Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 149

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diesem Thema sagen, weil die USA eine Klage bei der WTO gegen die Europäische Union beabsichtigen.

Es ist nicht nur so, dass die Europäer so massiv gegen gentechnisch modifizierte Lebensmittel auftreten, sondern mittlerweile auch über 50 Prozent der amerikanischen Bevölkerung. Das nimmt wunder, weil die amerikanische Bevölkerung über genmodifi­zierte Organismen relativ wenig weiß; wenn sie noch mehr wüssten, würden wahr­scheinlich noch viel mehr dagegen auftreten.

Insgesamt wurde bei einer weltweiten Umfrage des Pew Global Attitude Project bestä­tigt, dass zwei Drittel der weltweiten Bevölkerung genveränderte Lebensmittel ableh­nen. Das heißt, wenn wir so etwas massiv betreiben, dann befinden wir uns sozusagen mit der Bevölkerung in totaler Übereinstimmung, und es ist kein unbotmäßiges Verlan­gen, wobei interessanterweise Australien als nächstes Land ein Gen-Moratorium aus­gerufen hat. Das wird dann das nächste Land sein, das von den USA geklagt wird. Die Australier wollen die Einführung von genveränderten Nahrungsmitteln für drei Jahre auf Eis legen, weil sie sagen: Was hindert uns eigentlich daran, die gesundheitsgefährden­den Momente von genmodifizierten Nahrungsmitteln im Rahmen eines längeren Ver­suchs zu untersuchen? Das ist ja nichts Unmögliches.

Auffällig ist, dass in Amerika jedes dritte Baby übergewichtig ist, und jedes zweite Baby muss als fettleibig bezeichnet werden. Es gibt nur noch ein zweites Land auf der Welt, das eine ähnlich dramatische Entwicklung bei den Kleinkindern aufweist. Das ist China, das erst vor kurzem gentechnisch modifizierte Lebensmittel auf dem Markt zugelassen hat. Dort sind auch genmodifizierte Lebensmittel tägliches Brot. Das sollte uns doch sehr zu denken geben und sollte auch Ihre Bereitschaft, bei unserem Entschließungs­antrag mitzugehen, etwas beflügeln, weil es da um Gesundheit geht. (Beifall bei den Grünen.)

Zum Thema WTO möchte ich noch Folgendes sagen: In der Anfragebeantwortung des Bundesministers steht, dass in Doha klar zum Ausdruck gebracht wurde, dass in den nächsten Landwirtschaftsverhandlungen die differenzierte Behandlung der Entwick­lungsländer ein integraler Bestandteil sein muss. Wir haben in unserem Entschlie­ßungsantrag darauf abgestellt, dass wir die europäische Landwirtschaft dort schützen, wo sie notwendigerweise geschützt wird, dass wir gleichzeitig aber auch ein gänzliches Abgehen von den Exportförderungen fordern, weil wir nämlich mit diesen gestützten Preisen die landwirtschaftliche Entwicklung in den Ländern des Südens verhindern be­ziehungsweise überhaupt ruinieren.

Jetzt würde mich noch eines interessieren, Herr Abgeordneter Grillitsch: Sie haben zu­erst gesagt, wir seien die Schrittmacher der österreichischen Landwirtschaft. (Abg. Grillitsch: Europäischen!) Der europäischen Landwirtschaft. – Ich dachte immer, „Schrittmacher“ hätte etwas (Abg. Grillitsch: In Österreich sind wir eh gut!) mit einem kranken Herzen zu tun. (Abg. Mag. Molterer: Nein!) Wie krank ist die Landwirtschaft?

Ich habe manchmal den Eindruck, sie ist nicht wegen, sondern trotz Ihrer Landwirt­schaftspolitik immer noch ziemlich gesund, weil die Bauern und die Bäuerinnen immer noch ihre eigenen Wege gehen und Direktvermarktung (Abg. Mag. Molterer: Schritt­macher ist jemand, der ein Rennen anführt!), Bioprodukte selbst entwickelt haben – zum Teil gegen den massiven Widerstand der ÖVP-Bauern. –Danke. (Beifall bei den Grünen.)

16.28

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Schiefermair. Redezeit: 7 Minuten. – Frau Abgeordnete, Sie sind am Wort.

 


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