9.04
Abgeordnete Gabriele Binder (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Landwirtschaft, ländlicher Raum – zwei Bereiche, die untrennbar miteinander verbunden sind. Die bestehenden Strukturen beeinflussen nachhaltig das Leben der Menschen, die dort leben, arbeiten und wohnen. Die Bedingungen für die Frauen sind im ländlichen Raum allerdings unterschiedlich, und doch weisen sie meiner Meinung nach viele Gemeinsamkeiten auf.
Einerseits gibt es die Gruppe der Bäuerinnen, die entweder selbst oder mit ihrem Partner einen Hof führen oder unterstützend mithelfen. Der Anteil der weiblichen Betriebsführerinnen betrug im Jahr 2000 noch 40 Prozent. Die geleisteten Tätigkeiten waren sehr zahlreich, vielseitig und umfangreich. Umso mehr bedaure ich es, dass im Grünen Bericht 2001 das Kapitel „Frau in der Landwirtschaft“ fehlt und somit keinerlei Vergleiche angestellt werden können. (Beifall bei der SPÖ.)
Die andere Gruppe von Frauen lebt im ländlichen Raum, wird aber nicht den Bäuerinnen zugeordnet. Die Gemeinsamkeiten, aber auch die Unterschiede der Lebensbedingungen können und dürfen nicht unter den Teppich gekehrt werden.
Welche Problemfelder finden Frauen im ländlichen Raum vor? – Traditionelle Rollenbilder, unzureichende Kinderbetreuung, erschwerten Zugang zu Bildung und Beratung, mangelndes Netz an öffentlichen Verkehrsmitteln, fehlende Arbeitsplätze für Frauen bis hin zum Gefühl von Isolation, Ausgrenzung und Abgeschnittenheit vom Leben, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Aushöhlung des ländlichen Raumes, zum Beispiel durch die Schließung von Polizei- und Gendarmerieposten und Postämtern, gleicht einem Kahlschlag und bedeutet schlicht und einfach eine Verschlechterung für die Menschen und vor allem und gerade für die dort lebenden Frauen.
Die klassische Landwirtschaft wie auch die ländlichen Regionen leben und profitieren von finanziellen Förderungen und Stützungen unterschiedlichster Art, genauso wie die Infrastruktur, der Dienstleistungsbereich, öffentliche Einrichtungen, aber auch wirtschaftliche Strukturen dem Staat etwas wert sein müssen. Der Rückzug des Staates aus seiner Verantwortung wäre für die Landwirtschaft fatal. „Weniger Staat, mehr privat“ würde das Ende aller gewachsenen Strukturen und des gesellschaftlichen Zusammenhaltes bedeuten. (Beifall bei der SPÖ.)
Was wir brauchen, meine Damen und Herren, ist Verteilungsgerechtigkeit, eine ausgewogene Balance zwischen staatlicher Förderung und privater Eigenverantwortung, denn es geht um zukunftsorientierte Perspektiven für die ländlichen Regionen und auch um Solidarität im ländlichen Raum. (Beifall bei der SPÖ.)
9.07
Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr hat sich Herr Abgeordneter Franz Grillitsch zu Wort gemeldet. Redezeit: wunschgemäß 8 Minuten. – Bitte.
9.07
Abgeordneter Fritz Grillitsch (ÖVP): Sehr geehrter Herr Bundesminister! Herr Präsident! – Mein Vorname ist übrigens Fritz und nicht Franz! (Heiterkeit.) – Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir haben Ihnen heute ein gesundes Lebensmittel, einen Apfel überreicht als Gruß der österreichischen Landwirtschaft, um darauf hinzuweisen, dass wir in Österreich mit unseren bäuerlichen Strukturen sichere Lebensmittel produzieren und somit den Anforderungen der Konsumenten entgegenkommen. Wir geben damit den Konsumenten die Gewissheit, wer wie wo produziert, was letztlich auch Nachvollziehbarkeit für den Konsumenten bedeutet. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)