Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 22. Sitzung / Seite 58

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

sind, dass zum Beispiel Einrichtungen wie das Depot erst wieder im Sep­tember aufmachen können, um nur vier Monate für ein Jahr Programm zu machen.

Beim Orpheus Trust, der Dokumentationsstelle für österreichische Musiker, die von den Nazis vertrieben wurden, fehlt ebenso ein kleiner Betrag für deren Programm, so­dass ein dort Beschäftigter dann sagen muss: Ich arbeite jeden Tag von neun Uhr in der Früh bis Mitternacht. Nach sieben Jahren permanenten Überlebenskampfes bin ich manchmal zu müde, um zu sehen, was ich erreicht habe. – Das ist sehr schade. Das ist eine Frage, wie man das handhabt. Wie geht man mit dem Kunstbudget, mit dem Mitteleinsatz um?

Das, was ich Ihnen wirklich zum Vorwurf machen muss, Herr Staatssekretär, ist, dass Sie die Probleme dieser Initiativen nicht sehen und oft bis zum Mai warten. Diese Leute müssen Ihnen monatelang für ihre Planungssicherheit, für ihre Projekte nachtelefonie­ren. Das ist keine Kunst- und Kulturpolitik! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Was passiert, wenn Sie tatsächlich politische Schwerpunkte setzen? – Ich habe das so verstanden, dass ein politischer Schwerpunkt die regionale Stärkung, regionale Kultur­initiativen sind, das Wegverteilen von Wien hin zu den Bundesländern. Was passiert, wenn man so etwas macht? – An und für sich kann man über das sehr wohl diskutie­ren. Ich teile da durchaus auch Ihre Einschätzung, dass man da Kriterien anlegen kann. Aber was passiert, wenn Sie so etwas machen?

Wir haben das in den internationalen Medien als Welle der Empörung wahrgenommen. Was passiert, wenn Sie eine kleine Subvention streichen? – Da kommen Kommentare wie „sittenwidriger Gunstentzug“, „Brachialmethoden“, „irritierende Fehlleistungen“. „Eine Umverteilung tut aus Sicht der Länder Not. Moraks Brachialmethoden sind je­doch fatal.“, lauten die Schlagzeilen. Das steht alles in renommierten internationalen Zeitungen.

Ich frage mich: Wie passiert das? Wie passiert es, dass Ihnen ständig bei Ihren politi­schen Vorhaben eine Welle der Empörung entgegenschlägt? Das war bei den Wiener Festwochen, das war bei der „Diagonale“. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Wenn nur Linke drinnen sitzen!) Bei der „Diagonale“ war es noch schlimmer, als bei diesem renommier­ten Festival die Ausschreibung der neuen Intendanz zu einer Welle der Empörung ge­führt hat.

Ich frage mich, ob Sie sich vielleicht auch fragen (Abg. Dr. Fekter: Das ist doch die Antwort!), warum diese Fehlleistungen immer im Nachhinein solche Wellen schlagen, warum das nicht funktioniert. Ich habe länger darüber nachgedacht und der Schluss, zu dem ich gekommen bin ... (Abg. Dr. Fekter: Das waren die sozialistischen Förder­töpfe, die dieses ...!) – Es waren nicht die sozialistischen Fördertöpfe! Wenn Ihnen bei der Kunst- und Kulturpolitik als einziges Argument immer wieder nur die Schulden aus der Vergangenheit einfallen, dann ist das wirklich sehr schade.

Aber warum passiert Ihnen das ständig, dass Österreich im Ausland als blamabel hin­gestellt wird? In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sind Kommentare zu lesen wie: aus dem Regierungsbunker in Wien konservative Kulturpolitik. – Da werden Theater-Intrigen zitiert.

Ich bringe ein Zitat aus der „Presse“ – das ist wahrlich keine subversive Zeitung –: „Theater-Intrigen sind böse. Die bösesten aber sollen die Burgtheater-Intrigen sein. Das ist natürlich eine Unterstellung, die wir nicht teilen. Der Kenner sieht aber doch mit Staunen nach der Kabale um die Josefstadt die Kabale um die Diagonale. In beiden Fällen zog der ehemalige Burgschauspieler und jetzige Kunst-Staatssekretär Franz Morak die Fäden.“

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite