Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 285

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Jahr 2005 transferiert oder in die Zukunft transferiert. (Abg. Scheibner: Was wäre dein Konzept? – Abg. Dr. Partik-Pablé: Sie wollen nicht entkriminalisieren! Oder wollen Sie die alle freilassen?)

Diese Vorgangsweise widerspricht diametral all den Erkenntnissen, die wir in zweijäh­rigen Sitzungen in der Enquete-Kommission gewonnen haben, die die alte blau-schwarze Regierung auf Druck des Herrn Bundespräsidenten eingerichtet hat und in der es in erster Linie um die Verhältnismäßigkeit von Strafen ging. Diese Enquete-Kommission hat produktiv gearbeitet, hat konkrete Ergebnisse gebracht, aber jetzt gibt es eine neue Legislaturperiode, und jetzt tut man so, als hätte es das nie gegeben.

In dieser Enquete-Kommission ist von allen namhaften Professoren dieses Landes, von den Standesvertretern aus der Hohen Richterschaft, von der Staatsanwaltschaft, also von allen, die in der Justiz Rang und Namen haben, tagelang – ich weiß nicht, wie viele Stunden, aber ich schätze, wir sind insgesamt 70 oder 80 Stunden dort geses­sen – beraten worden, um zu diesen Ergebnissen zu kommen. Und sie haben eindeu­tig festgestellt, es gibt einen Reformbedarf beim Sanktionenkatalog.

Ein Beispiel, meine Damen und Herren: die Gewerbsmäßigkeit. Die Gewerbsmäßigkeit bei Delikten führt immer dazu, dass sofort U-Haft verhängt wird, sie wirkt sofort sankti­onsverschärfend. Dass diese Gewerbsmäßigkeit reformbedürftig ist, ist evident. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Nein! Ein Taschendieb muss natürlich festgenommen werden!)

Aber, meine Damen und Herren, die kurze Periode, die man in die Zukunft schaut, hat auf der anderen Seite das Synonym des kurzen Gedächtnisses. Das ist alles verges­sen! (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wollen Sie einen Taschendieb laufen lassen, der in der Straßenbahn permanent Geldbörsen stiehlt?) Jetzt wird ein Gesetz vorgelegt, das ei­nen Effekt hat, nämlich dass wir dieses Problem auf 2005 verschieben. Aber offen­sichtlich geht diese Bundesregierung davon aus, dass sie selbstverständlich 2005 kei­nerlei Verantwortung mehr haben wird und will, sonst könnte sie nicht sehenden Auges in eine abzusehende Katastrophe auf dem Gebiet der Belegung der österreichischen Justizanstalten laufen. (Abg. Scheibner: Schade, dass das nicht mehr im Fernsehen ist! Das wären 2 Prozent weniger für die Grünen!)

Das halte ich für unverantwortlich, nachdem in den letzten Jahren auch inhaltliche Maßnahmen gesetzt wurden, die jetzt die österreichischen Gefängnisse füllen. Die Drogengrenzmengen-Verordnung wurde geändert. Jugendliche und junge Erwachsene sitzen jetzt massiv häufiger hinter Gittern (Abg. Dr. Partik-Pablé: ... Reglementie­rung!) – versuchen Sie einmal, sich zu überlegen, was das für ihr Leben bedeutet! –, und die Politik, die diese Gefängnisse füllt, ist eine, die auch das materielle Strafrecht angegangen ist. (Abg. Donabauer: Gibt es einen Grund dafür ...? – Abg. Dr. Partik-Pablé: Wir wollen nicht alle Kriminellen laufen lassen, Frau Abgeordnete!)

Beispiele dieser Art gäbe es noch einige auf diesen 700 Seiten, und konkret bei den sechs neuen Gesetzen, die geschaffen wurden.

Es ist nun einmal so – das hat Frau Kollegin Moser heute schon einmal gesagt –, dass Herr Klubobmann Molterer davon spricht: Jetzt ist es Zeit, das Notwendige und das Richtige zu tun. – Ich weiß nicht, worauf er das bezieht. Denn hier, auf diesen 700 Seiten, habe ich nichts Richtiges und schon gar nichts Notwendiges gefunden, das heute beschlossen werden soll. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das wundert uns aber nicht!)

13.21

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Frau Abgeordnete Rossmann. Redezeit auf eigenen Wunsch: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


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