Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 94

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

„nur“ – unter Anführungszeichen – weil er einen Arzt braucht, mit dem er auch spre­chen kann. – Das ist ein großes Manko!

Frau Ministerin! Da besteht größter Handlungsbedarf, damit auch gehörlose Menschen endlich eine adäquate medizinische Versorgung in Anspruch nehmen können. Dazu gehört auch das ärztliche Gespräch.

Dasselbe Problem besteht bei blinden Menschen: Die können zwar in die Arztpraxis gehen, aber wenn blinde Menschen in ein Krankenhaus kommen, sind sie völlig über­fordert, weil es den dort tätigen Personen noch nicht klar ist, dass sie zumindest an­klopfen und sich vorstellen könnten, wenn sie den Raum betreten. Blinde Menschen sehen das nicht, und plötzlich steht jemand im Raum, und niemand weiß, wer es ist.

Frau Ministerin, auch die Ausstattung von Arztpraxen und Ambulatorien und generell im stationären Bereich lässt mehr als zu wünschen übrig. Es ist noch immer nicht selbstverständlich, dass zum Beispiel mobilitätsbehinderte Menschen oder Menschen im Rollstuhl ihren Gehersatz im Zimmer behalten dürfen. Wenn ich ins Krankenhaus komme, wird mir sofort der Rollstuhl weggenommen, was in mir natürlich Panik aus­löst, weil der Rollstuhl ein Teil von mir ist, den ich bei mir haben will und nicht irgendwo in einem Abstellkammerl.

Frau Ministerin, auch all die medizinischen Geräte sind nicht so gebaut, dass sie auch von allen genutzt werden können. Versuchen Sie einmal nachzufragen, wie es in der Vorsorgemedizin ausschaut! Selbst eine Mammographie zu machen geht ganz einfach nicht vom Rollstuhl aus. Auch ein Lungenröntgen und viele andere Untersuchungen sind auf Grund der nicht-barrierefreien Geräte nicht möglich.

Es ist ganz toll, dass es jetzt auch die Einschaltung im Fernsehen für die Kampagne für Vorsorgeuntersuchungen gegen Krebs gibt. Aber denken Sie einmal darüber nach, wie wenige Menschen das machen können und wie viele von diesen Untersuchungen aus­geschlossen sind, weil es ganz einfach keine barrierefreie Nutzung dieser Geräte gibt.

Wenn ich mir jetzt das Budget und die paar Dinge anschaue, die ich jetzt in der kurzen Zeit aufzählen konnte, dann, muss ich sagen, weiß ich nicht, ob wir wirklich eine der besten medizinischen Versorgungen haben. – Nein, die haben wir ganz einfach nicht! Frau Ministerin! Da besteht Handlungsbedarf. Das Geld, das Sie jetzt zur Verfügung haben, wird nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein sein. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.21

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Zu Wort gemeldet hat sich nun Herr Staatssekretär Dr. Waneck. Redezeit: 10 Minuten. Wenn Sie länger sprechen, wird das der FPÖ ab­gezogen. – Bitte, Herr Staatssekretär.

 


14.21

Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit und Frauen Dr. Reinhart Waneck: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete! Sehr geehrte Frau Ministerin! Die erste Rede des Herrn Nationalratsab­geordneten Lackner hielt ich für sehr bemerkenswert. Sie fand auch am richtigen Ort statt, allerdings zur falschen Zeit. Er hat über Selbstbehalte gesprochen. – Selbstbehal­te kennt diese Regierung nicht und hat sie auch vorher nicht gekannt. (Abg. Dr. Gabriela Moser: Ambulanzgebühr!) Den einzigen Selbstbehalt haben wir zurück­genommen. Er hat offensichtlich über die 16 anderen Selbstbehalte gesprochen, die in den vergangenen 30 Jahren als Wildwuchs entstanden sind und wo wir jetzt endlich zur richtigen Zeit auch dem nachkommen, indem wir die Verantwortungsträger, näm­lich die Sozialversicherungen, damit beauftragen, einen Vorschlag zu machen: Selbst-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite