Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 81

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gerecht heißt in der Regel: Die, die weniger haben, zahlen weniger drauf als die, die mehr haben. Oder? (Abg. Neudeck: Das machen wir ja!)

Okay, das machen Sie bis maximal 1 000 € im Monat – oder? – bei den gemeinsamen Pensionen, und darüber hinaus ist die 10-Prozent-Sense. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: 10 Prozent von 1 000 € spare ich schwerer als 10 Prozent von 2 000 oder 3 000 €. Das liegt für jeden Menschen auf der Hand, ausgenommen für Sie, die sich alle nicht vor­stellen können, von 1 000 € im Monat leben zu müssen. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Lebhafte Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich werde Ihnen etwas erzählen: Ich komme aus einer Zimmer-Küche-Wohnung mit 23 Quadratmetern und Wasser am Gang. Meine Eltern waren lange Zeit Arbeiter. Mein Vater hat eine Pension von, ich schätze, weniger als 2 000 €, von der auch die Mutter leben muss. Ich weiß, was es heißt, mit wenig Geld zu leben, mit so wenig Geld, wie Sie sich gar nie vorstellen können, dass man leben muss über Jahre und Jahrzehnte. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Anhaltende Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Das Dritte ist: Sie hätten bei dieser ganzen Pensionsreformdebatte einfach bei der Wahrheit bleiben können. Sie hätten das sagen können, was die Wahrheit ist. Sie spa­ren bei den Pensionen hier und jetzt und heute und in diesem Umfang, weil Sie, ers­tens Budget­löcher stopfen müssen, weil Sie zwei­tens Steuer­zuckerl für Unternehmer beschließen. Das haben Sie vor einer Stunde noch gelobt. Unerhört! Wissen Sie von der FPÖ eigentlich, welcher Regelung Sie da zugestimmt haben? Ein Unternehmer, der so gut verdient, dass er sein Geld nicht jedes Jahr braucht, sondern es auf dem Firmen­konto lie­gen lassen kann, der bezahlt zu­nächst ein­mal die halbe Steuer, und nach sie­ben Jahren ge­hört es ihm ganz. Das ha­ben Sie heute mitbeschlossen. (Abg. Neudeck: Das ist doch eine Forderung von euch auch! Das ist ja lächerlich! – Weitere Zwischenrufe.) Das beschließen Sie zur gleichen Zeit, zu der Sie Leuten, die 1 000 € Pension haben, von der Pension noch was wegnehmen. Das ist doch unglaublich! Oder? (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Eines zum Abschluss – und damit werde ich wieder versöhnlich –: Wir werden nicht imstande sein, das zu verhindern, was im nächsten Jahr schon wirksam wird, und es tut uns Leid, dass Sie diese Kürzungen schon fürs nächste Jahr beschließen. Das, was Sie sich mittel- und langfristig vorgenommen haben, ist, so hoffe ich sehr, nur das Pa­pier wert, auf dem es derzeit steht, weil wir es ändern werden. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.20

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gelangt als Nächste Frau Abgeordnete Lentsch. Sie spricht wunschgemäß 6 Minuten. – Frau Abgeordnete, Sie sind am Wort.

 


14.20

Abgeordnete Edeltraud Lentsch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrter Herr Broukal, Ihre Polemik verdient es nicht, dass man darauf eingeht. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Budgetbegleitgesetze haben es an sich, dass sie sehr umfangreich sind, das liegt in der Natur der Sache. Dass es diesmal über 700 Seiten sind, zeigt sehr deutlich, dass der Reformstau enorm ist. Es zeigt aber umgekehrt auch, dass diese Bundesregierung entschlossen ist, diese Reformen anzugehen. Wir haben in den letzten Jahren das Budget stabilisiert, aber jetzt müssen neue Strukturen eingezogen werden, damit man den Staatshaushalt langfristig finanzieren kann. Dieser Staatshaushalt ist nicht irgendein abstraktes Ding, vor allem nicht in Österreich, da hier


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