Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 365

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Präsident Dr. Andreas Khol: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Cap ans Wort. Selbst gewählte Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte, Herr Klubobmann.

 


17.45

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Klubobmann Scheibner! Geben Sie keine Ratschläge, was eine gute Opposition ist (Abg. Scheibner: Wir wissen aber, wie das geht!), sondern seien Sie einmal eine gute Regierung und Regierungspartei, denn das haben Sie bis jetzt noch nicht zusammengebracht! (Beifall bei der SPÖ und den Grü­nen.)

Im Übrigen plädiere ich dafür, dass man hier auf dem Boden eine Mikrophonanlage anbringt, damit all jene FPÖ-Abgeordneten, die in den letzten Wochen schon im Liegen Politik gemacht haben, gleich liegend weitersprechen können, denn sie lieferten per­manent Umfaller. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Heftige Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Wir nehmen zur Kenntnis, dass Ihnen Machterhalt wichtiger ist als soziale Gerechtig­keit. Wir nehmen zur Kenntnis, dass Ihnen Machterhalt wichtiger ist, als sich einer Ab­stimmung durch die Bevölkerung zu stellen. Ihnen sind die Posten, Ihnen ist die Regie­rungsbeteiligung wichtiger. Wir nehmen das zur Kenntnis und werden das der Bevölke­rung auch in den Wahlkreisen mitteilen. Ebenso werden wir der Bevölkerung mitteilen, wer sich heute bei den namentlichen Abstimmungen hinter diese ungerechten Refor­men gestellt hat. Das werden wir der Bevölkerung mitteilen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen sowie Zwischenrufe und demonstrativer Beifall bei der ÖVP und den Frei­heitlichen.)

Sie können sich jetzt gegenseitig Mut zujohlen, das können Sie probieren, wie derjeni­ge, der pfeifend in den Wald geht. Sie kennen die Umfragewerte, Sie kennen die Stimmung in Österreich, Sie kennen die Stimmung in Ihren Wahlkreisen, machen Sie sich nur gegenseitig Mut. Ich verstehe, dass Sie sich hier Mut machen wollen, aber ich sage Ihnen: Auch wenn Sie heute die Abstimmung gewinnen sollten – der Druck in beiden Klubs war ja mächtig genug –, ist das ein Pyrrhussieg!

Vielleicht war es auch nur ein PR-Gag, dass Herr Dolinschek, der ja im Budgetaus­schuss dafür gestimmt hat, dann plötzlich mit sieben anderen bei einer Pressekonfe­renz in Klagenfurt gesagt hat: Nein, wir wollen doch nicht zustimmen! Vielleicht war es einfach ein PR-Gag, mit dem Sie zeigen wollten, dass Sie bis zum Schluss kämpfen. – Einen Schmarren haben Sie bis zum Schluss gekämpft! Schauen Sie sich doch an, was herausgekommen ist: Noch unsozialer ist es geworden! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Herr Neugebauer hat sein Solidaritätsbewusstsein heute an der Tür, beim Eingang abgegeben. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Wenn Sie heute gewinnen sollten, wird es ein Pyrrhussieg sein. Die, die sich in der Geschichte auskennen, wissen, was ein Pyrrhussieg ist: ein Sieg auf dem Weg zur endgültigen Niederlage (Abg. Wittauer: Wir sind ja nicht bei „Wünsch dir was“! – und für diese werden wir sorgen, dafür, dass Sie für den heutigen Tag bezahlen werden! (Abg. Wittauer: Wir haben dafür gesorgt, dass Sie auf der Oppositionsbank sitzen!)

Solch eine unsoziale Reform, ein Budgetbegleitgesetz in dieser Art und Weise hier durchzuziehen, das ist unfassbar, undemokratisch. Sie sind dann der Sieger gegen die österreichische Bevölkerung, der Sieger gegen die Frauen, gegen die unter 35-Jäh­rigen und, Herr Abgeordneter Neugebauer, auch gegen die ASVG-Pensionisten, de­nen gegenüber Sie Solidarität haben vermissen lassen. Da sind Sie der Sieger! (Bei­fall


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