Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 61

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Meine Damen und Herren! Sie entziehen sich mit dieser Maßnahme auch weitgehend einer anderen Verpflichtung, nämlich der Verpflichtung, eine aktive Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik zu machen. Herr Kollege Walch, Sie werden sicherlich die Pen­sionssicherungsreform und auch den Vorschlag der Pensionsreformkommission gele­sen haben, die sagt: Der Beschäftigungsaspekt ist wichtiger als die demographische Entwicklung. – Das heißt, es ist wichtiger, Vollbeschäftigung zu schaffen, und es ist im Hinblick auf die Sicherung der Pension weitaus weniger wichtig, dass die Menschen immer älter werden. (Präsident Dr. Khol übernimmt wieder den Vorsitz.)

Haben Sie daran auch schon einmal gedacht? – Wie ich sehe, eher nicht, sonst könn­ten Sie dieser Reform nicht Ihre Zustimmung geben. Sie sagen: 10 Prozent ist die ma­ximale Deckelung. (Abg. Dr. Partik-Pablé steht an der Regierungsbank und spricht mit Staatssekretär Mag. Schweitzer.) – Frau Kollegin Partik-Pablé, vielleicht könnten Sie das Gespräch nachher fortsetzen. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Entschuldigung!) Vielleicht würde es Frau Kollegin Partik-Pablé nicht schaden, zuzuhören, denn wenn sie das täte, dann hätte sie gemerkt, dass sie heute in ihren Ausführungen einige Tatsachen behauptet hat, die nicht der Realität entsprechen, also nicht wahr sind. (Staatssekre­tär Mag. Schweitzer: Warum?)

Sie tun nichts zur Sicherung der Beschäftigung, das ist der größte Vorwurf. Sie haben auch jetzt im Mai wieder steigende Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen. Herr Bundes­minister Bartenstein meint aber, dass die zusätzliche Arbeitslosigkeit, bedingt durch diese Pensionsreform, verantwortbar sei. Welcher Zynismus! Wahrscheinlich kann sich Herr Minister Bartenstein nicht in einen Menschen hineinversetzen, dessen Existenz von der Erwerbsarbeit abhängig ist, dessen Familie, dessen ganzes Einkommen davon abhängt, dass er Arbeit hat. Und dann sagt Herr Minister Bartenstein: Das ist verant­wortbar. – Für ihn ist es das wahrscheinlich schon, denn wenn man ein Unternehmen im Hintergrund hat, dann wird sich die Situation anders darstellen.

Das ist aber keine Politik, die wir teilen können. Das ist eine Politik, die menschenver­achtend ist, und diese Politik lehnen wir ab! (Beifall bei der SPÖ.)

Da Sie immer großartig von der zweiten und dritten Säule reden – ich glaube, Herr Dr. Stummvoll verfügt sogar über vier solcher Säulen, die wahrscheinlich gar nicht so schlecht sein werden wie die übliche zweite und dritte Säule –, erinnere ich Sie daran (Zwischenruf des Abg. Prinz), dass ein Großteil der österreichischen Betriebe 20 Mitar­beiterInnen hat; das haben wir heute gehört. Da schaue ich mir an, welche Betriebs­pensionskassen diesen zur Verfügung gestellt wird. Dazu kommt noch, dass Sie mit demselben Gesetz auch noch die Situation der Versicherten der Betriebspensi­ons­kassen verschlechtern, indem Sie die Mindestverzinsungsgarantie wegnehmen. Das ist eine Politik, die wir ablehnen.

Zur dritten Säule, meine Damen und Herren. Da heißt es: Warten auf bessere Zeiten. Und hohe Kosten mindern die Chancen auf guten Erfolg.

Das sind keine Säulen, meine Damen und Herren, das sind höchstens Stangerln, die bei jedem Windstoß umfallen, und dafür wollen Sie die erste, die wichtigste, die Grund­säule zerstören beziehungsweise so schwächen, dass die Menschen ausweichen müssen auf diese zweiten und dritten Stangerln, die, wie man sieht, nicht haltbar sind. Das ist keine faire Politik, das ist keine Politik mit Verantwortung, das ist keine Politik der Zukunft! Diese Politik lehnen wir ab! (Beifall bei der SPÖ.)

13.05

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Mag. Tancsits. Wunschgemäß stelle ich die Uhr auf 6 Minuten. – Bitte, Herr Abgeord­neter.

 


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