Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 81

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Parlamentarischer Widerstand und das Bedürfnis, Gesetze, in denen es um schwer­wiegende Grundrechtseingriffe geht, im Parlament intensiv zu diskutieren, das heißt jene, die diese Bedenken vorgebracht haben, und die parlamentarische Opposition haben es bis jetzt zumindest geschafft, diese intensive Diskussion im Parlament auch tatsächlich Wirklichkeit werden zu lassen.

Und gestern, Herr Bundeskanzler – und da will ich Ihnen, wenn Sie so wollen, einen Tag später einen Live-Bericht geben, denn ich weiß nicht, ob Sie schon Gelegenheit hatten, mit den Kolleginnen und Kollegen der Regierungsfraktionen oder mit dem Herrn Bundesminister selbst darüber zu sprechen – hat der erste Teil dieser Diskussion hier im Parlament stattgefunden. Und ich lege Ihnen nun nicht meine Einschätzung dar, sondern lese nur vor, was österreichische Tageszeitungen wie der „Kurier“ beispiels­weise schreiben: „Grenzenlose Ablehnung für Strassers Asyl-Entwurf“

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin schon lange im Nationalrat und habe schon viele Gesetzwerdungen miterlebt, aber eine so einhellige Ablehnung eines Ge­setzentwurfs von Seiten der gesamten Expertenszene, ob das jetzt Professoren, Vertreter von Kirchen oder Vertreter von Flüchtlingsorganisationen sind, aber auch seitens jener Institutionen, die sich Herr Bundesminister Strasser zu seiner eigenen Beratung eingerichtet hat, wie den Menschenrechtsbeirat, habe ich im Parlament noch selten erlebt. (Abg. Ellmauer: Das ist nur teilweise richtig!)

Der Herr Präsident des Obersten Gerichtshofs in Ruhe, Dr. Felzmann, hat gestern hier im Lokal VIII in seiner Funktion als Vorsitzender des Menschenrechtsbeirates beim Ex­pertenhearing zum neuen Asylgesetz wortwörtlich gesagt, er habe Zweifel, ob das Ziel dieser Novelle, nämlich die Beschleunigung von Asylverfahren in Österreich, auch tatsächlich erreicht werden könne, denn die Novelle stelle eine Verletzung von Grund­rechten und völkerrechtlichen Verpflichtungen dar.

Es mutet schon mehr als seltsam an, wenn jene Einrichtung, die dem Minister für seine politischen Vorhaben beratend zur Seite steht, solche Bedenken im Parlament depo­niert, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Abg. Krainer: Er liest sie ja nicht!) Und es zeigt, dass der wirkliche Grundrechts-Aufschrei, der von der Wissenschaft, den regierungsunabhängigen Organisationen und der Opposition ausgegangen ist, gleich­zeitig auch gemeinschaftliches Bestreben aller parlamentarischen Fraktionen und aller Experten ist: Asylverfahren in diesem Land müssen schneller, besser und rechtsstaat­lich einwandfrei werden.

Schneller und besser! Die raschere Erledigung von Asylanträgen in Österreich – das ist der Schlüssel und das sollte auch die Herbstarbeit der österreichischen Bundesregie­rung bestimmen, denn diese hat es nämlich in der Hand, diese Raschheit im Asylver­fahren auch tatsächlich umzusetzen.

Herr Bundesminister! – Der Herr Bundesminister Strasser ist ja nicht anwesend, ob­wohl das so ein großes Herbstvorhaben ist, aber der Herr Bundeskanzler. – Herr Bun­deskanzler! Ich habe heute in diesem Zusammenhang von Herrn Vizekanzler Haupt und dann von Herrn Klubobmann Molterer nur Folgendes gehört: Es gehe darum, die Sicherheit zu gewährleisten.

In den Wortmeldungen zum Thema ging es dann sogar so weit, dass sich Herr Klubob­mann Scheibner dazu verstiegen hat, ein Szenario zu skizzieren, das bar jeder Realität ist. (Abg. Wittauer: Das stimmt ja nicht!) Er hat uns allen, die das hörten, tatsächlich weismachen wollen, dass es in Österreich Asylanträge aus Deutschland, aus Ungarn und aus der Schweiz gäbe, und das in größer Fülle. (Abg. Scheibner: Das stimmt nicht, ich habe nicht von großer Fülle gesprochen, sondern nur von der Möglichkeit!)

 


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