Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 32. Sitzung / Seite 127

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nis, das sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert hat. Ähnliches gilt im Bereich der Hochschulbildung: Gerade einmal 40 % der StudienanfängerInnen sind Kinder von Eltern ohne Matura – Tendenz rückläufig.

Die Regel an Österreichs Schulen ist nach wie vor Unterricht in unzusammenhängen­den 50-Minuten-Blöcken am Vormittag. Ein pädagogisch innovatives Ganztagsschul­system wird von der Bildungsministerin abgelehnt.

Die Diskussion um die Ausweitung von Ganztagsschulen wird von den Regierungspar­teien ausschließlich unter dem Betreuungsaspekt geführt. Dieses Modell der Nachmit­tagsbetreuung für jene, die es wollen, würde die in keiner Form mehr zeitgemäße Gestaltung der Unterrichtsrealität an den Vormittagen nicht verändern. Pädagogisch innovative Ganztagsschulen leben von einem Wechsel von Lernphasen, Projektunter­richt, sportlichen oder musischen Aktivitäten sowie Erholungsphasen. Darüber hinaus wird der Anteil privaten Lernens, zum Teil mit Nachhilfe, vorwiegend in die Schulen verlagert. Im Bereich der Pflichtschulen ist mit der Verweigerung dieser pädagogischen Veränderung auch ein Abschieben der Verantwortung für die Nachmittagsbetreuung auf die Bundesländer verbunden. In mehreren Anfragebeantwortungen hat sich Bil­dungsministerin Gehrer als unzuständig für die Nachmittagsbetreuung an Pflichtschu­len erklärt.

Das Gehaltsschema der österreichischen LehrerInnen kennt nach wie vor nur ein zent­rales Kriterium, das Alter. Der Unterschied zwischen Einstiegs- und Höchstgehalt ist so groß wie in kaum einem anderen OECD-Land.

Die Jahreseinkommen der LehrerInnen werden in der jährlich erscheinenden OECD-Studie „Bildung auf einen Blick“ auf Basis von US-Dollar verglichen. Das Einstiegs­gehalt der österreichischen AHS-LehrerInnen beträgt 24.200 Dollar, das Gehalt nach 15 Jahren 30.600 Dollar und das Höchstgehalt 53.800 Dollar. Verglichen mit dem OECD-Durchschnitt steigen Österreichs LehrerInnen mit 400 Dollar mehr ein, verdie­nen nach 15 Jahren 3.000 Dollar weniger und liegen beim Höchstgehalt um 12.400 (!) Dollar über dem Durchschnitt. Ein sehr ähnliches Muster zeigt sich auch bei den PflichtschullehrerInnen und im gesamten öffentlichen Dienst.

Es zeigt sich also, dass Österreichs LehrerInnen vor allem im Hinblick auf den Wohl­stand des Landes mit unterdurchschnittlichen Gehältern einstiegen, nach 15 Jahren wesentlich unter dem Durchschnitt und dafür am Ende drastisch darüber liegen. Das Gehalt steigt im Lauf der Jahre auf das 2,4-fache des Einstiegsgehaltes. Während es in fast allen Ländern verschiedene Zulagensysteme gibt, z. B. für Weiterbildung, Lehr­qualifikation in mehreren Fächern oder besondere Aufgaben wie Lernbetreuung, wird in Österreich nur eines honoriert, das Altern.

Ist dieses Gehaltsschema gerecht? Nein. Niemand wird ernsthaft behaupten, dass die Leistung knapp vor der Pensionierung um 140 % höher als zu Beginn der Berufslauf­bahn oder um fast 80 % höher als nach 15 Jahren Berufserfahrung ist.

Ist dieses Gehaltsschema sinnvoll? Nein. Gerade dann, wenn durch eine Haushalts­gründung, ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung, durch Kinder in Folge einge­schränkter Erwerbstätigkeit bzw. des notwendigen Betreuungsaufwands der finanzielle Bedarf am höchsten ist, wird in Österreich weit unterdurchschnittlich verdient. Die hohen Einkünfte vor der Pensionierung führen zu einer beträchtlichen Sparquote. Das ist weder volkswirtschaftlich sinnvoll noch entspricht es den Bedürfnissen. Im öffent­lichen Bereich endet der Versuch, die Personalkosten einzudämmen nach wie vor in Frühpensionierungswellen. Ein solches, auf Altersbelohnung ausgerichtetes Gehalts­schema führt auch dazu, dass die Bereitschaft zu einem Wechsel der beruflichen Tätigkeit sehr gering ist. In vielen Fällen ist es nicht wünschenswert, dass LehrerInnen


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