Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 28. Sitzung / Seite 219

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den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung austrocknen: minus 20 Prozent im heurigen Jahr! Sie gefährden damit den Studienstandort Österreich und auch den Forschungsstandort. Warum? – Das weiß niemand. Das ist und bleibt Ihr Ge­heimnis, so wie es Ihr Geheimnis bleibt, warum Sie so beharrlich die Warnungen, die Hilferufe, die Hinweise der Universitäten wegreden. (Präsident Dr. Khol gibt das Glo­ckenzeichen.)

Herr Präsident! Ich hatte nicht vor, nur fünf Minuten zu reden, ich möchte gerne länger sprechen. – Ich danke Ihnen. (Abg. Schieder: Der Klub hat noch nicht ja gesagt!)

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Ihr Ordner wird es Ihnen danken.

 


Abgeordneter Josef Broukal (fortsetzend): Schon am 13. Juni spricht die Rektoren­konferenz – es ist Ihnen vielleicht nicht mehr so präsent – von einer – wörtlich – „dra­matischen Budgetsituation“. Die Kürzungen von heuer 73 Millionen € im Vergleich zum Jahr 2002 würden durch die Steigerung von 35 Millionen im Jahr 2004 nicht wettge­macht.

An der Universität Wien werden heuer die Fensterscheiben nicht mehr geputzt. – Sind wir im Jahr 1945?

Die Veterinärmedizinische Universität muss bei der Tierrettung sparen. – Haben wir kein Geld mehr für Tierliebe?

Die Technische Universität will im September ihre Stromkosten schuldig bleiben. –Genieren Sie sich nicht dafür, die Universitäten so auszuhungern? (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.)

Die Universität für angewandte Kunst in Wien bekommt heuer um 5 Prozent weniger Geld als im Jahr 2002. Sie muss dort, wo sie sparen kann, also die Ausgaben nicht fix verplant hat, etwa bei Gehältern, beim frei verfügbaren Geld, die Notbremse ziehen, dass es quietscht. Im zweiten Halbjahr hat sie für operative Ausgaben um ein Drittel weniger Geld als in den Jahren davor. Konkret wird die Kürzung des operativen Bud­gets der Universität für angewandte Kunst um 33 Prozent folgende Auswirkungen haben. Ich zitiere aus einem Schreiben des Rektorates:

„a.. Ab sofort können keine Investitionen mehr getätigt werden. Das betrifft sowohl die Ersatzbeschaffung für funktionsuntüchtige Geräte als auch notwendige Neuanschaf­fungen.

b.. Gerätereparaturen können bis zum Jahresende nicht mehr durchgeführt werden.

c.. Softwareankäufe müssen stark reduziert werden.

d.. Die Anschaffung von Verbrauchsmaterialien für Forschung, Lehre und Kunstent­wicklung muss drastisch reduziert werden.

e.. Die Bibliothek hat ab sofort keine Ankaufsmittel für Bücher mehr zur Verfügung.

f.. Ausstellungen und Publikationen müssen reduziert werden.

g.. Der ausgebaute Dachboden kann nicht oder nur zum geringsten Teil besiedelt wer­den ...

h.. Die dringend notwendige Adaptierung der Räume für die Studienrichtung Foto­grafie ... wird nicht möglich sein.“

Das Schreiben der Universität schließt mit dem Satz: „Angesichts der dramatischen Situation gibt es sogar schon Stimmen innerhalb der Universität, die vorschlagen, die Angewandte im Herbst zumindest teilweise zuzusperren, weil ein qualitätsorientierter


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