Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 32

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wesentlicher Indikator dafür sind, wie es mit der wissensbasierten Wirtschaft aussieht. Diese Ressourcen sind beileibe nicht so, wie sie sein sollten, ja sie liegen nicht einmal im EU-Schnitt.

Wenn Sie sich das Verhältnis von Forschern und Forscherinnen im Vergleich zur Erwerbsbevölkerung ansehen, erkennen Sie, dass dieses in Österreich beschämend niedrig ist. Wir kommen nicht einmal auf fünf Forscher und Forscherinnen pro 100 000 Erwerbstätige. Das ist unter dem EU-Durchschnitt, der bei 5,4 liegt, ist aber auch weit unter dem Anteil, den zum Beispiel Schweden oder Finnland haben, die zwi­schen neun und sogar 16 liegen.

Das heißt, da gibt es tatsächlich ein Defizit, und da werden Sie einmal konkrete Maß­nahmen dahin gehend auf den Tisch legen müssen, wie Sie den Anteil von Forschern und Forscherinnen in Österreich zu erhöhen gedenken. (Neuerlicher Beifall bei den Grünen.)

In diesem Zusammenhang noch ein „Detail“, das auch nicht ganz untypisch ist: Der An­teil der Forscherinnen im Forschungspotenzial liegt EU-weit zwischen 19 und 43 Pro­zent. Und Sie dürfen raten, wo Österreich liegt. – Richtig! Bei 19 Prozent. Österreich ist also absolutes Schlusslicht, was den Anteil der Forscherinnen im Forschungspotenzial betrifft. Und auch da sind keinerlei Maßnahmen festzustellen, die daran etwas ändern würden. (Abg. Lentsch: Warum?) Warum? – So gehen Sie mit den Humanressourcen in Österreich um, auch mit den Ressourcen der Frauen! Sie werden doch nicht be­haupten wollen, dass die Frauen die schlechteren Forscherinnen sind! (Beifall bei den Grünen.)

Das heißt, Sie werden sich einmal anschauen müssen, wo diese „gläserne Decke“ ist. Dazu gibt es ausreichend Untersuchungen. (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzei­chen.)

Mein Schlusssatz: Was wir brauchen, sind nicht Ankündigungen, leere Worte und Lip­penbekenntnisse, sondern Maßnahmen, konkrete Maßnahmen, mit Zahlen belegt, wo Sie zeigen, wie Sie das Wachstum in Bereichen wie Forschung und Technologie an­kurbeln wollen. (Beifall bei den Grünen.)

9.46

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Hakl. Redezeit: 5 Minuten. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


9.47

Abgeordnete Mag. Karin Hakl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Herren Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Es ist heute schon ein paar Mal gesagt worden: Wir können uns nicht von einer internationalen Entwicklung abkoppeln! Aber es gibt den berühmten kleinen Unterschied, und den sieht man zum Beispiel zwischen Deutschland und Österreich, wie ich finde, sehr deutlich: den Unterschied, wie die Re­gierung eines kleinen Landes, das auf Erfolgskurs fährt, im Gegensatz zu jener eines großen Landes, das auch psychologisch irgendwie erstarrt, als Mutmacher und als Motor fungieren kann. Und diesen kleinen Unterschied in der Regierungsarbeit haben wir zum Vorteil unseres Landes genützt! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wie groß der kleine Unterschied tatsächlich ist, ist sehr stark spürbar gerade in den westlichen Bundesländern, die an Deutschland grenzen. Wir waren am Wochenende am Walchsee schwimmen, einem kleinen See, direkt an der Grenze zu Bayern, und kamen dort mit jungen Leuten, quasi am Badetuch nebenan, zu reden. Davon waren zwei arbeitslos – sie hatten in München gerade ihren Job verloren – und haben uns gleich gefragt: Wo könnten wir uns denn bewerben? Wir überlegen uns: Salzburg?


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