsitzende dazu sagt, seine Antwort: Es handelt sich um einen Betrag, mit dem man leben kann. – Das genaue Gegenteil von dem, was Sie jetzt gerade vorher gesagt haben! Das genaue Gegenteil! (Ruf bei der ÖVP: Das hat er wirklich gesagt?) Das hat er wirklich gesagt – oder die „sozialistische kor­respondenz“ hat falsch berichtet. Das müsste man klären.

Ich glaube, Kollegin Kuntzl, Sie waren damals nicht mehr in Ihrer Funktion. Dann hat es Kollegin Bures zu ver­antworten, nehme ich an, oder schon Darabos, was hier die „sozialistische korrespondenz“ am 28. April verbreitet hat.

Aber es kam noch besser! Dann gab nämlich Cap die Parole aus: Wir werden der Re­gierung die Hölle heiß machen! – Das war Cap! Ein Aufruf zur Obstruktion und zur Demonstration. Da hat man sich eine Doppelstrategie zurechtgelegt: einerseits der Druck von der Straße und andererseits ein gewisses Spargelessen. (Abg. Dr. Brinek: Ja, ja! Solospargel oder grüner Spargel?)

Gusenbauer hat bei einem Spargelessen geglaubt – da hat er aber den Landeshaupt­mann von Kärnten sehr unterschätzt –, er kann der Sprengmeister dieser Koalition werden. Er hat sich hier schon sehr weit gesehen. Dann ist sofort Assistent Broukal gekommen und hat Anleihen in der Theologie genommen, um Dr. Haider aus dem Fe­gefeuer zu holen. (Abg. Broukal: Versuchen Sie, höflich zu bleiben! Wir sind nicht in Graz!) Josef Broukal hat ihm persönlich die Absolution erteilt. (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Broukal.)

Ich sage Ihnen: Das ist sehr, sehr positiv, weil damit diese Heuchelei endlich einmal ein Ende hat, denn die Donnerstagsdemonstranten sind massiv unterstützt worden Dr. Jörg Haider war für Sie so etwas wie der Gottseibeiuns! – Furchtbar! (Abg. Kopf: Aber da war der Broukal nicht dabei!) – Doch, damals war Broukal dabei, am Parkban­kerl und überall. Haider war bei Broukal immer und überall, aber jetzt ist die Phase der Absolution gekommen, Haider war aus dem Fegefeuer zu holen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Man wird ja gescheiter werden dürfen! Er ist gescheiter geworden! Was inte­ressiert mich der Blödsinn, den ich gestern gesagt habe!)

Die Läuterung war abgeschlossen, denn der vermeintliche Sprengmeister Gusenbauer war am Werk. Ich sage Ihnen ganz offen: Das ist ja das Positive daran, weil nun die FPÖ in diesem Bereich wenigstens als normale Partei betrachtet und Dr. Jörg Haider als jemand angesehen wird, der bei solch wichtigen Fragen selbstverständlich auch am Tisch sitzen soll. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir waren aber keine „normale“ Partei!)

Das Problem für uns ist aber, dass wir Ihren Bocksprüngen nur sehr schwer folgen können. – Ich habe es Ihnen gezeigt.

Ich bin ja gespannt, was jetzt bei der Harmonisierungsdebatte passieren wird (Rufe bei der SPÖ: Wir auch!), was Sie da machen werden. Da gab es nämlich schon innerhalb weniger Stunden einen Bocksprung (Abg. Dr. Partik-Pablé: Einen Eiertanz!):

Am Freitag sagt der SPÖ-Vorsitzende noch, die SPÖ werde sich im Herbst überlegen, ob sie für die notwendige Zweidrittelmehrheit sorgen wird, damit es zur Pensionshar-


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