Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 108

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knüpfen einfach die Briefwahl mit einem ansatzweisen Nachdenken über die Herabset­zung des Wahlalters auf 16 Jahre. Anders kann ich es mir nicht vorstellen, wie Sie zu dieser Verbindung kommen.

Ihre Überlegungen gehen offenbar davon aus: Wo können wir Stimmen gewinnen? Sie haben zwar gesagt, es kommt für Sie demokratiepolitisch derzeit nicht in Frage, dass das Wahlalter herabgesetzt wird. Als Beispiele haben Sie sofort Gemeinden gebracht, wo die ÖVP dazugewonnen hat, als die Sechzehnjährigen wahlberechtigt waren.

Herr Lopatka! Wir machen nicht so Politik, dass wir überlegen: Bringt es uns eine Stimme oder nicht? Hier geht es um die Frage: Sind Sechzehnjährige in der Lage, mit­bestimmen zu können, mitwählen zu können?, und wir sagen dazu ein ganz klares Ja. Uns ist es egal, wie diese Sechzehnjährigen abstimmen werden – das ist ihre Ent­scheidung, aber wir müssen ihnen die Voraussetzung dafür geben. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Kollege Wittmann hat schon einige Beispiele angesprochen, dass Jugendliche sehr wohl Verantwortung übernehmen müssen und das auch tun. Ein Unterschied, der für mich besteht, ist, dass nicht erst jemand, der/die Steuer zahlt, ein Wahlrecht haben soll und damit auch die Entscheidung über Steuermittel, sondern natürlich auch all jene, die noch nicht erwerbstätig sind, wie Schülerinnen und Schüler oder Studierende.

Es ist ganz eigenartig, wie der Gesetzgeber sozusagen den Jugendlichen Verantwor­tung zumutet oder zutraut. Während es im medizinischen Bereich schon mit 14 möglich ist zu entscheiden: Will ich diese Operation oder will ich sie nicht?, während es mit 17 möglich ist, den Führerschein zu machen, während es möglich ist, nicht nur Verträge abzuschließen, sondern auch Schulden zu machen, die unter Umständen ganz lang­fristige Auswirkungen auf die Zukunft haben, glauben Sie, dass die Jugendlichen noch immer nicht fähig sind, politische Entscheidungen zu treffen.

Wir haben in diesem Alterssegment 5,9 Prozent Wahlberechtigte. Wenn es darum geht, den Sechzehn- und Siebzehnjährigen die Möglichkeit der Wahl zu geben, dann geht es um 190 000 Jugendliche mehr, die wahlberechtigt sind. Ich fordere Sie auf: Geben Sie diesen 190 000 Jugendlichen die Chance, zu wählen!

Wir Grüne bringen heute einen Antrag ein, der folgendermaßen lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mandak, Glawischnig, Brosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wahlaltersenkung

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat bis Ende des Jahres eine Regierungsvorlage vorzulegen, welche die Senkung des aktiven Wahlalters bei Natio­nalratswahlen, Bundespräsidentenwahlen, Wahlen zum europäischen Parlament sowie Volksabstimmungen, -befragungen und -begehren auf das vollendete 16. Lebensjahr am Stichtag der Wahl zum Inhalt hat.

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Ich bitte Sie, ich fordere Sie auf: Unterstützen Sie diesen Antrag! Wenn Ihnen die Ju­gend tatsächlich wichtig ist, so wie Sie das immer behaupten, geben Sie den Jugend­lichen die Möglichkeit zur Mitbestimmung nicht nur bei irgendwelchen Kleinprojekten, sondern auch bei Wahlen und – ganz, ganz wichtig! – auch bei Volksabstimmungen, bei Volksbefragungen und bei Volksbegehren! Klammern Sie sie nicht aus! Reden Sie


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